Chenin Blanc

Chenin Blanc

Der Chenin Blanc ist eine recht unbekannte Rebsorte, deren beste Weine so gut wie nie unter dem Sortennamen etikettiert werden, sondern nach guter alter französischer Manier stets unter dem Namen der Appellation Contrôlée. Dennoch gehört der Chenin Blanc zu den ganz großen französischen Weißweinsorten und bringt einige Weine hervor, die ungeachtet des gänzlich anderen Stils auf einer Stufe mit den besten Weinen aus dem Chardonnay und dem Sauvignon Blanc stehen. In ihrer Heimat, dem Gebiet der mittleren Loire, ist die Sorte auch als Pineau oder Pineau de la Loire bekannt. Der Chenin Blanc wurde bereits vor über 1000 Jahren im Anjou kultiviert und breitete sich von dort aus an der mittleren Loire aus.

Ab dem 15. Jahrhundert ist sein Anbau in der Touraine urkundlich belegt.

Der Chenin Blanc ist ein Alleskönner - darin ähnelt er dem deutschen Riesling. Er liefert an der Loire ebenso großartige Beerenauslesen aus edelfaulen Trauben, äußerst fruchtige, nervige und reintönige weiße Stillweine sowie herausragende Schaumweine nach der traditionellen Methode der Flaschengärung. Der Chenin Blanc treibt früh aus und reift spät. In ungünstigen Jahren, die an der Loire regelmäßig auftreten, bekommen die Winzer deshalb mit ihm Probleme. Spätfröste im Frühjahr können die Triebspitzen bereits bei -2°C irreparabel schädigen, und ein früher Kälteeinbruch im September kann verhindern, dass das Traubengut zur vollen Reife gelangt.

Ansonsten ist der Chenm Blanc mit seiner Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und seiner Unempfindlichkeit gegen äußere Einflüsse wie Wind im Weinberg relativ unproblematisch, nur seine hohe Wuchskraft erfordert in den Sommermonaten umfangreiche Laubauslichtungsarbeiten und kräftigen Rückschnitt der Triebspitzen, damit das Traubengut nicht im Schatten des Laubes hängt und die Trauben nicht durch Konzentration der Pflanze auf ihr vegetatives Wachstum Reifeprobleme bekommen. Dies gilt insbesondere in heißem Klima oder gar bei Bewässerung, wie es in der Neuen Welt vielfach praktiziert wird.

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Gegenüber dem Chardonnay und dem Sauvignon Blanc besitzt der Chenin Blanc beim Anbau

in heißem Klima zudem einen großen Vorteil, der von vielen Winzern der Neuen Welt hoch geschätzt wird: Auch bei schnellem Reifeverlauf setzt der Säureabbau in den Beeren des Chenin Blanc längst nicht so schnell ein wie beim Chardonnay und Sauvignon Blanc, sodass der Chenin Blanc auch unter solchen Bedingungen noch frische, fruchtige und säurebetonte Weißweine hervorzubringen im Stande ist. Die Aromen der Weine werden meist als Melonen- oder Honig-, aber auch als Moschusdüfte beschrieben.

In der Touraine und im Anjou werden aus dem Chenin Blanc herausragende Weißweine bereitet, so etwa der konzentrierte, rassige und langlebige trockene Savennières mit dem unvergleichlichen Coulee de Serrant, der trockene oder halbtrockene, perlende oder stille Vouvray sowie der liebliche bis edelsüße Coteaux du Layon mit den herausragenden Beerenauslesen Bonnezeaux und Quarts de Chaume. Doch auch die einfach als Saumur etikettierten Weißweine können mit ihrer Vollmundigkeit, ihren starken Aromen und der lebhaften Säure begeistern, zumal sie ein äußerst interessantes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Dennoch ist die Anbaufläche des Chenin Blanc an der Loire in den letzten beiden Jahrzehnten ständig zu Gunsten modischer roter Sorten wie dem Cabernet Franc und dem Gamay verkleinert worden. In Südfrankreich werden aus dem Chenin Blanc zahlreiche Cepage-Landweine erzeugt.

Insgesamt sind in Frankreich rund 10.000 Hektar mit dem Chenin Blanc bestockt.

Die größte Anbaufläche weltweit besetzt der Chenin Blanc in Südalfrika. Er ist hier für alle Arten von Weinen zuständig. Mittlerweile ist der Steen, wie der Chenin Blanc hier genannt wird, mit einem Flächenanteil von einem gute. Drittel die wichtigste Rebsorte Südafrikas. Über 30.000 Hektar sind hier mit Steen bepflanzt. Er liefert hier große Mengen trockener Alltagsweine, süße Weißweine mit kräftiger Säure, Schaumweine sowie Grundweine für die Destillation.

Allerdings hat er einen schweren Stand gegenüber den Modesorten Chardonnay und Sauvignon Blanc. In Kalifornien finden sich insbesondere im Central Valley Rebflächen, die mit Chenin Blanc bestockt sind. Hier entstehen große Mengen einfacher, säurebetonter und frischer Weißweine, die überwiegend zu Verschnittzwecken genutzt werden. Mit 10.000 Hektar ist die Anbaufläche genauso groß wie im französischen Mutterland der Rebe.

Ihre kräftige Säure macht sie auch in den südamerikanischen Anbaugebieten beliebt, wenngleich die zahlreichen Weine

aus Chile und Argentinien eher für den Inlandsverbrauch als für den Export bestimmt sind. In Australien ist die Sorte mit weniger als 1000 Hektar relativ unbedeutend, sie liefert hier wie fast überall in der Neuen Welt Verschnittweine, die in säurearme Weine etwas Lebendigkeit einbringen können. Lediglich die Winzer Neuseelands, wo auf der Nordinsel rund 250 Hektar mit Chenin Blanc bestockt sind, machen sich die Mühe, Weine nach dem französischen Vorbild zu erzeugen, doch sind die Mengen so gering, dass sie kaum auf unsere Märkte gelangen.