Cabernet Sauvignon

Cabernet Sauvignon

Cabernet Sauvignon gilt als der König unter den roten Rebsorten und nimmt damit den gleichen Platz ein, der dem Chardonnay unter den weißen Sorten zukommt. Es gibt keine Weinbauregion der Welt, die für den Anbau von Rotweintrauben geeignet ist, in der nicht auch ein bedeutender Bestand an Cabernet Sauvignon zu finden wäre. Nur wo die klimatischen Bedingungen den Anbau dieser edlen roten Sorte nicht zulassen, wird auf ihn verzichtet. Dabei sind es gleich mehrere Vorzüge des Cabernet Sauvignon, die diese Sorte so einzigartig und überall auf der Welt für Winzer wie Weintrinker so begehrenswert machen. Der größte Vorteil des Cabernet Sauvignon ist seine ungebrochene Individualität:

Es spielt kaum eine Rolle, wo er gepflanzt wurde, wie er im Weinberg behandelt wurde, unter welchen Umständen seine

Trauben zur Reife kamen oder was mit den Trauben oder dann dem Jungwein im Keller gemacht wurde, Cabernet Sauvignon behält unter nahezu allen Umständen seine Sortencharakteristik und ist unter allen Rotweinen am leichtesten zu identifizieren.

Cabernet_Sauvignon_1

Dabei ist er aber zudem perfekt in der Lage, das französische Konzept des Terroir auf seine Weise zu interpretieren, denn neben seiner ungebrochenen und typischen Sortencharakteristik bringt der Cabernet Sauvignon genau die speziellen Bedingungen seiner engeren Herkunft zum Ausdruck - zumindest in Frankreich, wo sich das Konzept des Terroir über Jahrhunderte entwickelt hat und natürlich umfangreiche Aufzeichnungen über die Lagen- und Jahrgangscharakteristiken der Weine vorhanden sind.

Darüber hinaus sind es natürlich die Qualität und der Charakter seiner Weine, die ihn zum Top-Star der Rotweinsorten gemacht haben. Überall, wo die weltberühmten Bordeaux-Weine aus dem Medoc als Gipfel der Weinbaukunst gelten, ist man davon überzeugt, dass der Cabernet Sauvignon die edelste rote Rebsorte der Welt ist. Dabei sind es weniger die oft mit Johannisbeeren verglichene Frucht oder die als Paprikaduft beschriebenen Aromen, die den Cabernet Sauvignon auf die Spitze des Wein-Olymps erheben, sondern vielmehr die Fähigkeit zu langer Flaschenalterung, in der er sich unbeschreiblich komplex, vornehm, voller Würde und unerhört tiefgründig, vielschichtig und nachhaltig präsentiert wie kaum ein anderer Wein.

Diese erstaunliche Alterungsfähigkeit steht in Zusammenhang mit seinem hohen Gehalt an Farb- und Gerbstoffen, die

in langen Maischungsprozessen aus den Beeren herausgelöst werden können und dann das Rüstzeug für die weitere Reifung beisteuern. Dabei kommt dem Cabernet Sauvignon zusätzlich zugute, dass er äußerst gut auf den Ausbau in kleinen Fässern aus neuem Eichenholz anspricht -wahrscheinlich besser als jede andere rote Sorte. Dabei nimmt er zusätzliche Tannine aus dem Eichenholz auf, die sein Alterungspotenzial noch verbessern. Cabernet Sauvignon gehört zu den dunkelsten Weinen überhaupt, nur die schwarzen Weine von Cahors und Weine aus der Rebsorte Syrah/Shiraz besitzen noch tiefere Farben. Im Alter kommen bräunliche bis orange Reflexe hinzu. Die Tannine werden mit zunehmender Reife weicher und verlieren ihre zuweilen adstringierende Art. Das Bukett reifer Cabernet-Weine wird meist mit Zigarrendüften, Unterholz, Leder, Moschus, Schokolade oder auch Pilzen assoziiert.

Klassische französische Weine auf der Basis des Cabernet Sauvignon sind meist gut strukturiert, straff, gelegentlich auch streng und sprechen mehr den Intellekt an als die Sinne. Sortenreine Gewächse aus der neuen Welt sind allerdings oft großzügiger, schmeichelnder und opulenter. Modernste Weinbereitungstechnik hat dazu geführt, dass viele Weine aus dem Cabernet Sauvignon heute wesentlich früher zugänglich sind als noch vor wenigen Jahrzehnten. Dabei präsentieren sie meist einen fruchtigen Charme und jugendliche Frische, die sich aber auch in den Weinen, die nie mit Eichenholz in Berührung gekommen sind, auf der Flasche noch ein paar Jahre halten. Im Weinberg ist der Cabernet Sauvignon nicht problematischer als die meisten anderen Sorten. Er treibt später aus als der Merlot, was ihn unempfindlicher gegen Frühjahrsfröste macht, auch wenn sie den Cabernet Sauvignon im teilweise unberechenbaren Klima von Bordeaux gelegentlich auch schädigen können.

