Toscana

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Wein erzeugt wurde in der Toskana schon vor den Zeiten der Römer. Damals war die Toskana Teil der größeren Landschaft Etrurien, Heimat der Etrusker. Diese standen in engem Kontakt mit den griechischen Kolonisten in Süditalien, die es auch übernahmen, die etrurischen Weine bereits ab dem 7. Jahrhundert vor Christus in den westlichen Mittelmeerraum zu exportieren. Ab dem 3. Jahrhundert wurde Etrurien dann Teil des aufstrebenden römischen Staates. Die römische Oberschicht sprach mehr den starken, süßen Weinen aus Latium und Kampanien zu, sodass die Erzeugnisse aus Etrurien mehr für die einfachen Leute von Bedeutung waren. Im Mittelalter stieg die Toskana ("Tuszien") dann zu einem der wichtigsten politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentren Europas auf. Florenz war damals das bedeutendste Bankenzentrum Europas, ein großer Teil des Handelsverkehrs zwischen Mittelmeerraum und Nordeuropa wurde hier abgewickelt.

Dadurch kamen unerhörte Reichtümer ins Land, die sich auch bald auf die Struktur des Landbesitzes auswirkten.

Die meist adligen Kaufmannsfamilien kauften große Ländereien, errichteten repräsentative Gebäude und verpachteten das Land -melst gegen einen Zins von 50 Prozent des erwirtschafteten Gutes. Schon bald waren die schweren, süßen Weine der Toskana ein begehrtes Handelsgut, das nach ganz Europa exportiert wurde. Ein hoher Alkoholgehalt und viel Süße waren damals der beste Schutz gegen ein frühes Umschlagen der Weine. Trockene Weine wurden dagegen vornehmlich in der Region selbst konsumiert. Die Besitzstrukturen des Landes und die daraus resultierenden Produktionsstrukturen des Weines in der Toskana blieben in groben Zügen bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten. Während in den aufstrebenden Weinbaugebieten in anderen Ländern kräftige Investitionen getätigt wurden, unterblieb in der Toskana allerdings weitgehend das Nötigste, um die Qualität der Weine aufrechtzuerhalten, geschweige denn das vorhandene Potenzial voll auszuschöpfen.

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Kelleranlagen verkamen, Weinberge wurden nicht entsprechend gepflegt, bis schließlich überregionales und internationales Kapital die verkrusteten Strukturen aufbrach und den toskanischen Weinbau aus seinem Dornröschenschlaf geweckt hat. Schon bald entwickelte sich die Toskana zur dynamischsten Weinbauregion Italiens und brachte den toskanischen Wein wieder in die Spitzenstellung, die ihm auf Grund seines Potenzials auch zukommt.

Neben dem Piemont ist die Toskana heute die zweite überragende Weinbauregion Italiens. Auf den insgesamt knapp 87.000 Hektar Rebfläche dieses überaus reizvollen mittel-italienischen Landstrichs werden jährlich vier Millionen Hektoliter Wein erzeugt. Das entspricht einem durchschnittlichen Ertrag von weniger als 50 Hektoliter Wein pro Hektar Rebfläche, für italienische Verhältnisse äußerst niedrige Erträge, die der Weinqualität natürlich sehr zugute kommen. Und in der Tat entstehen in der Toskana mehr Spitzenweine als in jeder anderen italienischen Region.

Wenn man an toskanischen Wein denkt, steht unweigerlich der weltberühmte Chianti im Vordergrund.

Jede vierte Flasche Wein aus der Toskana ist ein Chianti. Doch daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer DOC- und DOCG-Weine, die in der Öffentlichkeit oft im Schatten von Chianti, Brunello di Montalcino, Vino Nobile di Montepulciano stehen. Viele von ihnen beweisen regelmäßig, dass auch sie hervorragende Weine erzeugen können, darunter übrigens auch einige Weißweine. Die unübersehbaren Qualitätsverbesserungen in den letzten Jahrzehnten waren nicht zuletzt eine Folge des riesigen internationalen Erfolgs der "Super-Toskaner", einer neuen Kategorie hochwertiger Weine, die es vorher nicht gegeben hatte. Und wie in anderen Weinbauregionen der Welt immer wieder zu beobachten, brachte auch in der Toskana der Erfolg einzelner Weingüter eine qualitative Verbesserung der Weine auf breiter Front.

