Grenache

Grenache

In seinen vielen verschiedenen Variationen ist der Grenache hinter der weißen Airön, mit der die endlosen Rebflachen der Meseta, des zentralspanischen Hochlandes, bepflanzt sind, von der Anbaufläche her die Nummer zwei in der Welt der Rebsorten. Allein in Spanien, wo die Sorte als Garnacha bekannt ist, stehen mehr als 170.000 Hektar im Ertrag, in Frankreich kommen noch einmal rund 90.000 Hektar hinzu. Außerdem hat die Rebe noch in vielen anderen Regionen des Mittelmeerraumes sowie der Neuen Welt beträchtliche Verbreitung gefunden, sodass insgesamt weltweit möglicherweise nahezu 300.000 Hektar mit ihr bestockt sind.

Die sehr alte Rebsorte stammt wahrscheinlich aus dem einst mächtigen Königreich Aragon, zu dem lange Zeit auch

Teile Südfrankreichs, Süditaliens sowie Sizilien gehörten. Der Grenache besitzt starkes, aufrecht wachsendes Holz, was die Rebe für die Gobelet-Erziehung prädestiniert, die ganz auf stützende oder tragende Elemente wie Pfähle, Drähte oder gar Pergolen verzichtet. Der frühe Austrieb und die späte Reife sind der Grund dafür, dass sich der Grenache nur für den Anbau in ausgesprochen warmem, am besten mediterranem Klima eignet. Dazu kommt seine ausgeprägte Resistenz gegen Dürre, die dazu beitrug, ihn auch in den Bewässerungsgebieten Australiens, Kaliforniens und Südamerikas heimisch werden zu lassen.

Am Ende einer langen Reifeperiode können die Grenache-Trauben eine derart hohe Zuckerkonzentration erreichen, dass natürliche Alkoholgehalte von bis zu 16 Volumenprozent keine Seltenheit sind. Der Gehalt an Farbstoffen und Tanninen ist allerdings wesentlich niedriger als beispielsweise beim Cabernet Sauvignon oder Syrah.

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Grenacheweine sind daher relativ hell in der Farbe und nehmen im Alter leicht orange Töne an. Sie sind vollmundig und fruchtig, ohne in der Regel jedoch über ein strukturiertes Tanningerüst zu verfügen. Stattdessen verströmen sie viel Wärme und wuchern mit ihrer reichen Frucht.

Deshalb werden Grenacheweine auch nur äußerst selten sortenrein ausgebaut, in der Regel

ist immer noch eine weitere, bestenfalls strengere und tanninreichere Sorte zum Verschnitt vorhanden, allein schon, um die hohe Oxidationsanfälligkeit des Grenache zu mildern. In ihrer Heimat Spanien ist die Garnacha Tinta in beinahe allen Anbaugebieten vorhanden. In Navarra liefert sie die köstlichen, fruchtigen und bald zu genießenden Rosés, in der Rioja verleiht sie dem kargeren und haltbareren Tempranillo Charme und Frucht, in Aragön erbringt sie schwere, bodenständige Weine, die in jüngerer Zeit durch Fortschritte in Weinberg und Keller frischer und haltbarer geworden sind.

Die besten Ergebnisse liefert sie jedoch in Mittelmeernähe in Katalonien, wo sie - zumal aus altem Rebbestand und bei sehr niedrigen Erträgen- kraftvolle, tiefgründige und konzentrierte Rotweine liefert. Die Highlights stammen aus dem Priorato, wo die Garnacha sicherlich ihre besten reinsortigen Ergebnisse erzielt - wertvolle, langlebige und seltene Weine, die es zu suchen gilt. Aber auch aus dem Penedés stammen exzellente Gewächse, die in ihrem Stil - im Verschnitt mit anderen Sorten - deutlich in Richtung Südfrankreich weisen. Darüber hinaus werden aus der Garnacha wie in Südfrankreich auch gespritete Likörweine nach dem Rezept der Vins Doux Naturel erzeugt.

In Frankreich erbringt der Grenache seine besten Ergebnisse an der Rhone, und zwar in den südlichen Bereichen, an

der Rhone Meridional, im weiteren Umkreis von Chäteauneuf-du-Pape. Im Verschnitt mit vielen anderen Sorten -insgesamt 13 Sorten sind für den Châteauneuf-du-Pape zugelassen- verleiht der Grenache den Weinen alkoholische Stärke, üppige Frucht, Konzentration, süßlichen Schmelz sowie Großzügigkeit und Kraft.

Das gilt genauso für die Weine von Gigondas und Vacqueyras, aber auch für die Côtes du Rhone-Villages sowie die einfachen Weine der AC Côtes du Rhone. Im gesamten Languedoc-Roussillon ist der Grenache verbreitet, er hat hier ein wenig den mittlerweile ungeliebten Carignan verdrängt, der übrigens auch aus Spanien stammt. Weitere große Flächen sind in Nordafrika mit Grenache, was die Bewohner der Insel zu der Annahme verleitet, dass der Grenache folglich ursprünglich aus Sardinien stammen müsse.

In der Neuen Welt wird der Grenache systematisch vom Cabernet Sauvignon verdrängt und ist deshalb im Rückgang begriffen. War er vor 30 Jahren noch die meist angebaute rote Sorte in Australien, so sind seitdem zunächst der Shiraz und dann auch der Cabernet Sauvignon an ihm vorbeigezogen. Auch in Kalifornien wird der Grenache immer noch zu Gunsten modischerer Sorten gerodet. Die weiße Variante, der Grenache Blanc, ist vor allem in Südfrankreich heimisch und ergibt hier einen üppigen körperreichen und säurearmen Weißwein.