Nordostitalien
Der italienische Nordosten umfasst alle Weinbaugebiete entlang und ostlich der Adige (Etsch) sowie zwischen Adige und Gardasee. Dieses große Gebiet besitzt eine abwechslungsreiche Landschaft, es erstreckt sich von der alpinen Gegend an der oberen Adige und Eisack bis zur flachen, mediterranen Landschaft zwischen Venedig und dem Golf von Triest. Hier entstehen einige der bekanntesten und einige der besten Weine Italiens. So unterschiedlich wie die Landschaft sind auch die Weinbaugebiete, die sie umfasst. Sie beginnen mit den Weinbergen von Alto Adige/Südtirol und dem südlich angrenzenden Trentino, die sich eng an das steile Tal der Adige anschmiegen. Südlich davon beginnt die Region Veneto (Venetien), auf deren rund 90.000 Hektar Rebfläche einige der bekanntesten Weine Italiens erzeugt werden. Darunter sind viele charmante Gewächse, die auf Grund ihrer Leichtigkeit auch an heißen Sommertagen Genuss ohne Reue bereiten.
An das Trentino-Alto Adige schließen sich die drei Anbaugebiete der weltberühmten Weine Bardolino, Valpolicella und
Soave eng aneinander an. Sie reichen bereits in die Poebene hinein und erbringen jährlich große Mengen Wein. Ebenfalls in weitgehend flachem bis leicht hügeligem Terrain liegen die Weinberge von Breganze und des sehr populären, prickelnden Prosecco.
Südlich davon erstrecken sich im venezianischen Flachland bis an die Adria die Rebflächen des Piave. Damit endet das Veneto, östlich davon beginnt die Region Friuli-Venezia Giulia (Friaul-Julisch Venetien). Die Region Grave del Friuli bietet ein ähnliches Bild wie der Piave, während weiter östlich am Fuße der Gebirgspässe zu Österreich und Slowenien mit den Colli Orientali del Friuli, dem Collio und dem Isonzo drei kleine Anbaugebiete zu finden sind, deren Weine viel zu unbekannt, aber oftmals von herausragender Qualität sind.
Venetien
Das Hinterland von Venetien ist zu einem Drittel gebirgig und zu zwei Dritteln flach. Im Norden grenzt es hoch oben in den Dolomiten an Österreich, im Süden reicht es bis zur Po-Ebene. Bedeutendere Weine, welche die 90 000 Hektar umfassende Rebfläche Venetiens hervorbringt, entstehen ausnahmslos in den Ausläufern der Alpen sowie in vereinzelten Hügelgebieten vom Gardasee ostwärts bis Conegliano. Verona, nicht weit vom Gardasee entfernt, ist das Zentrum des Weinbaus und erzeugt größere Mengen an DOC-Weinen als jede andere Region Italiens, namentlich Soave, Valpolicella und Bardolino.
Diese drei Weine spielen für den Export eine so große Rolle, dass Verona auf dem internationalen Markt als die
eigentliche Weinhauptstadt Italiens gelten darf. Hier findet auch jedes Jahr im April die größte italienische Weinmesse, Vinitaly, statt. Das weiter östlich gelegenen Conegliano beansprucht seinerseits den Titel des italienischen Zentrums der Weinbautechnik und -forschung. In den Gebieten um Verona und Conegliano hat der Anbau spezieller Rebsorten eine lange Tradition: Die Soave-Traube Garganega, die Valpolicella-Traube Corvina und die Prosecco- Traube, von der in Conegliano ausgezeichneter Schaumwein gewonnen wird, kommen sonst nirgends vor. Gebiete mit weniger Tradition und Selbstbewusstsein wie Colli Berici, Colli Euganei und die fruchtbare Piave-Ebene an der Grenze zu Friaul versuchen ihr Glück mit verschiedenen internationalen Sorten, also Pinot, Cabernet & Co. Merlot ist der Standardrote der Region und mausert sich rasch von annehmbar zu köstlich.
