Schwarzriesling

Schwarzriesling

Der Schwarzriesling stammt vermutlich aus dem Burgund, wo er vor langer Zeit als eine der ersten der vielen Mutationen des Pinot Noir entstanden ist. In Frankreich wird er als Pinot Meunier oder einfach nur als Meunier bezeichnet. Der Name bedeutet "Müller" und bezieht sich auf die stark behaarten Blattunterseiten der Rebe, die aussehen, als seien sie mit Mehl bestäubt worden. In die gleiche Richtung zielt auch die weitere deutsche Bezeichnung als Müllerrebe. Diese ist auf jeden Fall eindeutiger als der Name Schwarzriesling, der unterschwellig immer eine nähere Verwandtschaft mit der edelsten deutschen Weißweinsorte nahe legt.

Doch dies wäre ein Irrtum: Riesling und Schwarzriesling sind nicht näher miteinander verwandt als alle Vinifera-

Sorten untereinander. Vielmehr gehört der Schwarzriesling wie der Graue Burgunder, der Weiße Burgunder und der Blaue Spätburgunder zur großen Pinot-Familie. Der Schwarzriesling stellt im Vergleich zum Blauen Spätburgunder geringere Ansprüche an Lage und Boden. Gut gedeiht die wenig komplizierte Sorte auf Löss- und Lehmböden. Durch den späten Austrieb ist sie nicht besonders stark durch Maifröste gefährdet.

Die Neigung zum Verrieseln nach der Blüte ist ebenfalls gering, sodass der Schwarzriesling als ertragssichere Sorte gilt. Das Traubengut reift früher aus als das des Blauen Spätburgunders, Erträge und Mostgewichte liegen auf einem mittleren Niveau. 70 bis 80 Grad Oechsle werden in normalen Jahren erreicht. Die Säurewerte liegen bei voll ausgereiftem Traubengut über denen des Blauen Spätburgunders, was die Traube für die Schaumweinherstellung interessant macht.

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Die Weine des Schwarzrieslings erscheinen blasser als die des Blauen Spätburgunders und zeigen eine rubinrote bis ziegelrote Farbe.

Die fruchtigen Aromen erinnern stark an den Blauen Spätburgunder. Sie sind meist samtig und harmonisch, in guten Jahren und aus guten Lagen auch kräftig und körperreich. Ausgebaut werden sie zunehmend trocken als Tischweine, aber auch für den traditionellen deutschen Geschmack mit unterschiedlich ausgeprägter Restsüße. Die meisten Weine kommen in QbA-Qualität auf den Markt, Prädikatsweine sind eher selten.

Seine größte Verbreitung hat der Pinot Meunier in der Champagne. Rund 11.000 Hektar sind hier mit ihm bestockt, und zwar vor allem die Tallagen, in deren Sohlen sich im Frühjahr die Kaltluft sammeln kann. Hier ist die Gefahr von Spätfrösten am größten, gegen die der Pinot Meunier wegen seines späten Austriebs relativ unempfindlich ist. Die meisten Rebflächen liegen denn auch im Vallée de la Marne. Selten zu reinsortigem Champagner verarbeitet, bringt er in die Cuvées Frucht ein, die bestens mit der Feinheit des Chardonnay und der Gewichtigkeit des Pinot Noir harmoniert.

Waren früher weite Flächen des damals viel größeren Weinbaus in Nord- und Ostfrankreich

mit Pinot Meunier bestockt, spielt er heute außerhalb der champagne für die Erzeugung von AC-Weinen keine besondere Rolle, in seiner Heimat Burgund zählt er nicht zu den zugelassenen Rebsorten. In Deutschland sind rund 2300 Hektar mit dem Schwarzriesling bestockt, damit liegt er bei den roten Sorten hinter dem Blauen Spätburgunder, dem Blauen Portugieser, dem Dornfelder und dem Trollinger auf Platz fünf des Sortenspiegels.

Die Anstalt für Rebenzüchtung in Weinsberg hat Klone der Sorte selektiert, die speziell auf die kühleren deutschen Verhältnisse abgestimmt sind, unter denen der Reifezeitpunkt später liegt als in der insgesamt wärmeren Champagne. In Deutschland konzentriert sich der Anbau des Schwarzrieslings weitgehend auf Württemberg, wo mit rund 1800 Hektar knapp drei Viertel der Bestände zu finden sind. Daneben hat die Sorte noch größere Bedeutung im badischen Bereich Tauberfranken und vereinzelt in Rheinhessen, der Pfalz, an der Nahe und in Franken.

Der Schwarzriesling bringt samtige, gehaltvolle und nicht zu komplizierte Rotweine hervor, die bereits als einfache

Qualitätsweine ganz hervorragend sein können. Zudem werden auch frische, spritzige Roséweine erzeugt, die als Schwarzriesling Weißherbst ausgezeichnet in die warme Jahreszeit passen.

Ein großer Teil der Produktion wird auch in Literflaschen abgefüllt und vornehmlich im Anbaugebiet Württemberg selbst getrunken. Der Schwarzriesling wird in geringem Umfang auch in der deutschsprachigen Ostschweiz, in der österreichischen Steiermark, wo er Blaue Postitschtraube heißt, sowie in den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens angebaut. Der Boom der Schaumweine nach der traditionellen Methode der Flaschengärung und nach dem stilistischen Vorbild der Champagne in der Neuen Welt hat dazu geführt, dass Pinot Meunier heute auch verstärkt in Südostaustralien und in Kalifornien angebaut wird.