Die Neigung zum Verrieseln ist nicht übermäßig groß, sodass die wirtschaftlichen Erträge regelmäßig und sicher erzielt

Cabernet_Sauvignon_2

werden können. Seine außerordentlich große Wuchskraft macht im Sommer umfangreiche Maßnahmen der Laubpflege notwendig, außerdem ist der regelmäßige Rückschnitt der Triebspitzen erforderlich, sonst steckt die Rebe ihre Energie mehr in ihr Größenwachstum und die Laubmasse als in die Reife der Trauben. Das Wachstum des Cabernet Sauvignon kann allerdings auch durch die Wahl einer entsprechenden Veredelungsunterlage mit geringerer Wuchskraft gebremst werden. In feuchtem Klima ist der Cabernet Sauvignon anfällig für Echten Mehltau und muss dann regelmäßig gespritzt werden. Auch einige unheilbare Holzkrankheiten suchen den Cabernet Sauvignon gerne heim.

Die Beeren sind klein, dunkelfarbig, äußerst dickschalig und reich an bitteren Kernen. Sie reifen später als der Merlot deshalb bekommt der Cabernet Sauvignon in Bordeaux in kühleren Jahren Reifeprobleme. Auf Grund des Tanninreichtums der Sorte ist in der Weinbereitung Vorsicht geboten, die großen Fortschritte, die zu einer bedeutend früheren Zugänglichkeit selbst der langlebigsten Spitzenweine geführt haben, beruhen vor allem auf der schonenden Verarbeitung der Trauben. Cabernet Sauvignon wird heute fast durchweg abgebeert und äußerst sorgfältig gepresst um die sehr tanninhaltigen Kerne nicht zu verletzen.

Manche Erzeuger belassen allerdings auch einen Teil der Stiele in der Maische. In vielen Gegenden, in denen der

Cabernet Sauvignon erst in den letzten Jahrzehnten eingeführt worden ist hat es gedauert, bis man die Techniken richtig beherrscht hat. In den Anfangsjahren litt bei manchen Weinen die Frucht unter der Härte der Tannine, verstärkt durch die Verwendung neuer Barriques beim Ausbau. Heute jedoch sind die Weinerzeuger in Kalifornien, Australien und der Toskana führend in der Bereitung erstklassiger, fruchtiger und früh trinkreifer Weine aus Cabernet Sauvignon. Der Cabernet Sauvignon stammt wahrscheinlich aus Bordeaux. Die ältesten Erwähnungen gehen auf das 17. Jahrhundert zurück, aber eine größere Verbreitung fand er erst im 18. Jahrhundert, nachdem holländische Spezialisten die Sümpfe trockengelegt hatten, aus denen das Medoc damals vorwiegend bestand.

Nun wurden große Flächen für den Weinbau nutzbar, und bald entstanden die meisten der großen Güter, die auch heute noch existieren. Die Böden im Medoc und mit Einschränkungen auch in den südlich anschließenden Graves sind ideal für den Cabernet Sauvignon. Mächtige, mehrere Meter dicke Kiesplateaus, die eine perfekte Drainage bieten und das im Medoc gelegentlich überreichliche Regenwasser zügig abfließen lassen, bieten den Reben die Möglichkeit, ihre Wurzeln tief ins Erdreich zu versenken. Tagsüber wärmen sich die Kiesschichten in der südfranzösischen Sonne auf und strahlen ihre gespeicherte Wärme nachts wieder ab. So verhelfen sie den Trauben zu einem optimalen Reifeverlauf.

So kann im Mödoc eine ganze Reihe der aufregendsten und außerordentlichsten Rotweine entstehen, und das in einer

Vielzahl wie wohl in keinem anderen Weinbaugebiet der Welt. Dennoch taucht der Sortenname des Cabernet Sauvignon in Bordeaux auf keinem Etikett auf, und kein einziger Weinerzeuger in Bordeaux würde behaupten, er bereite Cabernet-Sauvignon-Weine. Das Geheimnis von Bordeaux ist vielmehr der Verschnitt der verschiedenen Sorten, die Assemblage. Der kongeniale Partner des Cabernet Sauvignon ist dabei der Merlot, ergänzt von Cabernet Franc, Petit Verdot und anderen, an Bedeutung immer mehr verlierenden Sorten. Im Medoc ist es der Merlot, der dem strengen, kargen Cabernet Sauvignon Frucht, Charme und Duft verleiht. In Canon-Fronsac, Pomerol und St.-Emilion ist es wiederum der Cabernet Sauvignon, der dem weichen, ausladenden Merlot Struktur und Kraft mit auf den Weg gibt.

Cabernet_Sauvignon_3

Außerhalb des Bordeaux-Gebietes ist der Cabernet Sauvignon in geringem Maße an der Loire, stärker im Haut-Pays, dem französischen Südwesten, sowie in der Provence und insbesondere im Languedoc verbreitet. Hier werden nach dem stilistischen Vorbild von Kalifornien große Mengen von ansprechenden, fruchtigen sortenreinen Vins de Pays bereitet, aber auch im Verschnitt mit den traditionellen Sorten der Region tiefgründige, langsam reifende Spitzengewächse - allerdings auch diese fast ausschließlich als Vins de Pays. Insgesamt sind in Frankreich rund 38.000 Hektar mit Cabernet Sauvignon bestockt. In Kalifornien ist der Cabernet Sauvignon heute die bedeutendste rote Rebsorte, gefolgt vom Zinfandel. Cabernet Sauvignon-Reben stehen auf über 25.000 Hektar Rebland.

