Gamay

Gamay

Der Gamay kann mit einiger Berechtigung als schnellste Rebsorte der Welt bezeichnet werden. Sie treibt früh aus, was ihr im Beaujolais einige Frostprobleme bereiten kann, auch wenn die Gefahr von Spätfrösten im Frühjahr hier längst nicht mehr so groß ist wie in der weiter nördlich gelegenen Côte d'Or. Der Gamay trägt dabei reichlich Frucht, wenn man ihn nicht daran hindert. Schließlich erscheinen seine Primeur- Weine gemeinhin als erste Weine des neuen Jahrgangs bereits im Oktober (Vins de Pays) bzw. November (AC-Weine) auf dem Markt.

Die alte Rebsorte war im Mittelalter in Burgund auf Grund ihrer zuverlässigen Reife und der hohen Erträge ein ernst

zu nehmender Konkurrent des Pinot Noir. Damals hielt der Gamay selbst in den besten Lagen der Côte d'Or große Flächen besetzt, sodass sich die Landesherrn dazu genötigt sahen, das Volk mit Gerüchten über die gesundheitsschädliche Wirkung des Gamay zu beunruhigen, um sie von der ungeliebten Rebsorte abzubringen.

Gleichzeitig propagierte man die Segnungen des Noirien, wie der Pinot Noir damals genannt wurde - nicht zuletzt deshalb, weil die hohen Herrschaften als Pachtzins einen Anteil der Weinernte jedes Jahres bekamen und ihnen anscheinend der Wein aus dem Pinot Noir wesentlich besser mundete als der aus dem Gamay bereitete.

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Ähnliche Vorkommnisse sind aus Deutschland aktenkundig, etwa von der Mosel, wo die

Landesherrn aus ähnlichen Motiven den Anbau des Rieslings forcieren wollten. Doch auch heute noch ist der Gamay von erheblicher Bedeutung für den französischen Weinbau. Über 34.000 Hektar Rebland sind mit ihm bestockt, das sind über 50 Prozent mehr als der Pinot Noir besetzt hält. Im Beaujolais Gebiet ist der Gamay die dominierende Rebsorte schlechthin, denn hier steht er auf 90 Prozent aller Rebflächen. Hier findet er ideale Bedingungen vor. Auf den Granitböden entstehen die gehobenen Qualitäten des Beaujolais-Villages und der zehn herausgehobenen Crus. Auf den Lehmböden wachsen hingegen die großen Mengen Gamay, die für den Beaujolais und den Primeur zuständig sind.

Mit dem Pinot Noir verschnitten wird der Gamay in der AC Bourgogne-Passetoutgrains. Außerhalb des Beaujolais ist der Gamay für die Erzeugung von AC-Weinen nur im Maconvon Bedeutung, wo er auf Grund seiner weniger charmanten Art aber eindeutig im Schatten des Beaujolais steht.

Große Flächen sind an der Loire mit dem Gamay bestockt, wo er beschwingte rote Vins de Pays du Jardin de la Loire

hervorbringt. Außerhalb Frankreichs ist der Gamay ein Bergsteiger: Er ist vor allem in der Schweiz von Bedeutung, wo er in den Bergen des Valais in den einfacheren Dole- oder in den Goron-Weinen mit dem edleren Pinot Noir verschnitten wird. Darüber hinaus besteht der Salvagnin aus dem Vaud ebenfalls aus Gamay und Pinot Noir. Ein weiterer AOC-Wein ist der Gamay de Genève. Zudem hat der Gamay im italienischen Valle d'Aosta ebenfalls einige sehr hohe Weinberge erklommen und liefert dort fruchtige und beschwingte Rotweine.