Syrah (Shiraz)

Der Syrah ist eine sehr alte Rebsorte, einige Ampelografen vermuten, dass es sich bei ihm um jene Rebsorte handelt, die durch Phönizier oder Griechen nach Südfrankreich gelangte und schon zu Zeiten der Römer an der nördlichen Rhone so gute Weine hervorbrachte, dass man darauf sogar in Rom aufmerksam wurde. Andere Gelehrte wiederum vertreten die Theorie, dass der Syrah im hohen Mittelalter während der Kreuzzüge aus dem Orient nach Frankreich gelangt ist. Sie stützen ihre Annahmeauf die Ähnlichkeit des Sortennamens mit Landschaften wie Syrien oder Städten wie Shiraz in Persien.
Die hochwertige Rebsorte wäre allerdings am Ende des 19. Jahrhunderts ungeachtet ihrer Herkunft beinahe von der
Reblaus dahingerafft worden, und nach den wirtschaftlichen Depressionszeiten und den beiden Weltkriegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren um 1950 nur noch wenige Hektar Syrah an der Rhone Septentrional übrig geblieben. Vor allem die Winzer von Tam l'Hermitage pflegten am Hermitage-Berg und auf der gegenüberliegenden Flussseite noch die einzige an der nördlichen Rhone zugelassene Rotweinsorte, bis es in den 1970er-Jahren zur Renaissance des Syrah kam.
Die mittlerweile weitgehend verfallenen Steilterrassen von Côte Rotie wurden ebenso wieder aufgebaut, andere in den Appellationen St.-Joseph und Comas erneuert und oft auch neu bestockt. Bald kamen die ersten glänzenden Rotweine von der nördlichen Rhone wieder in größerer Zahl auf die Märkte und kündeten von der edlen Art des Syrah, sodass in der Folgezeit ein richtiger Syrah-Boom ausbrach. Zunehmend interessierten sich auch die Erzeuger von der südlichen Rhône für den Syrah, der ihren traditionellerweise als Verschnitte verschiedenster Rebsorten bereiteten Rotweinen Struktur und Langlebigkeit verleihen sollte.
Danach gelangte der Syrah ins Languedoc-Roussillon, wo die Rebsorte - vielleicht auch wegender Abneigung gegen
das übermächtige Bordeaux und seinen die Weinstile diktierenden Cabernet Sauvignon - begeistert aufgenommen wurde. Heute sind in Frankreich beinahe 30.000 Hektar mit demSyrah bestockt, damit konnte er seine Rebfläche in den vergangenen 30 Jahren mehr als verzehnfachen. Der Syrah treibt relativ spät aus und eignet sich deshalb auch für Anbaugebiete oder Lagen, in denen mit Spätfrösten gerechnet werden muss. In der Blütezeit neigt er bei zu kalter, nasser Witterung zum Verrieseln, was die Erträge empfindlich schmälern kann. Bei normaler Blüte und gesundem Fruchtansatz bringt er zufrieden stellende Erträge an relativ spät reifendem kleinbeerigem Traubengut.
Bei ungünstigem Witterungsverlauf kommt er nicht zur Vollreife und nimmt auf Grund des hohen Tanningehaltes dann einen ausgesprochen grünen, unreifen und uncharmanten Charakter an. Auf der anderen Seite tritt die Vollreife bei günstiger Witterung schlagartig ein und entwickelt sich ebenso schnell zur Überreife, was den Trauben gar nicht gut bekommt und sie schnell ihre besten Eigenschaften wie die reiche Frucht und die kräftige Säure einbüßen lässt.
Voll gelungene Syrah-Weine von der nördlichen Rhone sind unvergleichlich:
Côte Rôtie, Hermitage und auch die besten Comas benötigen selbst in mittleren Jahrgängen zehn Jahre Flaschenreife, bis ihre abweisenden Gerbstoffe soweit gereift sind, dass dahinter die ungemein reizvolle süße Frucht zum Vorschein kommt. Tief dunkel, beinahe schwarz in der Farbe, präsentieren sich diese Weine dann mit sehr intensiven Düften nach Unterholz, Leder und Tabak und gehören zweifellos zu den größten Rotweinen der Welt. Auf diesem Niveau können sie sich über Jahrzehnte halten.
Die Weine von St-Joseph und Crozes-Hermitage öffnen sich bereits früher, sie sind bereits nach fünf Jahren ein Genuss. Nicht ganz so konzentriert wie die Spitzengewächse, gehören die anspruchsvolleren und ambitionierteren Abfüllungen auf jeden Fall zu den besten Rotweinen Frankreichs und hätten viel mehr Beachtung verdient. Im Languedoc-Roussillon hingegen bringt die Rebsorte intensive, fruchtige Weine mit viel Charme hervor. Über Jahrzehnte war die Traube unter dem Namen Shiraz in Australien viel verbreiteter als im französischen Mutterland. Heute liegen beide Länder von der Anbaufläche her ungefähr gleichauf. In Australien ist der Shiraz immer noch die häufigste Rotweintraube, auch wenn der Cabernet Sauvignon sich anschickt, ihn zu überflügeln.
Der australische Shiraz ist insgesamt weicher, voller und milder als sein französisches Pendant, was aber daran liegen kann, dass die Erträge in Australien geringfügig höher liegen als an der Rhone Septentrional. Diese Gewächse werden traditionell mit Cabernet Sauvignon verschnitten, der ihnen Struktur und Kraft verleiht. Die Spitzenweine jedoch sind genauso konzentriert und tiefgründig, aber noch schwergewichtiger als die französischen Weine, Alkoholgehalte von 15 Volumenprozent und mehr sind keine Ausnahmen.
Der berühmteste und anerkannt beste australische Rotwein und darüber hinaus einer der größten der Welt, der Grange
von Penfolds, ist ein reinsortiger Shiraz. Bestände an Shiraz-Reben finden sich auch in Kalifornien und insbesondere in Südafrika, wo über 1000 Hektar im Anbau stehen. In Europa ist die Rebe außerhalb Frankreichs bisher allerdings nur punktuell in Erscheinung getreten, so in der Toskana oder im schweizerischen Valais.