Mittelitalien

Mittelitalien

Unter dem Begriff Mittelitalien werden hier die Weinbaugebiete zusammengefasst, deren Rebflächen sich im südlichen Bereich der Poebene und an den Abhängen der Apenninen und ihrer Randgebirge bis hinunter nach Rom befinden. Dieses Gebiet umfasst das südlichste Anbaugebiet der Lombardei, das Oltrepö Pavese sowie die Regionen Emilia-Romagna, Marken, Umbrien, Abruzzen und Latium. Dieses riesige Gebiet umfasst insgesamt mehr als 225.000 Hektar Rebfläche, von denen im Durchschnitt jedes Jahr über 13 Millionen Hektoliter Wein kommen. Aufgrund der geographischen, klimatischen und kulturellen Unterschiede zwischen den Regionen und ihren Traditionen entsteht dabei eine sehr breitgefächerte Palette von Weinen. Daher lohnt sich ein Blick in die einzelnen Weinbaugebiete.

Lombardei

Nach unserer Definition wollen wir das DOC-Gebiet von Oltrepö Pavese, das südlich der Poebene in den hügeligen Ausläufern des Ligurischen Apennin liegt, weingeographisch zu Mittelitalien hinzuzählen. In der großen Weinbauregion stehen 16.000 Hektar unter Reben, die jährlich ca. 1,2 Millionen Hektoliter Wein hervorbringen. Will man den Anteil an Erzeugerabfüllungen an der Gesamtproduktion als Indikator für Fortschrittlichkeit betrachten, muss man feststellen, dass das Oltrepö Pavese zu den rückständigen Weinbauregionen gehört, denn der größte Teil der Erzeugung wird im Fass verkauft, entweder in die großen Schaumweinfabriken benachbarter Regionen oder in die größeren Städte, vor allem in die lombardische Metropole Mailand. Dabei sind die besten Weine des Oltrepö Pavese von hervorragender Qualität und verdienten viel größere Bekanntheit, vor allem solche Gewächse, die aus Barbera, Pinot Nero oder Moscato bereitet sind. Bekannte Erzeuger sind u.a. die Weingüter Monsupello, II Boscound Isimbarda sowie die Genossenschaft La Versa.

Emilia-Romagna

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Die zwischen der Poebene und dem Appenin gelegene Region mit der Hauptstadt Bologna bringt auf ihren riesigen Flachlagen große Mengen preiswerter Weine hervor. Die Emilia-Romagna besitzt mit 76.000 Hektar über zehn Prozent weniger Rebfläche als die benachbarte Toskana, erzeugt darauf jedoch die doppelte Weinmenge. Einige kleine Unterbereiche sind jedoch recht hügelig und erzeugen - wenn auch nur in geringerer Menge- höherwertige Weine. Im Hügelland um die Stadt Piacenza, der DOC Colli Piacentini, stehen hauptsächlich die Rebsorten Barbera, Bonarda, Croatina und Pinot Nero für Rotwein und Malvasia, Sauvignon Bianco und Pinot Grigio für Weißwein im Anbau. Der bekannteste und beste Wein der Colli Piacentini ist der DOC Gutturnio, ein roter, fassgereifter Verschnitt aus den genannten Rebsorten. Weiter südlich schließt sich rund um die Stadt Parma die DOC Colli di Parma an.

Aus denselben Rebsorten wie in den Colli Piacentini werden ähnliche Weine erzeugt.

Als bester Wein gilt hier jedoch der Schaumwein nach der traditionellen Art der Flaschengärung, für den vornehmlich Malvasia verwendet wird. Der bekannteste Wein der Emilia-Romagna ist sicherlich der Lambrusco, der zu den beliebtesten italienischen Weinen zählt. Dabei handelt es sich um einen leicht schäumenden Rotwein (Frizzante) aus der Lambrusco-Traube aus der Gegend um Modena. Er wird aus vier verschiedenen Klonen der Rebsorte bereitet, von der jeder einen eigenen DOC-Status besitzt: Lambrusco di Sorbara, Lambrusco Salamino di Santa Croce, Lambrusco Grasparossa di Castelvetro und Lambrusco Reggiano. Sie alle gibt es in trockenen und lieblichen Versionen. Weiter südlich schließt sich die DOC Colli Bolognesi an. Sie gilt für weiße Rebsortenweine aus Chardonnay, Pinot Bianco, Sauvignon Bianco oder Riesling Italico (Welschriesling) und sortenreine Rotweine aus Barbera, Cabernet Sauvignon, Merlot oder Pignoletto, die mit dem Zusatz der Unterbereiche Monte San Pietro oder Castelli Medioevali etikettiert werden.