Super-Toscana

Seit den 1980er-Jahren entstand eine ständig wachsende Zahl an teilweise herausragenden "neuen" Rotweinen, den so genannten Super-Toskanern, die lange Zeit lediglich als Vino da tavola (Tafelwein) eingestuft waren. Dabei handelte es sich um Weine, die auf Grund der verwendeten Rebsorten oder der Ausbauverfahren mit den engen, sehr auf die Wahrung der Traditionen bedachten gesetzlichen Bestimmungen über die Herstellung von Qualitätsweinen kollidierten. Bald produzierten nahezu alle großen toskanischen Erzeuger von Chianti, Brunello di Montalcino oder Vino Nobile di Montepulciano Super-Toskaner. Die Prestige-Weine entstanden entweder reinsortig aus Sangiovese oder Cabernet Sauvignon oder aber im Verschnitt dieser beiden Sorten und wurden in neuen Barriques ausgebaut. Einige von ihnen erzielten höhere Verkaufspreise als selbst die besten Qualitätsweine, sodass viele Weinfreunde sich bald fragten, welches denn nun die "eigentlichen" Qualitätsweine der Toskana seien.

Angefangen hat alles auf dem Gut San Guido an der toskanischen Küste gegenüber der Insel Elba.

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Hier pflanzte der ehemalige Besitzer 1942 zum ersten Mal Cabernet Sauvignon an. Daraus entstand ein Wein namens Sassicaia, der nach zwei Jahren Barrique-Ausbau eine Qualität erreichte, die man sonst nur von den Spitzenweinen aus Bordeaux kannte. Viele Erzeuger zogen nach, und so entstand schnell eine Menge von Weinen, die zu den teuersten Italiens gehörten, rechtlich als Vini da Tavola jedoch neben den billigsten Tafelwein enstanden.

Wie der Sassicaia auf der Basis des Cabernet Sauvignon entstand sein direkter Nachbar Ornellaia sowie der Solaia aus dem Chianti-Classico-Gebiet. Auf der Grundlage des Sangiovese mit Zusätzen von Cabernet Sauvignon wurde zuerst der legendäre Tignanello erzeugt, der ebenfalls aus dem Gebiet des Chianti Classico kommt. Ihm folgte rasch der Vigorello aus dem Süden des Chianti-Gebietes. Reinsortig aus dem Sangiovese kamen der Le Pergole torte und der Fontalloro.

Dies ist jedoch nur eine kleine Auswahl unter der Vielzahl der "neuen" Tafelweine.

Der kommerzielle Erfolg der Super-Toskaner lockt auch ausländische Investoren. Ein jüngeres Ergebnis dieser Entwicklung ist der Lucedella Vite, eine Gemeinschaftsproduktion der Marchesi di Frescobaldi und des kalifornischen Wein-Patriarchen Robert Mondavi. Um die Umkehrung der italienischen Qualitätspyramide wieder auszugleichen, haben die Super-Toskaner mittlerweile alle entweder DOC- oder IGT-Status zugemessen bekommen. Gleichzeitig wurden die Bestimmungen über die Erzeugung des Chianti modernisiert, um moderne, qualitätssteigernde Entwicklungen für die Zukunft in die Bahnen bereits bestehender DOC- oder DOCG-Strukturen zu lenken.

