Lemberger

Lemberger

Lemberger ist die deutsche Bezeichnung des Limbergers oder genauer gesagt Blauen Limbergers, wie die Rebsorte offiziell heißt. In Österreich ist die Sorte als Blaufränkisch weit verbreitet. Auch in Ungarn und Bulgarien stehen größere Bestände im Anbau. In Ungarn wird zur Bezeichnung einfach der österreichische Name übersetzt, die Rebe heißt hier Kékfrankos. In Bulgarien nennt man den Lemberger Game, wohl deshalb, weil man lange Zeit auf Grund des Charakters der dort aus ihm erzeugten Weine glaubte, es handele sich ursprünglich um den Gamay aus dem französischen Beaujolais.

Die genaue Herkunft der Lembergertraube ist heute nicht mehr zu klären, sie hat ihren Ursprung aber wahrscheinlich

in den Weingarten am mittleren Donaulauf. Der Lemberger ist im Weinberg eine nicht besonders anspruchsvolle Sorte, er gilt nicht als besonders krankheitsanfällig, seine starke Wuchskraft erfordert allerdings umfangreiche Arbeiten der Laubauslichtung und des Rückschnitts der Triebspitzen, um ihn nicht "ins Kraut schießen" zu lassen. Die Sorte treibt früh aus, was sie für Spätfröste empfindlich macht.

Sie liefert zuverlässig wirtschaftliche Erträge an allerdings sehr spät reifenden Trauben, was sie für einen Anbau in weiter nördlich gelegenen Anbaugebieten ungeeignet macht. Lemberger-Weine zeigen oftmals ein verhaltenes bis kräftiges Aromabild, das mit dem Duft von Brombeeren, Süßkirschen, auch Sauerkirschen, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Holunder und Kakao beschrieben wird.

Im Geschmack zeigen sich die Rotweine je nach Qualitätsstufe und Ausbau fruchtig-leicht bis konzentriert

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gerbstoffbetont und oft mit einem lang anhaltenden Abgang. Die gute Säurestruktur sowie hohe Extrakt- und Tanninwerte verleihen den besten Weinen aus dem Lemberger eine gute Haltbarkeit. Der Lemberger spricht auch gut auf den Ausbau in Barriques an und erbringt dann Rotweine von internationalem Format. In guten Jahren bildet die Rebsorte die Grundlage für die besten Rotweine in ihren Anbaugebieten. In Deutschland sind gut 1100 Hektar mit dem Lemberger bestockt, davon knapp 1100 Hektar allein im Anbaugebiet Württemberg. Nur rund 50 Hektar der Anbaufläche des Lembergers liegen außerhalb dieses Anbaugebietes. Er wird sortenrein ausgebaut oder mit Trollinger oder Blauem Spätburgunder und anderen roten Sorten verschnitten.

Die besten sortenreinen Lemberger aus guten Jahren und von Spitzenlagen sind - vor allem im Prädikatsbereich - charaktervolle, tiefgründige Rotweine, die nur in geringen Mengen erzeugt werden und meist das Anbaugebiet nicht verlassen, denn die Württemberger sind mit über 40 Litern Wein pro Kopf und Jahr Deutschlands eifrigste Weintrinker. Im Verschnitt mit Trollinger ergibt der Lemberger leichte, süffige und unkomplizierte Rotweine für den Alltag. Die Prestigecuvées einiger Erzeuger, in denen der Lemberger vor allem mit dem Blauen Spätburgunder verschnitten wird, sind meist im Barrique ausgebaute Spitzenweine, die zu den besten deutschen Rotweinen gehören.

In Österreich steht der Blaufränkisch mit einer Ertragsfläche von etwa 2700 Hektar auf dem dritten Platz des

Sortenspiegels. 95 Prozent der mit Blaufränkisch bestockten Rebflächen befinden sich im österreichischen Burgenland, das deshalb gelegentlich auch als "Blaufränkischland" bezeichnet wird. Keine andere Region in Österreich hat sich der Kultur dieser Sorte so intensiv gewidmet wie die Winzer des Mittelburgenlandes. Die Rebhänge der Region erstrecken sich von den Südausläufern des Ödenburger Gebirges bis zum Günser Bergland.

Nach Osten hin öffnet sich die ungarische Tiefebene. Dadurch wird hier das pannonische, kontinentale Klima voll wirksam, das mit seinen langen trockenen Sommern für hervorragende Traubenqualität sorgt. Die vorwiegend lehmigen, tiefgründigen und schweren Böden mit ihrem gutem Wasserspeichervermögen helfen dem Blaufränkisch hier über die trockenen Sommer, in denen oftmals wochenlang kein Niederschlag fällt.

Besonders tiefgründige Spitzenweine entstehen im Burgenland auch aus sehr altem Rebbestand, der zum Teil bis zu 80

Jahre zählt. Diese Stöcke tragen zwar nur noch geringe Erträge, bringen aber hochwertiges Traubengut mit unerhört konzentrierter Frucht hervor. Auch im östlich angrenzenden ungarischen Weinbaugebiet Sopron steht die Sorte im Anbau. Hier liefert sie unter ihrem ungarischen Namen Kékfrankos ähnliche Weine wie im Burgenland und fließt zudem in die Produktion des berühmten Rotweins Egri Bikavér (Erlauer Stierblut) ein. Als Frankovka wird der Lemberger in Tschechien und der Slowakei angebaut, und im nordostitalieriischen Friaul wird aus ihm unter dem Namen Franconia fruchtiger, leichter Rotwein erzeugt.