Seit Jahren tobt in den bekanntesten Gebieten wie Soave und Valpolicella ein erbitterter Kampf. Die übermächtigen Genossenschaften wollen den Behörden höhere Ertragsgrenzen abtrotzen, als wären diese nicht schon hoch genug. Gleichzeitig widersetzt sich eine wachsende Zahl privater Erzeuger diesen Forderungen und erlegt sich selbst immer strengere Richtlinien auf, um höchstmögliche Qualität zu gewährleisten. Daher werden in diesen DOC-Bereichen ausgesprochen nichtssagende Weine ebenso erzeugt wie einige der besten Gewächse Italiens.
Friaul-Julisch Venetien
Wie in Italien sonst nur noch in Südtirol ist die Weinkarte in Friaul-Julisch Venetien nach Rebsorten gegliedert. Da es davon hier jede Menge gibt und zugleich auch die Unterbereiche berücksichtigt sein wollen, ergibt sich eine verwirrende Zahl von Namenskombinationen. Man kann die Weine leichter einordnen, wenn man sich vor Augen hält, dass es eine sehr große DOC gibt, die sich auf fast die gesamte Region erstreckt, ferner zwei erstklassige Hügelgebiete, die das Wort "Colli" im Namen tragen, und drei kleinere, weniger bedeutsame DOC-Bereiche jüngeren Datums in der Küstenebene.
Die große DOC heißt Grave del Friuli oder Friuli Grave und zieht sich durch das gesamte Hinterland von der Grenze
zu Venetien ostwärts bis über Udine hinaus, wo die Alpen bis nach Triest hinunterreichen. Die Hügel um Gorizia (Görz) direkt an der slowenischen Grenze sind das älteste und beste Anbaugebiet der Region, heute schlicht Collio genannt. Nördlich davon liegt die DOC Colli Orientali del Friuli ("östliche Hügel Friauls") mit ähnlichen Anbaubedingungen.
Die DOCs an der Küste sind, von Westen nach Osten, Latisana, Aquileia und Isonzo; Letztere grenzt an das Collio und verfügt qualitativ über das größte Potenzial. In diesen Bereichen wird vorwiegend Rotwein erzeugt, während die Hügelgebiete mit ihren Weißweinen glänzen, ob von Traditionstrauben wie Friulano (früher Tocai genannt), Malvasia, Picolit und Verduzzo oder von den Importreben Pinot bianco und grigio, Sauvignon blanc und Riesling (Riesling renano).
Außer in Südtirol entstehen wohl nirgends in Italien so gute Weißweine wie in Friaul, insbesondere abseits der wärmeren Küste. Natürlich kam auch hier Ende der 1980 er-Jahre der Barriqueausbau in Mode, doch haben die Weißen im Bestfall einen so reintönigen Geschmack, dass Fassreifung häufig überflüssig erscheint. Die Region ist auch für ihre delikaten Süßweine sowie zunehmend für Rotweine von Merlot und anderen lokalen Sorten wie Refosco und Schioppettino bekannt. In den hügeligen Bereichen ist die Qualität durchweg recht hoch - genau wie die Preise.
Alto Adige/Südtirol
Die Weinberge Südtirols liegen in der deutschsprachigen Provinz Bozen (Bolzano) in den Tälern der Etsch (Adige) und Eisack (Isarco), die hier ein Weinbaugebiet in der Form eines riesigen Y bilden. Insgesamt stehen ca. 5000 Hektar unter Reben. Sie erzeugen eine große Vielfalt von Gewächsen. Es wird fast ausschließlich DOC-Wein produziert, damit ist Südtirol der Bereich mit dem höchsten DOC-Anteil in ganz Italien. Es gibt zwei strukturell verschiedene Arten der DOC-Bereiche, zum einen die groß flächige DOC Alto Adige, die in Verbindung mit insgesamt 18 verschiedenen Rot- und Weißweinsorten gilt, die nach deutschem Vorbild unter Nennung der Rebsorte reinsortig abgefüllt werden müssen. Die Hauptrebsorte in südtirol ist mit 60 Prozent der bestockten Flächen der Vernatsch (auch Edel- oder Großvernatsch, ital. Schiava), der in Deutschland vor allem aus Württemberg als Trollinger bekannt ist.
Er erbringt blassrote, süffige und freundliche Rotweine.