Carmignano

Westlich der wunderschönen toskanischen Metropole Florenz entsteht auf über 100 Hektar Rebfläche an den Ausläufern des Monte Albano der traditionsreiche Rotwein Carmignano. Der Carmignano ist bereits seit dem Mittelalter bekannt. Die Sangiovese-Trauben, auf denen der Carmignano beruht, wachsen hier nördlich des Arno, an der nördlichen Grenze des Gebietes, innerhalb dessen man mit einer zuverlässigen Vollreife der Trauben rechnen kann. Deshalb liegen die Weinberge des Carmignano mit bis zu 200 Metern Höhe wesentlich niedriger etwa als die des Chianti, die sich bis in 500 Meter Höhe erheben. Zum Sangiovese kommt noch ein guter Schuss Cabernet Sauvignon hinzu, von dem die örtlichen Winzer behaupten, dass er bereits seit langer Zeit hier angebaut wird. In seiner Jugend kann sich der Carmignano tanninreich und verschlossen präsentieren, reift aber nach einigen Jahren in der Flasche zu einem differenzierten, charaktervollen Rotwein heran. Seit 1988 ist der Carmignano in die höchste italienisce Qualitätsstufe DOCG eingestuft. Wichtige Produzenten sind u.a. Fattoria Ambra, Enrico Pierazzuoli, La Piaggia, Capezzana und Villa Artimino.

Pomino

Östlich von Florenz, in der Nähe von Rufina, befindet sich das Anbaugebiet Pomino. Hier werden Rot- und Weißweine sowie aus rosinenartig getrockneten Trauben ein orangefarbener, süßer und alkoholreicher (bis 17 o/o vol.) Vino Santo erzeugt. Der Pomino Rosso von Marchesi de'Frescobaldi besteht aus dem Sangiovese, der aber üblicherweise mit bis zu 40 Prozent Cabernet Sauvignon, Merlot und Pinot Nero verschnitten wird. Nach dreijähriger Lagerung kann er als Riserva in den Handel kommen. Der Pomino Rosso ist ein weicher, fruchtiger und ausdrucksvoller Rotwein, der sich bis zu zehn Jahre lang in der Flasche hält. Der Pomino Bianco wird gewöhnlich aus Chardonnay und Pinot Bianco erzeugt. Er ist körperreich und besitzt üppige Fruchtaromen, verlangt aber nicht unbedingt nach einer übertrieben langen Flaschenalterung.

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Noch edler ist der weiße II Benefizio.

Er besteht aus Chardonnay, Pinot Bianco, Pinot Grigio und Trebbiano und wird in Barriques ausgebaut. Der II Benefizio ist einer der besten italienischen Weißweine und erinnert nach einigen Jahren Flaschenreife an weiße Burgunderweine von der französischen Cöte d'Or. Neben Frescobaldi gehört auch Selvapiana zu den wichtigen Erzeugerbetrieben.

Vernaccia di San Gimignano

Ein weiterer herausragender Weißwein der Toskana ist der Vernaccia di San Gimignano. Er ist bereits seit über 800 Jahren bekannt, 1276 wurde er erstmalig urkundlich erwähnt. Die Anbaumethoden sind allerdings teilweise älter als der Wein selbst, werden die Reben doch oftmals noch - wie bereits in der Antike üblich - auf Bäumen erzogen. 1966 erhielt er als erster italienischer Wein das DOC-Prädikat. Sein Anbaugebiet erstreckt sich um das mittelalterlich anmutende, durch seine vielen Türme bekannte Städtchen San Gimignano 40 Kilometer südöstlich von Florenz. Hier wird aus der weißen Vernaccia-Traube trockener und charaktervoller Weißwein erzeugt. Die feinfruchtigen, mineralisch-schmeckenden Gewächse sind ideale Begleiter von Fischgerichten und Meeresfrüchten und gehören zu den besten Weißweinen Italiens.

Sie sind den toskanischen Weißweinen auf der Basis des Trebbiano durchweg überlegen.

