Cabernet Franc

Cabernet Franc

Oft wird der Cabernet Franc als "armer Verwandter" des Cabernet Sauvignon angesehen, der in die Welt hinauszieht und überall mit exzellenten Weinen brilliert, während der Cabernet Franc zu Hause bleibt und sich redlich nährt. Doch dieses Bild stimmt nicht ganz: Selbst in der Hochburg des Cabernet Sauvignon, auf dem linken Ufer der Gironde im Medoc und in den Graves, kommt der Cabernet Franc auf einen Flächenanteil von 15 Prozent, und im Libournais, insbesondere in St.-Emilion, bestehen einiger der großartigsten Weine zu einem großen Teil aus ihm.

So liegt der Anteil des Cabernet Franc im 1er Grand Cru Classe Chateau Canon bei 40 Prozent, im 1er Grand Cru Classé A Chateau Ausone gleichauf mit dem Merlot bei 50 Prozent, im gerade zum 1er Grand Cru Classe erhobenen Chateau L'Angelus stellt der Cabernet Franc mit 50 Prozent die wichtigste Rebsorte, und im herausragenden 1er Grand Cru Classe A Chateau Cheval Blanc ist er mit einem Anteil von zwei Dritteln sogar dominant.

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Die Herkunft des Cabernet Franc liegt im Dunkeln, doch seit dem 18. Jahrhundert ist sein Anbau in Fronsac, Pomerol und St.-Emilion urkundlich nachgewiesen.

Auf Grund der äußerlichen Ähnlichkeit gehen heute viele Ampelografen davon aus, dass es sich um eine speziell an die feuchteren Böden und das kühlere Klima im Libournais angepasste alte Mutation des Cabernet Sauvignon handelt.

Der Austrieb des Cabernet Franc findet wie beim Merlot ein bis zwei Wochen vor dem Cabernet Sauvignon statt, also ist die Sorte stärker den unberechenbaren Launen des Wetters von Bordeaux ausgesetzt, das immer wieder Spätfröste im April und Mai bereithält. Bei kühlen und nassen Bedingungen in der Blütezeit zeigt der Cabernet Franc eine größere Neigung zum Verrieseln, zum Abwerfen der Fruchtansätze, wenn auch lange nicht so ausgeprägt wie der Merlot.

Die Traubenreife setzt ebenfalls ein bis zwei Wochen früher ein als beim relativ spät reifenden Cabernet Sauvignon,

somit kommt der Cabernet Franc in Bordeaux regelmäßig und zuverlässig zur Vollreife. Die häufig auftretenden Regenfälle zur Lesezeit machen ihm weniger zu schaffen als seinem prominenteren Verwandten, somit ist der Cabernet Sauvignon eine relativ pflegeleichte, zuverlässige Rebsorte. Rund 14.000 Hektar Rebfläche sind in Bordeaux mit dem Cabernet Franc bestockt, nicht viel weniger als mit dem Cabernet Sauvignon, aber weit weniger als mit dem Merlot. Der Cabernet Franc spielt eine wichtige Rolle im Rebsortenmix von Bordeaux, der ursprünglich als "Lebensversicherung" der Winzer gegen die Risiken des Witterungsverlaufs entstanden ist.

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So tritt der Cabernet Franc überall dort an die Stelle des Cabernet Sauvignon, wo - wie im Libournais - die Temperaturen für eine zuverlässige Reife des letzteren nicht ausreichen, oder die Bodenbedingungen im Medoc sich nicht so gut für den Cabernet Sauvignon eignen. In den Weinen von St.-Emilion, Pomerol und Fronsac ist es der Cabernet Franc, der dem weichen, fruchtigen und ausladenden Merlot Struktur, Festigkeit und Eleganz verleiht. Größere Bestände der wertvollen Rebsorte finden sich auch im südöstlich an Bordeaux angrenzenden Haut-Pays, im großen Gebiet zwischen, Bergerac, Madiran und den Pyrenäen. Aber auch hier sind Merlot und Cabernet Sauvignon weiter verbreitet.

Sein zweites großes Verbreitungsgebiet in Frankreich findet der Cabernet Franc an der mittleren Loire, wo er in den Rotweinen von Bourgueil, St.-Nicolas-de-Bourgeuil und Chinon zu finden ist. Hier wird er reinsortig ausgebaut und erbringt unter den maritim geprägten Bedingungen des Anjou und der westlichen Touraine äußerst charmante, teils süffige, aber auch strukturierte alterungsfähige Rotweine hervor, die in Paris früher gern als "Intellektuellenweine" bezeichnet wurden. Weit verbreitet ist der Cabernet Franc auch in Norditalien, wo man erst in jüngerer Zeit dazu übergegangen ist, ihn vom Cabernet Sauvignon zu unterscheiden und diesen auch gesondert auszuweisen.

Grund sind wohl die höheren Preise, die sich mit der renommierteren Sorte erzielen lassen.

Die Etikettierungspraktiken haben sich so entwickelt, dass der Cabernet Sauvignon heute mit vollem Namen ausgewiesen wird, während die zahlreichen Flaschen, die einfach als Cabernet etikettiert sind, in der Regel Cabernet Franc enthalten. Die Anbauzentren liegen in Südtirol/Alto Adige, Trentino, Riviera del Garda Bresciano, ganz Venetien sowie Friuli-Venezia Giulia. Die Weine besitzen meist ein kräuterduftiges Aroma und sind leicht und nicht allzu fruchtig. In Osteuropa finden sich ebenfalls größere Rebflächen mit Cabernet Franc.

Auch wenn die Klimabedingungen einen Rebsortenmix a la Bordeaux nicht erfordern, wird in der Neuen Welt verstärkt Cabernet Franc angebaut, um Weine nach den großen Vorbildern von Bordeaux zu erzeugen. In Kalifornien stehen mittlerweile rund 1000 Hektar im Anbau, deren Weine ausschließlich zu den als Meritage bezeichneten Bordeaux-Verschnitten verarbeitet werden. Auch in Südamerika, vor allem in Chile und Argentienien, werden die Rebflächen des Cabernet Franc zu diesem Zweck ausgeweitet. In Australien wurde mit dem Anbau erst vor gut zehn Jahren begonnen, auch hier sind die Flächen mittlerweile auf ca. 1000 Hektar ausgeweitet worden. In den kühleren Weinbergen Neuseelands bringt der Cabernet Franc bereits hervorragende Ergebnisse, allerdings bisher noch in sehr kleinen Mengen.