Unter den DOC-Rebsortenweinen sind darüber hinaus feine Rieslinge, körperreiche Chardonnays sowie hervorragende Rotweine aus Cabernet Sauvignon und Pinot Nero (Blauburgunder) zu finden. Auch Pinot Grigio, Pinot Bianco und Sauvignon Bianco stehen im Anbau und liefern saftige, vollmundige Weine. Eine weit verbreitete und bekannte Rebsorte Südtirols ist der rote Lagrein. Aus ihm entstehen der Lagrein Kretzer (Lagrein Rosato), ein spritziger Rose wein, der in 32 Gemeinden rund um Bozen erzeugt wird, sowie der tanninreiche Lagrein Dunkel (Lagrein Scuro, auch Rosso Scuro). Neben diesen DOC-Rebsortenweinen gibt es auch die klassische geographische DOC. Die bekannteste ist sicherlich die DOC Kalterersee (Lago di Caldaro), die die Weinberge um den kleinen bei Bozen umfasst. Hier wird ebenso wie in den DOC-Bereichen Sankt Magdalener (Santa Maddalena), Bozner Leiten (Colli di Bolzano) und Meraner Hügel (Meranese di Collina) fast ausschließlich Vernatsch angebaut.
Alle diese Rotweine sind wegen ihrer Leichtigkeit, Frische und Unkompliziertheit weithin beliebt. Viele Weine Südtirols, die diese DOC-Bezeichnungen nicht in Anspruch nehmen wollen, kommen ebenso wie die entsprechenden Gewächse des Trentino unter der gemeinsamen DOC Etschtaler (ital. Valdadige) in den Handel. Wichtige Erzeuger in Südtirol sind u.a. Josef Brigl, Cantina Produttori San Michele, Stroblhof, Cantina Covento Muri-Gries, Cantina Produttori Santa Maddalena, Franz Gojers Glögglhof, Heinrich Plattners Waldgrieshof, Peter Pligers Kuenhof, Cantina Viticoltori di Caldaro, Pima & Nuova, Josephus Mayr, Cantina Produttori Colterenzio/Schreckbichl, Josef Niedermayr, Cantina Produttori Cortaccia, Tiefenbrunner, Franz Haas, Castel Schwanburg, Cantina di Terlano, Hofstätter und Alois Lageder.
Trentino
Südlich von Südtirol schließt sich das Anbaugebiet Trentino an, der italienischsprachige Teil der Region Trentino-Alto Adige. Beinahe 9000 Hektar stehen hier unter Reben, zu 70 Prozent werden DOC-Weine erzeugt. Rund um die malerische Stadt Trento (Trient) wachsen viele leichte, fruchtige Weine aus Schiava (Vernatsch), Lambrusco, Müller-Thurgau, Riesling Italico (Welschriesling), Pinot Grigio, Pinot Bianco und Chardonnay, die wie in Südtirol unter der Sammelbezeichnung DOC Valdadige etikettiert werden. Weitere geographische DOC-Bereiche sind Teroldego Rotaliano für mit unter ausgezeichnete Rotweine aus der Teroldego-Rebe, die DOC Caldaro (Kalterersee), an der auch das Trentino einen Anteil besitzt, die DOC Casteller überwiegend für Rotweine aus Schiava, Merlot und Lambrusco sowie die winzige DOC Sorni.
Darüber hinaus gibt es auch im Trentino die das gesamte Gebiet umfassende DOC für 17 sortenreine Weine aus
Chardonnay, Sauvignon Bianco, Cabernet Sauvignon, Merlot, Schiava, Müller-Thurgau, Pinot Nero, Pinot Grigio, Pinot Bianco, Lagrein u.a. Eine norditalienische Spezialität ist die Rebsorte Marzemino, die hier einen vollmundigen, charaktervollen und samtigen DOC-Rotwein hervorbringt. Eine Rarität sind die Weißweine aus der nur im Trentino angebauten Rebsorte Nosiola. Unter der allgemeinen DOC Trentino Rosso erscheint der Mori Vecio, einer der besten Rotweine des Trentino.