Den südlichen Abschluss der Emilia-Romagna bildet die DOC Sangiovese di Romagna, in der auf beinahe 6000 Hektar Rebfläche aus dem Sangiovese große Mengen Rotwein erzeugt werden. Der einfache Sangiovese di Romagna stammt von flacheren Lagen und ist ein leichter, fruchtiger und jung zu trinkender Wein mit einem intensiven Bukett, der gut zu den herzhaften Speisen Mittelitaliens passt. Die besseren Gewächse kommen von den Hanglagen der Ausläufer des angrenzenden Apennin. Bei ihnen handelt es sich um körperreiche, charaktervolle Rotweine, deren Komplexität durch den Ausbau in Holzfässern noch gesteigert werden kann.

Die besten Gewächse sind den Sangiovese-Weinen aus der Toskana durchaus ebenbürtig.

Aus einem Teil des Bereichs kommt unter dem Namen DOC Trebbiano di Romagna leichter, neutraler Weißwein aus der Trebbiano-Traube. Zur höchsten Qualitätsstufe italienischen Weins gehört der DOCG Albana di Romagna aus der weißen Albana-Traube, die im Zentrum des Bereiches angebaut wird. Bei der Erhebung des ehemaligen DOC-Weines hat es 1986 wütende Proteste aus anderen Regionen gegeben. Der Albana di Romagna entsteht als relativ neutraler und leicht zur Oxidation neigender trockener Wein, in einer leicht indifferenten lieblichen Version und als ausdrucksstarker, von getrockneten Trauben bereiteter süßer Strohwein. Wichtige Erzeuger sind u.a. Fattoria Paradiso, Giovanni Madonia, Tizzano, Umberto Cesari, Poderi dal Nespoli, Fattoria Zerbina, Tre Monti, Casteluccio, Tenuta Bonzara,Terre del Cedro, La Stoppa, II Poggiarello und La Tosa.

Ligurien

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Nordwestlich der Stadt La Spezia liegt in Ligurien an der Riviera di Levante das alte Weinbaugebiet Cinqueterre. Die Rebflächen liegen rund um die Gemeinden Corniglia, Manarola, Monterosso, Riomaggiore und Vernazza auf steilen Terrassen hoch über dem Meer. Zusammen mit den fast senkrecht ins Meer hinabstüzenden Bergen bilden sie eine der spektakulärsten Weinlandschaften überhaupt. Cinqueterre ist altes Weißweinland: Aus der lokalen Rebsorte Bosco mit Zusätzen der ebenfalls lokalen Albarola und dem Vermentino entsteht leichter, delikater und aromatischer Weißwein. Nur noch in sehr geringen Mengen wird aus rosinierten Trauben ein süßer Strohwein erzeugt der Sciaccheträ. Größte Erzeuger sind die Vereinigten Genossenschaften.

Toscana

Die mittelitalienische Toskana ist insgesamt die wichtigste Weinbauregion Italiens. Wegen ihrer großen Bedeutung ist ihr ein eigenes Kapitel gewidmet.

Marken

In der Region an der Adria um die Hafenstadt Ancona wird auf rund 27.000 Hektar Weinbau betrieben. Nördlich von Ancona finden sich die Rebflächen der DOC Colli Pesaesi, auf denen aus dem Sangiovese mit Zusätzen des Pinot Nero leichter, freundlicher Rotwein erzeugt wird. Aus demselben Gebiet stammt auch der leichte, spritzige DOC-Weißwein Bianchello del Metauro, der aus der lokalen Biancame-Traube bereitet wird und den beliebtesten Durstlöscher für die vielen Touristen in der reizvollen Gegend bildet.

Der bekannteste Wein der Marken ist der DOC Verdicchio dei Castelli di Jesi.