Vor allem der herausragende, in Barriques gereifte Terre di Tufi von Terruzi & Puthod zeigt mit seiner nuancenreichen, konzentrierten Art, zu welchen Leistungen die toskanische Vernaccia-Rebe fähig ist. Allerdings ist er auf Grund der abweichenden Vinifikations-methoden nur als IGT-Wein eingestuft. In den letzten 20 Jahren haben viele Weinbauern ihre Vernaccia-Weinberge gerodet und prestige- und gewinnträchtige Sorten wie Sangiovese, Cabernet Sauvignon und Chardonnay gepflanzt. So kann man die Erhebung des Vernaccia di San Gimignano zum DOCG-Wein auch als Maßnahme sehen, diesem Trend entgegenzuwirken. Neben Teruzzi & Puthod gelten u.a. Baroncini, Cecchi, Melini, Ruffino, II Paradiso und Giovanno Panizzi als zuverlässige Erzeuger.

Chianti

Der Chianti ist neben Lambrusco und Asti Spumante der bekannteste italienische Wein. Auf ihn entfällt ein Viertel der toskanischen Weinerzeugung. Er wird hauptsächlich aus dem Sangiovese erzeugt der traditionellerweise jedoch zur Milderung seiner jugendlichen Robustheit mit geringen Mengen des lokalen roten Canaiolo und der weißen Rebsorten Trebbiano und Malvasia verschnitten wird. Als Reaktion auf die Dynamik der toskanischen Winzer hat der Gesetzgeber mittlerweile auch den Zusatz von maximal zehn Prozent Cabernet Sauvignon und den Ausbau in Barriques erlaubt. Dadurch haben sich zwei verschiedene Chianti-Stile herausgebildet. Einige traditionsbewusste Erzeuger stellen Chianti weiterhin nach der althergebrachten Governo-Methode her. Dabei wird dem fertigen Jungwein ein Anteil von zehn Prozent eines noch in Gärung befindlichen Mostes aus rosinenartig eingetrockneten Trauben beigemischt.

Dadurch erhält der traditionelle Chianti einen köstlichen Geschmack, durch die Kohlensäure aus dem Gärprozess ein

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leichtes Prickeln und durch die Süße des Mostes einen leichten Hauch von Restsüße. Der moderne, internationale Chianti hingegen wird ohne das Governo-Verfahren erzeugt. Er ist kernig, tanninbetont und stilistisch eindeutig am roten Bordeaux orientiert. Die besten Chiantis bei der Stile sind überaus köstlich und gehören zu den hervorragendsten Rotweinen Italiens, auch wenn die Zukunft eindeutig dem modernen Chianti gehört. Das DOCG-Gebiet Chianti erstreckt sich von den Hügeln nördlich von Florenz westlich und östlich entlang des Arno und umschließt im Süden auch die Bereiche von Montalcino und Montepulciano.

Es ist in mehrere Bereiche eingeteilt: Aus dem Zentrum des Anbaugebietes kommt der Chianti Classico. Er entsteht in insgesamt neun Gemeinden einer landschaftlich überaus reizvollen, von Weinbergen, Wäldern, Feldern und Olivenhainen geprägten Landschaft zwischen Florenz und Siena. Die Weinberge liegen hier bis zu 500 hoch in den Hügeln der Toskana. Neben der entsprechenden Bezeichnung auf dem Flaschenetikett ist der Chianti Classico am Gallo Nero zu erkennen, einem schwarzen Hahn, der sich auf einem Zusatzetikett am Flaschenhals befindet.

Die einfachen Chianti-Weine, die nicht aus dem Classico-Gebiet stammen, trugen am Flaschenhals traditionell ein kleines Etikett mit einer goldenen Putte, das heute allerdings nicht mehr verwendet wird. Die besten von ihnen dürfen ihre Herkunftsregion im Namen tragen. Sie heißen Chianti Rufina, Chianti dei Colli Senesi, Chianti dei Colli Fiorentini. Chianti di Montalbano, Chianti dei Colli Arentini und Chianti delle Colline Pisane. Insgesamt muss der Chianti Classico als qualitativ führend angesehen werden. Doch die Spitzen vor allem des Chianti Rufina stehen den besten Classicos in nichts nach und sind ebenfalls hervorragende Rotweine.

Die anderen Bereiche bringen durchweg leichte, bald zu verbrauchende Weine hervor.