Er wird in dem kleinen Weinbauort Mori nach Bordeaux-Rezept aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot erzeugt und ist nach Barrique-Ausbau und einigen Jahren der Flaschenreife charaktervoll und fein. Neben diesen Stillweinen entsteht im Trentino eine große Anzahl von DOC-Schaumweinen nach der traditionellen Methode der Flaschengärung. Diese Vini Spumanti können sehr feinperlig und ausdrucksstark sein und zu den besten italienischen Schaumweinen gehören. Bekannte Erzeuger sind u.a. Maso Cantanghel, Santi, La Cadalora, Tenuta San Leonardo, Pojer & Sandri, De Tarczal, Pisoni, Pravis, Cesconi, Maso Furli, Marco Donati, Mezzacorona, Cantina Rolaliana, Nicola Balter, Longariva, Endrizzi, Zeni, Ferrari und Concilio.
Bardolino
Aus dem Umkreis des malerischen Weinbauortes Bardolino am Südostufer des Gardasees kommt von ca. 2500 Hektar Rebfläche der gleichnamige, leichte und charmante DOC-Rotwein. Er entsteht aus einem Verschnitt aus überwiegend Corvina und Rondinella mit Zusätzen von Negrara und Molinara. Der fruchtige und unkomplizierte Alltagswein wird in der Regel jung getrunken. Gewächse um die Kernzone herum dürfen den Zusatz Classico im Namen führen, solche mit einem höheren Alkoholgehalt den Zusatz Superiore. Der DOC Bardolino Chiaretto ist ein äußerst köstlicher, duftiger und spritziger Rosewein, der den roten Bardolino an beschwingter Leichtigkeit noch übertrifft. Top-Erzeuger sind u.a. die Weingüter Zeni, Poggi, Guerrieri-Rizzardi, Anselmi und Masi.
Bianco di Custoza
Der südliche Bereich des Anbaugebietes für den Bardolino ist gleichzeitig die Herkunft des DOC-Weißweins Bianco di Custoza. Rund um das Südostufer des Gardasees wachsen auf knapp 900 Hektar die Rebsorten Trebbiano, Garganega und Tocai sowie einige Ergänzungssorten, die im Verschnitt einen spritzigen, leichten und recht neutralen Weißwein ergeben, der jung am besten in Form ist. Meist enthält der Bianco di Custoza noch einen merklichen Anteil an Kohlensäure, die ihn vor allem an heißen Tagen zum äußerst angenehmen Begleiter der leichten Küche macht.
Valpolicella
Östlich des Bardolino- und Bianco di Custoza-Gebietes schließt sich das Anbaugebiet Valpolicella an. Auf fast 4000 Hektar werden hier die selben Rebsorten kultiviert wie im Bardolino-Gebiet, doch der Valpolicella besitzt einen deutlich höheren Anteil an Corvina, was ihm etwas mehr Statur und Gewicht verleiht. Analog zum Bardolino dürfen die Weine aus einer Kernzone als Valpolicella Classico, solche mit einem höheren Alkoholgehalt als Valpolicella Superiore etikettiert werden. Darüber hinaus gibt es noch den Unterbereich Valpantena, der mit der Classico-Zone qualitativ gleichwertig ist. Der einfache Valpolicella ist in aller Regel leicht, fruchtig und säurebetont. Die als Superiore etikettierten Weine müssen vor dem Verkauf ein Jahr reifen und können sich zu kräftigen, charakter- und gehaltvollen Rotweinen entwickeln.
Amarone
Im Valpolicella-Gebiet gibt es eine lange Tradition der Erzeugung von Strohweinen aus auf Strohmatten luftgetrockneten Trauben. Je nach Jahrgang und Herkunft sind diese teilweise bereits am Weinstock eingetrocknet, teilweise werden sie beim langsamen Eintrocknen rosiniert. Aus diesem Traubengut werden wuchtige Rotweine erzeugt, die als DOC Amarone in den Handel kommen.
Die trockenen, alkoholreichen Weine (bis 16% vol.) sind schwer, aber auch samtig und tiefgründig und brauchen lange
Reifezeit. Gewächse aus der Classico-Zone des Valpolicella dürfen dementsprechend als Amarone Classico in den Handel gebracht werden. Werden sie mit Restsüße erzeugt, kommen sie ohne DOC-Prädikat als Recioto di Valpolicella in den Handel. Durch strenge Auslese des Traubengutes sowie neue Ausbauverfahren in kleinen Fässern versuchen einige Erzeuger heute, dem Amarone seinen oxidativen Charakter zu nehmen und damit ein breiteres Publikum für diesen Spitzenwein zu interessieren. Spitzenerzeuger für Valpolicella und Amarone sind u.a. Boscaini, Santi, Masi, Tedeschi, Allegrini, Quintarelle, Righetti Le Ragose und Villa Girardi.