Er kommt aus insgesamt 27 Gemeinden rund um Jesi, die ca. 25 Kilometer von Ancona aus landeinwärts gelegene Geburtsstadt des mittelalterlichen Stauferkaisers Friedrich ll. Auf knapp 2500 Hektar wird hier die weiße Verdicchio-Traube angebaut. Rund 90 Prozent der Weinerzeugung liegt in der Hand von Genossenschaften und großen Handelshäusern.

Äußerlich leicht erkennbar ist der Verdicchio dei Castelli di Jesi durch die eigentümliche Flaschenform, die einer antiken Amphore nachempfunden ist, sowie durch die Schrifttype auf den Etiketten, die ebenfalls Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wecken soll. Modern bereiteter Verdicchio dei Castelli di Jesi ist ein frischer Weißwein mit kräftiger Säure und einem typischen Nachgeschmack, der meist mit Mandeln verglichen wird. Versuche mit Barrique-Ausbau besserer Gewächse haben bisher sehr ermutigende Ergebnisse gebracht, auch wenn dies vermutlich die Ausnahme bleiben wird, denn auf Grund des niedrigen Preisniveaus ist die finanzielle Ausstattung vieler Erzeuger eher bescheiden. In etwas höheren Lagen an den Abhängen der Apenninen entsteht mit eigener DOC auf nur gut 200 Hektar der Verdicchio di Matelica, der wegen seiner gehaltvolleren, körperreicheren Art den Verdicchio dei Castelli di Jesi meist übertrifft, andererseits wegen der mengenmäßig sehr begrenzten Erzeugung außerhalb seines Herkunftsgebietes kaum bekannt ist.

Aus der Vernaccia werden in diesen Bereichen auch exzellente Schaumweine nach der traditionellen Methode der

Flaschengärung bereitet. Der beste Rotwein der Marken ist der DOC Rosso Cönero, der in der direkten Umgebung von Ancona vornehmlich aus der roten Rebsorte Montepulciano mit Zusätzen des Sangiovese entsteht. Die Trauben wachsen auf den Abhängen des Monte Cönero, von dem aus man einen traumhaften Blick über Ancona und die adriatische Küste genießt. Der Rosso Cönero ist samtig, weich und fruchtig. Einige Erzeuger haben in den vergangenen Jahren mit großem Erfolg mit ertragsreduzierten Einzellagen, selektioniertem Traubengut und dem Ausbau in neuen Barriques experimentiert. Dabei sind großartige Weine entstanden, die beweisen, dass die oft geschmähte Montepulciano-Traube bei sorgsamer Behandlung ein ähnlich hohes Qualitätspotenzial besitzen kann wie der Sangiovese. Auf diesem basiert der DOC Rosso Piceno, der beinahe im gesamten Bereich westlich und südlich von Ancona erzeugt werden darf.

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Ein Mindestanteil von 60 Prozent Sangiovese ist vorgeschrieben, der Rest entfällt auf Montepulciano. Die besten Abfüllungen sind stets diejenigen, bei denen der Höchstanteil des Montepulciano voll ausgenutzt wird. Im selben Bereich, in dem die Trauben für den Rosso Piceno wachsen, entstehen noch vier weitere, kaum über die Region hinaus bekannte DOC-Weine. Ganz im Norden, zwischen Ancona und dem Gebiet des Verdicchio dei Castelli di Jesi, wird der DOC Lacrima di Morro erzeugt, ein blasser Rotwein aus der lokalen Lacrima-Traube für den baldigen Verbrauch.

Weiter südlich schließt die große DOC Colli Maceratesi für leichten Weißwein aus dem

Trebbiano an, die aber von den Winzern der Gegend kaum genutzt wird. Innerhalb dieses Gebietes findet sich die DOC Vernaccia di Serrapetrona, in der aus der dunklen Vernaccia-Traube der Marken - die mit der weißen Traube aus der Toskana nichts als den Namen gemein hat - winzige Mengen eines roten Schaumweins erzeugt werden. Schließlich liegt ganz im Süden der Marken die DOC Falerio dei Colli Ascolani, die einen leichten Weißwein aus Trebbiano hervorbringt, mit dem die Fischrestaurants der Region versorgt werden. Große Erzeugerin den Marken sind u.a. Umani Ronchi, Boccadigabia, Oasi degli Angeli, Fattoria le Terrazze, Sartarelli, Gioacchino Garofoli und Terre Cortesi Moncaro.