Neuerdings wird in der Toskana darüber diskutiert, diesen Weinen eine eigene DOC zuzugestehen und sie damit aus dem Chianti-Bereich herauszunehmen. Alle Chiantiweine dürfen nach dreijährigem Ausbau als Riservas auf den Markt kommen. Es gibt im Chianti-Gebiet eine überaus große Anzahl an Abfüllungen verschiedenster Erzeuger, vom Klein- und Kleinstbetrieb über verschiedenste Genossenschaften bis hin zu den großen, renommierten Gütern. Aus dieser großen Zahl seien hier nur einige stellvertretend genannt: Poggio al Sole, La Massa, Macchiavelli, Marchesi Antinori, Barone Ricasoli, Castello di Fonterutoli, Castellare di Castellina, Fattoria di Felsina, Castello di Ama, Castelli del Grevespesa, Melini, Agricoltori Chianti Geografica, Agricola Querciabelli, Badia a Coltibuono, San Felice, Fattoria di Dievole, Marchesi de Frescobaldi und Cecchi.

Vino Nobile di Montepulciano

50 Kilometer südlich von Siena liegt der kleine malerische Ort Montepulciano. In seinem Umkreis entsteht in bis zu 600 Meter hohen Weinbergen der DOCG-Rotwein mit dem klangvollen Namen Vino Nobile di Montepulciano. Aus dem in der Toskana weit verbreiteten Sangiovese hat sich hier durch Mutation bereits vor langer Zeit eine stabile Spielart herausgebildet, die die Einheimischen als Prugnolo gentile bezeichnen. In einem ähnlichen Verschnitt wie beim Chianti entsteht ein äußerst edler Rotwein, der seinem anspruchsvollen Namen zwar in der Vergangenheit nicht immer gerecht geworden ist, in den letzten beiden Jahrzehnten aber wie der Chianti eine gewaltige Qualitätssteigerung vollzogen hat. Dazu trug neben der Modernisierung der Kellerausstattungen vor allem auch die Einführung des Rosso di Montepulciano bei, eines Weines aus Lesegut, dass als für den Vino Nobile nicht ausreichend eingestuft und daher ausgeschieden wird.

Der Rosso ist ein fruchtiger, leichterer Wein, der schon jung ein Genuss ist und eine ideale Vermarktungs-Möglichkeit

für Traubengut darstellt, dessen Mitverwendung im Vino Nobile das mittlerweile sehr hohe Qualitätsniveau beschädigen könnte. Der Vino Nobile di Montepulciano wird frühestens nach zweijähriger Lagerung im Holzfass in Flaschen gefüllt, Riservas müssen sogar drei Jahre auf Holz lagern. In seiner Jugend kann der Vino Nobile recht herb und verschlossen sein. Nach einigen Jahren in der Flasche reift er dann zu einem höchst eleganten und feinen Rotwein heran. Er ist zwar nicht so wuchtig und körperreich wie ein Brunello di Montalcino, übertrift diesen jedoch durchweg an Feinheit. Vorsicht: Es besteht Verwechlungs-Gefahr mit dem in seinen Spitzen auch überragenden, jedoch völlig anders-artigen Montepulciano d'Abruzzo aus der Montepulciano-Traube. Wichtige Erzeuger sind u.a. Poliziano Avignonesi, Contucci, Fattoria del Cerro, Tenuta Trerose, Tenimenti Ruffino, Carpineto, Melini, Salchetound Fassati.

Brunello di Montalcino

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Einer der großen Rotweine Italiens und der größte der Toskana entsteht im toskanischen Bergland in der Umgebung des Ortes Montalcino, nur wenige Kilometer westlich von Montepulciano: der Brunello di Montalcino. Dieser Spitzenwein ist noch gar nicht so alt: Zwar taucht die Bezeichnung Brunello schon in alten Urkunden aus dem 14. Jahrhundert auf, doch muss es sich hier um einen gänzlich andersartigen Wein gehandelt haben. Die stabile lokale Unterart des Sangiovese, der Sangiovese Grosso, der hier als Brunello bezeichnet wird, konnte erstmals im Jahre 1888 von Ferrucio Biondi-Santi isoliert werden.