Soave
Rund um die malerische mittelalterliche Stadt Soave wird der gleichnamige Weißwein bereitet. Über 6500 Hektar stehen unter Reben, die im Jahr durchschnittlich fast 750.000 Hektoliter Wein hervorbringen. Ungefähr ein Viertel der Gesamtproduktion entfällt auf die Classico-Zone, bei höheren Mostgewichten dürfen Superiore-Weine erzeugt werden. Die Hauptrebsorte ist die weiße Garganega, die 70 Prozent im Mischungsrezept des Soave ausmacht. Der Rest entfällt auf Trebbiano, Pinot Bianco und Chardonnay. Der Soave ist fruchtig, bukettreich und delikat. Einfachere Weine sind spritzig und frisch und sollten am besten jung genossen werden. Die besten können einem guten Chablis ähneln und sind wie dieser ideale Begleiter jeglicher Fischgerichte und Meeresfrüchte. Aus rosinierten oder botrytisierten Trauben werden auch im Soave-Gebiet süße Recioto-Weine erzeugt, die zu den größten Köstlichkeiten Norditaliens zählen können. Wichtige Produzenten sind u.a. Boscaini, Anselmi, Bolla, Masi und Pieropan.
Breganze
Etwas nördlich des Soave-Gebietes liegt das Weinbaugebiet Breganze. Die Weinberge dieses zu Unrecht relativ unbekannten DOC-Gebietes liegen teilweise in den Hügeln des Alpenvorlandes, teilweise auf kieshaltigen Ebenen zu Füßen des Hügellandes. Es gibt außer der übergreifenden keine weiteren lokalen DOC-Bereiche, die DOC-Rebsortenweine müssen reinsortig von Cabernet Sauvignon, Merlot, Tocai, Pinot Bianco oder dem lokalen Vespaiolo bereitet werden. Verschnitte kommen als DOC Breganze Bianco oder Rosso auf den Markt, spezialitäten aus Breganze sind die süßen und teils edelsüßen Strohweine nach dem Vorbild des Recioto aus Soave. Sie werden vornehmlich von Vespaiolo mit Zusätzen von Garganega und Tocai erzeugt. Der bekannteste dieser Weine ist der Torcolato von Maculan, dem wichtigsten Erzeuger in Breganze.
Prosecco
Nahe der Grenze zu Friuli-Venezia Giulia entsteht im Veneto rund um die Ortschaften Valdobbiadene und Conegliano einer der berühmtesten italienischen Weine, der Prosecco. Aus der gleichnamigen weißen Rebsorte wird hier trockener Schaumwein (Spumante), Perlwein (Frizzante) und Stillwein bereitet. Nahezu zwei Drittel der Erzeugung entfallen auf Spumante, ein weiteres Viertel auf Frizzante, und nur etwa jede dreißigste Flasche enthält Stillwein.
Entstanden ist dieser Weinstil durch die recht kühlen Klimabedingungen des im Alpenvorland gelegenen
Weinbaugebietes, in dem die Trauben spät reifen und der Winter oft noch während des Gärprozesses einbricht. Durch die dann üblichen Temperaturstürze kommt der Gärvorgang zum Stillstand und setzt erst im Frühling bei steigenden Temperaturen wieder ein. Heute stellen die besten Erzeuger den Schaumwein nach der traditionellen Methode der Flaschengärung her. Aber auch die in Großraumtanks erzeugten Vini Spumanti zeigen die erfrischende, spritzige Art mit dem typisch herben Nachgeschmack der Prosecco-Traube. Der Perlwein wird durch eine Kohlensäure-Infusion zum Schäumen gebracht. Die fruchtigen, stillen Proseccos gehören zu den besten Weißweinen Venetiens. Als bedeutende Erzeuger gelten u.a. Belussi, Malvolti, Col Sandago, Antica Quercia und Cosulich.