Umbrien

In der kleinen Region Umbrien, die im mittelitalienischen Inland von den Küstenregionen Toskana, Marken und Latium begrenzt wird, stehen rund 20.000 Hektar unter Reben, von denen im Jahrca. eine Million Hektoliter Wein kommen. Darunter ist mit weniger als 20 Prozent für mitteltalienische Verhältnisse relativ wenig DOC-Wein zu finden. Zwei Drittel des DOC-Weins entfällt auf den bekanntesten Wein Umbriens. den weißen Orvieto aus dem Westen der Region. Er entsteht rund um die eindrucksvoll auf einem steilen Tuffsteinfelsen gelegene gleichnamige Stadt aus dem Trebbiano mit Zusätzen von Malvasia, Grechetto, Verdello und gelegentlich etwas Chardonnay. Knapp 2500 Hektar stehen für die Erzeugung des Orvieto zur Verfügung, davon gut 1500 Hektar in der Classico-Kernzone rund um die mittelalterliche Stadt über dem Chianital, der Rest in der erweiterten Zone. Der Stil der trockenen Abfüllungen schwankt zwischen kraftvoll und beinahe schwer und einer leichten, fruchtigen Art.

Unter der Bezeichnung Decugnano dei Barbi wird ein würziger edelsüßer Orvieto erzeugt.

Außerdem entsteht hier ein körperreicher und fruchtiger Rotwein aus Sangiovese und Montepulciano, der denselben Namen trägt. Neben den Orvieto-Weißweinen werden auch einige Weine auf Chardonnay-Basis bereitet, die jedoch ohne DOC-Status vermarktet werden. Herausragend ist der Cervaro della Sala von Antinori. Er wird im Barrique ausgebaut und gilt als einer der besten Weißweine Umbriens. Rund um die DOC Orvieto gibt es einige kleinere DOC-Gebiete, deren Weine kaum in den Export gelangen und die deshalb außerhalb der Region kaum Bekanntheit besitzen. Südlich an Orvieto schließt die DOC Colli Amerini an, aus der leichte Weiß-, Rose- und Rotweine kommen, erstere aus Malvasia, die anderen beiden aus Sangiovese. Östlich von Orvieto liegt die DOC Colli Perugini, die schlichte Weiße und Rote aus Trebbiano bzw. Barbera, Montepulciano und Merlot hervorbringt.

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Etwas höheres Niveau haben die Gewächse aus der DOC Colli del Trasimeno am Lago Trasimeno, insbesondere die Weißen aus Malvasia, Grechetto und Verdicchio sowie die Roten aus Sangiovese mit bis zu 40 Prozent Gamay. Qualitativ herausragende Weine kommen aus dem Bereich Montefalco, der auf dem östlichen Ufer des Tiber liegt. Hier entstehen die besten Rotweine Umbriens. Der süffige, einfache DOC Montefalco Rosso wird aus Sangiovese mit etwas Barbera und Merlot erzeugt. Wesentlich ausdrucksvoller ist der Sagrantino de Montefalco aus der Sagrantino-Traube, ein tiefroter, körper- und alkoholreicher und kraftvoller Rotwein. Traditionell wurde er eigentlich als süßer Strohwein bereitet, bis neue Techniken es ermöglichten, ihn auch in einer trockenen Version zu vinifizieren.

Der sehr langlebige Rotwein wurde wegen seiner außerordentlichen Qualität in den DOCG-Rang befördert.

Dasselbe gilt für die Riserva-Version des Torgiano Rosso der nur wenige Kilometer weiter nördlich entsteht. Aus Sangiovese mit Zusätzen von Montepulciano, Canaiolo und Trebbiano wird Rotwein bereitet, dessen Spitzen zu den besten Rotweinen Italiens zählen. Die Erhebung in den DOCG-Rang war deshalb für die Rosso Riserva eigentlich schon längst überfällig. Der einfache Torgiano Rosso trägt weiterhin das DOC-Prädikat, kann aber dennoch von überragender Qualität sein. Der Weißwein aus Trebbiano und Grechetto ist harmonisch und jung am besten, erreicht in der Regel aber nicht das Niveau des Rosso. Nördlich von Torgiano schließt sich entlang des Tiber die DOC Colli di Altotiberini an, die aus den selben Traubensorten ähnlich leichten und fruchtigen Wein hervorbringt wie die DOC Colli Perugini. Wichtige Produzenten sind u.a. Cantine Lungarotti, Palazzone, Castello della Sala, La Carraia, Colpetrone, Fratelli Sportoletti und Arnaldo Caprai.