Ohne Verschnitt mit anderen Rebsorten wird daraus bis heute ein wuchtiger, körperreicher Rotwein erzeugt der vor dem Verkauf mindestens vier Jahre gelagert werden muss, davon mindestens drei Jahre im Holzfass. Der Riserva muss sogar fünf Jahre lagern. Der Brunello erreicht auf seinem Höhepunkt vielfältige geschmackliche Nuancen, eine sehr komplexe Tiefgründigkeit und ein reichhaltiges Bukett.

Aus dem Lesegut das sich für den vierjährigen Ausbau zum Brunello nicht eignet, wird der

leichtere Rosso di Montalcino bereitet. Der "kleine Bruder" des Brunello kommt bereits nach einjähriger Lagerung in den Handel. Er ist weniger tanninreich und fruchtiger als der Brunello, aber dennoch ein hervorragender, charaktervoller Rotwein. Zudem trägt er einerseits - wie auch der Rosso di Montepulciano - dazu bei, dass das Qualitätsniveau des höherwertigen Weines gesteigert wird, andererseits bringt er den Erzeugern ein zweites wirtschaftliches Standbein, das bei den langen Lagerzeiten des Brunello dringend nötig ist. Bekannte Produzenten sind u.a. Altesino, Biondi-Santi, Castelgiocondo, Castello Banfi, Fattoria dei Barbi, Lisini, Mastroianni, Val di Suga, Tenuta Col d'Orcia, Siro Pacenti und Casanova di Neri.

Bolgheri

Aus dem Bereich von Bolgheri nahe der Küste der Toskana westlich von Siena kommen seit einigen Jahrzehnten glanzvolle Rotweine, die Jahrgang für Jahrgang über Italien hinaus in der ganzen Welt gefeiert werden, doch galt die DOC Bolgheri bis vor wenigen Jahren ausschließlich für höchst durchschnittliche Weißweine aus dem Trebbiano und Vermentino sowie kräftige Roseweine aus Sangiovese und Canaiolo, nicht aber für Rotwein. Mittlerweile sind die herausragenden Rotweine von Bolgheri seit 1994 jedoch "legalisiert" worden, sie sind aus dem Stand des Vino da Tavola herausgehoben worden und kommen nun in den Genuss der DOC Bolgheri Superiore, beim berühmten Sassicaia sogar unter Nennung eines eigens für ihn geschaffenen Teilbereiches. Im Einzelnen sind dies neben dem Sassicaia u.a.: Guado al Tasso, Ornellaia, Paleo, Grattamarco und Vigna la Cavaliere.

Morellino di Scansano

Im Küstenbereich der Toskana, südlich von Bolgheri, in der Landschaft der Maremma liegt die DOC Morellino di Scansano. Rund um den Ort Scansano und einige weitere Gemeinden wächst der Morellino, eine weitere der vielen lokalen Spielarten, die die toskanische rote Rebsorte Nummer eins, der Sangiovese, über die Jahrhunderte ausgebildet hat. Der Morellino di Scansano ist neben dem Brunello di Montalcino der einzige Rotwein der Toskana, bei dem der reinsortige Ausbau des Sangiovese vom Weingesetz erlaubt ist - auch wenn dies im Bestreben um konzentrierte, tiefgründige und langlebige Rotweine entgegen der Regelungen in so manchem Vino Nobile di Montepulciano oder Chianti Classico ebenfalls heute geschieht. Der Morellino ist ein dunkler Rotwein mit intensivem Bukett und konzentriertem Geschmack, der viel mehr Bekanntheit verdient hätte, es aber auf Grund seiner Seltenheit schwer hat neben den zahlreichen populäreren Sangiovese-Rotweinen der Toskana. Wichtige Erzeugerbetriebe sind u.a. Cecchi, Le Pupille, Poggio Argentiera, Fattoria Mantellassi, Poliziano und Baroncini.