Piave
Zwischen dem Prosecco-Gebiet und dem Mittelmeer erstreckt sich die rund 2000 Hektar große DOC Piave. Hauptrebsorte ist auf den flachen, kieshaltigen Schwemmlandböden der Merlot, der weit über die Hälfte der jährlichen Weinproduktion von ca. 180.000 Hektolitern erbringt. An zweiter Stelle folgt mit rund 300 Hektar bei den Rotweinen der Cabernet Franc, der gleichauf liegt mit der häufigsten weißen Sorte, dem Verduzzo. Eine größere Rolle spielt auch der Tocai, der auf ca. 150 Hektar angebaut wird. Eine Spezialität des Piave sind die Rotweine aus der lokalen Rebsorte Raboso. Dabei handelt es sich um nicht allzu körper- und alkoholreiche, dafür äußerst tanninreiche Gewächse, die eine sehr lange Reifezeit benötigen, um zu beachtenswert feinen Weinen heranzureifen. Doch sind sie wohl zurzeit nicht sehr gefragt, denn die Anbaufläche des Raboso nimmt ständig ab. Die bekanntesten Namen sind u.a. Canella, Ciani-Bassetti und Verga Falzacappa.
Friuli-Venezia Giulia
Die Region Friuli-Venezia Giulia (Friaul-Julisch Venetien) im äußersten Nordosten Italiens verfügt über rund 20.000 Hektar Rebfläche, die sich in zwei grundsätzlich verschiedene Bereiche aufteilen. Der größere umfasst das riesige Flachland der Grave del Friuli mit seinen erst vor wenigen Jahren abgespaltenen Satellitenbereichen, der kleinere die qualitativ deutlich höherwertigen und hügeligen Gegenden am Ostrand der Region. Während in den weiten Ebenen große Mengen sauberer und fruchtiger Weine entstehen, lassen die günstigen kleinklimatischen Bedingungen und die niedrigen Hektarerträge von unter 50 Hektoliter pro Hektar Rebfläche im Collio, in den Colli Orientali del Friuli und zunehmend auch im Isonzo einen überdurchschnittlichen Anteil an Qualitätsweinen entstehen. Schlichte Gewächse gibt es hier kaum, denn in diesen Bereichen entstehen Weißweine, die zu ltaliens Spitzenklasse gerechnet werden müssen.
Grave del Friuli und Sateliten
Der größte DOC-Bereich von Friuli-Venezia Giulia erstreckte sich bis in die Mitte der 1980er-Jahre über die gesamte Ebene zwischen Alpen und Adria. Seitdem wurden die Küstengebiete in eigenständige DOC-Bereiche aufgeteilt, die von Osten nach Westen Lison-Pramaggiore, Latisana und Aquilea heißen. Die Gründe für die Abtrennung sind nach wie vor fragwürdig, denn einerseits sind die Gebiete klein, sodass ihre Weine auf Grund der mengenmäßigen Beschränktheit bis heute kaum Bekanntheit erlangt haben, andererseits -und das wiegt möglicherweise noch schwerer - ist ein Unterschied zu den Weinen der DOC Grave del Friuli, zu denen sie ja früher gehörten, nicht zu erkennen, sodass ihnen schlicht die Eigenständigkeit fehlt. Generell werden in der DOC Gravedel Friuli 14 reinsortige Rot- und Weißweine sowie ein Rose produziert. Die Gewächse von Merlot, den Cabernet-Sorten, dem einheimischen Refosco, dem Tocai, Pinot Grigio und Pinot Bianco sind meist leicht, fruchtig und süffig. Die Weine aus dem Sauvignon Bianco haben einen höheren Anspruch, sie können durchaus mit Gewächsen aus den östlich benachbarten hügeligen Bereichen konkurrieren.
Isonzo und Carso
Im Tal des Flusses Isonzo bereiten 21 Weinbaugemeinden auf rund 1000 Hektar Rebfläche auf kieshaltigen Böden vorwiegend reinsortige Weine. Wichtigste Rebsorte ist der weiße Tocai, gefolgt vom Merlot Pinot Grigio, Sauvignon Bianco, Pinot Bianco und Cabernet Franc. Tocai, Merlot und Cabernet übezeugen durch Frucht, Leichtigkeit und Harmonie, während die besten Weißweine aus Pinot Grigio und Sauvignon Bianco - insbesondere bei Selbstbeschränkung in den Ertragsmengen saftige und äußerst stilvolle Weine voller Eleganz erbringen können. Östlich des Isonzo grenzt der Satellitenbereich DOC Carso an, der sich bis hinter Triest an die slowenische Grenze erstreckt. Hier stehen für Rotwein vor allem der lokale Terrano, für Weißwein die Malvasia im Anbau. Die Erzeugung ist so gering, dass die Weine weithin unbekannt sind. Aus der Vielzahl guter Erzeugerbetriebe ragen die Weingüter Kante, Borgo San Daniele, Pecorari, Roncodel Gelso und Jermann heraus.