Latium

Die sanfte Hügellandschaft rund um die Landeshauptstadt und Weltmetropole Rom ist mit rund 100.000 Hektar Rebfläche eine große Weinbauregion. Knapp jeder fünfte Wein aus Latium trägt das DOC-Prädikat. Das Latium oder auch Lazio ist Weißweinland: Nur etwa jeder zehnte Wein aus dieser Region ist nicht weiß. Die Hauptrebsorte ist die Malvasia, in der Regel ergänzt durch unterschiedlich große Anteile Trebbiano. Weit im Norden Latiums an der Grenze zur Toskana und zu Umbrien wachsen rund um den Lago die Bolsena in direkter Nachbarschaft zum Orvieto-Gebiet die Trebbiano- und Malvasia-Trauben für einen leichten, fruchtigen, in besseren Abfüllungen auch gehaltvollen Weißwein mit dem etwas pathetischen Namen Est! Est!! Est!!! di Montefiascone (lat. est = das ist es). Der Name soll auf einen Kardinal aus der Familie der Fugger zurückgehen, der seinen Diener mit der Aufgabe vorausreisen ließ, an jedem Gasthaus, in dem er guten Wein finden würde, das Wort

..Est" an die Tür zu schreiben. Der Diener fand nun diesen herausragenden Wein und gab seiner Begeisterung mit dem dreifachen "Est" Ausdruck. Heute wird der Est! Est!! Est!l! sowohl trocken und halbtrocken als auch in einer lieblichen Version erzeugt. Im nördlichen Bereich werden aus der antiken Aleatico-Traube winzige Mengen eines sehr alkoholreichen süßen Strohweins aus rosinierien Trauben erzeugt, des DOC Aleatico di Gradoli. Weiter südlich an der Mittelmeerküste liegt die große DOC Cerveteri. Hier entsteht leichter, süffiger Weißwein aus Trebbiano und Malvasia, der ebenso wie der kräftigere Rotwein aus Sangiovese, Montepulciano und Cesanese auf Grund der Nähe Roms kaum die Region verlässt.

Dasselbe gilt für die vielen Weißweine der Castelli Romani, die schon in der Antike für die Weinversorgung Roms

unverzichtbar waren. Hier herrscht seit Urzeiten die Malvasia vor, die mit unterschiedlichen Anteilen Trebbiano verschnitten wird. Die meist einfachen und süffigen Weine werden in allen Geschmacksrichtungen produziert. Innerhalb der Castelli Romani gibt es einige DOC-Bereiche, doch werden sie zum großen Teil kaum wahrgenommen, die Weine werden einfach als Vini da Tavola etikettiert und nach Rom transportiert. Nur bei den wenigen besseren Gewächsen macht man sich die Mühe, die die Einhaltungen der allerdings gar nicht so strengen DOC-Bestimmungen mit sich bringen.

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Es sind dies die zum Teil bereits in der Antike hoch geschätzten Gewächse der DOC Marino, DOC Colli Albani, DOC Colli Lanuvini, DOC Velletri, DOC Cori, DOC Aprilia und DOC Zagarolo. Nur in geringem Umfang werden Rotweine erzeugt, die allerdings nicht unter die DOC fallen. Ein Wein der Castelli Romani ist jedoch zu großer internationaler Bekanntheit gelangt. Es handelt sich um den populärsten Wein Latiums, den weltbekannten Frascati, der rund um den gleichnamigen, malerischen Weinbauort in den Albaner Bergen im Norden der Castelli Romani erzeugt wird. Mit 150.000 Hektolitern pro Jahr wird hier genauso viel DOC-Wein erzeugt wie in den anderen DOC-Bereichen der Castelli Romani zusammen, die wieder Frascati aus einem Verschnitt aus Malvasia und Trebbiano hergestellt werden.