Collio
Nördlich des Isonzo liegen ganz im Osten von Friuli-Venezia Giulia entlang der slowenischen Grenze die Weinberge des Collio Goriziano, wie die gemeinhin als Collio bezeichnete Region offiziell heißt. Dieses Anbaugebiet wird allgemein als das qualitativ hochwertigste der Region Friuli-Venezia Giulia angesehen. Gut 1500 Hektar stehen auf mergel- und sandsteinhaltigen Böden unter Reben, darunter knapp 400 Hektar Tocai, knapp 300 Hektar Pinot Grigio, ca. 250 Hektar Sauvignon Bianco, über 160 Hektar Pinot Bianco, 120 Hektar Merlot, fast 90 Hektar Chardonnay und knapp 70 Hektar Cabernet Franc.
Der Collio ist das Weinbaugebiet in Italien, in dem zuerst massiv modernste Kellertechnik mit temperaturgeregelten
Gärtanks aus Edelstahl, schonenden Hochleistungspressen, leistungsfähigen Filtriersystemen und sterilen Abfüllanlagen eingeführt wurden. So erzeugten die Winzer hier bereits hochwertige, teure Weißweine moderner Prägung, als in den meisten anderen Weinbauregionen die Weißweine noch mit den Schalen vergoren und durch einen oxidativen Charakter geprägt wurden. Heute sind diese Techniken in ganz Italien verbreitet, doch die überaus pikanten, vollmundigen und vornehmen Weißweine des Collio gehören nach wie vor zu den Weißweinen, die in Italien die Maßstäbe setzen. Die Rotweine des Collio sind hingegen fruchtig und süffig. Einen guten Ruf haben u.a. die Weingüter La Castellada, Roberto Picech, Franco Toros, Vigna del Lauro, Villa Russiz, Venica & Venica sowie Edi Keber.
Colli Orientali del Friuli
Das nordöstlichste Weinbaugebiet Italiens sind die Colli Orientali di Friuli an den Abhängen der Voralpen nahe der slowenischen Grenze. Die Rebfläche umfasst rund 2100 Hektar. Auf ähnlichen Böden wie im Collio werden dieselben Sorten angebaut, doch in einem ganz anderen Größenverhältnis zueinander. Auch wenn in den Colli Orientali del Friuli wie im Collio die Weißweinerzeugung überwiegt, besitzen die roten Sorten hier mit über einem Drittel der Rebflächen doch einen weit größeren Anteil als in den Weinbergen des südlichen Nachbarn. Die Weißweine der Colli Orientali del Friuli werden weitgehend mit derselben Technik erzeugt wie die des Collio und ähneln ihnen auch stark, wenn man hier viel mehr mit Vergärung und Ausbau in Eichenholzfässern experimentiert als im Collio.
Dadurch kommen einige charaktervolle Weißweine zu Stande, die es im Collio in dieser Größenordnung nicht gibt.
Außerdem erzeugen einige Winzer aus der einheimischen Rebsorte Picolit eindrucksvolle, teils edelsüße Weißweine mit DOC-Status. Die Rotweine der Colli Orientali del Friuli heben sich deutlich über den allgemeinen Qualitätsstandard der Region hinaus. Die Cabernet-Sorten, der Merlot sowie vor allem die einheimischen Sorten Schioppettino und Refosco erbringen in guten Jahren höchst feine, langlebige Rotweine, die zu den besten Italiens zählen. Top-Erzeuger sind u.a. Livon, Scubla, Girolamo Dorigo, Rocca Bernarda, Volpe Pasini, Livio Felluga, Miani, Le Due Terre, Mario Schiopetto, Miani und Le Vigne di Zamo.