Der Stil schwankt je nach Verhältnis der Traubensorten, frisch und klar bei mehr Trebbiano, körperreich und tiefer bei mehr Malvasia. In winzigen Mengen wird heute noch ein Frascati in Auslesequalität aus botrytisierten Trauben produziert. Kein DOC-Prädikat besitzen die Weine aus Fiorano am Stadtrand von Rom, von wo herausragende Rotweine nach Bordeaux-Rezept, reichhaltige trockene Weißweine aus der Malvasia und und üppige Süßweine ausdem Semillon kommen. 20 Kilometer weiter östlich steht der Rotwein im Vordergrund. Rund um den kleinen Ort Piglio entstehen aus der Rebsorte Cesanese tanninreiche, duftige Rotweine von tiefer Farbe, die einige Jahre der Flaschenalterung lohnen. Es gibt viele verschiedene Geschmacksrichtungen, doch der trockene DOC Cesanese del Piglio gilt allgemein als der beste. Am Westrand des Bereichs bestehen noch die DOC Cesanese di Affile und die DOC Cesanese di Olevano Romano, doch diese werden heute praktisch nicht mehr wahrgenommen.

Ganz im Süden der Küste Latiums, an der Grenze zu Kampanien, wird - eine Reminiszenz an die Antike -rund um die

Ortschaft Gaeta im ehemaligen Anbaugebiet des im alten Rom hoch geschätzen Caecubers, der Cöcubo erzeugt, ein robuster Rotwein ohne DOC-Status. Top-Erzeuger im Latium sind u.a. Falesco, Conte Zandotti, Giovanni Palombo, Trappolini, die Genossenschaft Cerveteri, Casale Marchese, Castel de Paolis und Fontana Candida.

Abruzzen

In der Region Abruzzen sind weit über 30.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche mit Reben bestockt. Sie befinden sich meist an den Abhängen der Abruzzen zur Adria hin und erreichen eine Höhe von 500 Metern, in besonders günstigen Südlagen erlauben die DOC-Bestimmungen sogar die Pflanzung bis 600 Meter Höhe. Rein gesetzlich ist die gesamte Fläche zur Erzeugung von DOC-Wein vorgesehen, doch wird nur - eine Parallele zu anderen Regionen in Italien - ein winziger Bruchteil davon wahrgenommen, sodass nur fünf Prozent der über 3,5 Millionen Hektoliter Wein im Jahr unter den DOC-Status fallen.

Mit anderen Worten: Nur jeder 20. Wein aus den Abruzzen trägt das DOC-Prädikat.

Es gibt in den Abruzzen keine engeren geographischen DOC-Bereiche, das gesamte Gebiet steht für die Erzeugung der Rebsortenweine DOC Montepulciano d'Abruzzo und DOC Trebbiano d'Abruzzo zur Verfügung. Der bessere ist in aller Regel der rote Montepulciano d'Abruzzo aus der gleichnamigen Rebsorte. Er sollte nicht mit dem ganz andersartigen Vino Nobile di Montepulciano aus dem Ort Montepulciano in der Toskana verwechselt werden, der aus einer lokalen Variante des Sangiovese entsteht. Die besten Montepulciano d'Abruzzo bereiten Erzeuger, die den hohen zulässigen Ertrag freiwillig begrenzen. Schon in der Jugend mit fruchtigen Aromen bestechend, entwickeln sich die besten Gewächse nach einigen Jahren in der Flasche zu delikaten, vollmundigen Weinen mit einem typischen feinen Tanningerüst.

Auch die als Cerasuolo bezeichnete gehaltvolle Rose-Version kann in ihrer kraftvollen Art von hervorragender Qualität sein, auch wenn sie nicht unbedingt dem entspricht, was man unter einem süffigen Sommerwein versteht. Beim Trebbiano d'Abruzzo handelt es sich um einen leichten Weißwein aus dem Trebbiano, der heute mittels modernster Technik streng reduktiv erzeugt wird und durch Alterung nicht gewinnt. Eine Ausnahme ist der hoch gelobte Trebbiano d'Abruzzo von Edoardo Valentini, der einen langlebigen Wein produziert, der allgemein zu den besten Weißweinen Italiens gerechnet wird. Daneben gehören u.a. Umani Ronchi, Dino Illuminato und Gianni Masciarelli zu den Spitzenerzeugern.