Nachdem die Kalifornier durch die Betonung der Frucht als erste überzeugende sortenreine Weine aus dem Cabernet Sauvignon erzeugt haben und diese Kunst wie kein anderer auf

der Welt perfektioniert haben, wandten sie sich in den letzten Jahren verstärkt den Meritage-Weinen zu, sehr hochwertigen Verschnittweinen nach klassischem Rezept aus Bordeaux. Dies sind meist die Spitzenprodukte der besten Erzeuger und äußerst teure Weine, der Opus One von Robert Mondavi und Baron Philippe de Rothschild sowie der Dominus von Christian Moueix gehören zu diesen erlesenen Gewächsen.

In Südamerika ist es insbesondere Chile, das fruchtigen und beinahe süffigen, aber auch tiefgründigen, konzentrierten Cabernet Sauvignon von ungepfropften Reben hervorbringt, denn die Weinberge des Landes sind von der Reblaus bisher verschont geblieben. Über 12.000 Hektar sind hier mit Cabernet Sauvignon bestockt. In jüngerer Zeit hat auch in Chile ein Trend zu hochwertigen Verschnittweinen nach dem Vorbild von Bordeaux eingesetzt. Eine ähnliche Entwicklung ist auch in Argentinien festzustellen, wo der Cabernet Sauvignon hinter dem Malbec an zweiter Stelle der roten Sorten steht. Vorwiegend sortenreine Weine kommen hingegen aus Mexiko und Bolivien.

In Australien wurde Cabernet Sauvignon erstmals um 1860 im Yarra Valley angepflanzt. Nach ersten erfolgreichen

Versuchen setzte die Sorte ihren Siegeszug fort und findet sich heute in allen bedeutenden Anbaugebieten Australiens, besonders gute Ergebnisse bringt sie in Coonawarra in Südaustralien, im Yarra Valley in Victoria und in Margaret River an der Westküste hervor. Dennoch ist diese Sorte nicht führend auf den australischen Weinbergen, sondern wird vom Shiraz auf den zweiten Platz des Sortenspiegels verwiesen.

In Australien haben die Kellermeister den Cabernet Sauvignon seit jeher verschnitten, allerdings nicht mit anderen Bordeaux-Sorten, sondern mit dem Shiraz, der australischen Version des französischen Syrah von der Rhone. Dabei entstehen voluminöse, milde Weine, denn der Shiraz verleiht dem strengen Cabernet Sauvignon Milde und Frucht - ähnlich wie der Merlot, und doch ganz anders. Nach und nach kommen umfangreiche Neuanpflanzungen an Merlot und Cabernet Franc in Ertrag, und man beginnt auch in Australien mit dem Bordeaux-Rezept zu experimentieren. In Neuseeland stehen Cabernet Sauvignon und Merlot seit langem im Anbau und werden auch in der Regel miteinander verschnitten. Der Cabernet Sauvignon reift am besten auf den kieshaltigen Böden von Hawke's Bay auf der Nordinsel. Er ist hier weniger opulent als in Kalifornien, Chile oder Australien, sondern erinnert in seiner kargeren Art mehr an das französische Vorbild.

Auch Südafrika konnte sich der modischen Rebsorte nicht entziehen und produziert heute tiefgründigen und

konzentrierten sortenreinen Cabernet Sauvignon und auch elegante Bordeaux-Verschnitte beider Stile, sowohl mit Cabernet Sauvignon als auch mit Merlot als Hauptsorte. Eine weite Verbreitung hat der Cabernet Sauvignon in Italien gefunden. Nachdem man ihn in der Vergangenheit lange Zeit nicht sonderlich vom Cabernet Franc unterschied - meist war schlicht von Cabernet die Rede - hat man heute seinen höheren Wert erkannt und pflanzt ihn fein säuberlich für sich allein. Mittlerweile ist er in ganz Italien verbreitet, in Norditalien von Südtirol über Venezien - wo der Cabernet Franc aber oftmals eine größere Rolle spielt - bis in die Nebbiolo- und Barbera-Hochburg Piemont hinein.

Cabernet_Sauvignon_4

In der Toskana ist der durschlagende Erfolg der Super-Toskaner überhaupt erst durch den Verschnitt des traditionellen Sangiovese mit dem Cabernet Sauvignon möglich geworden, und so mancher Chianti Classico enthält heute zur Stärkung der Konturen einen guten Anteil der französischen Edelsorte. Ebenfalls verbreitet ist der Cabernet Sauvignon in Süditalien und insbesondere auf Sardinien, wo er herausragende Leistungen erbringt, oft auch im Verschnitt mit der großen sizilianischen Rotweinsorte Nero d'Avola. In Spanien ist der Cabernet Sauvignon mittlerweile ebenfalls in allen bedeutenden Rotweingebieten vertreten. In Navarra wird er sortenrein ausgebaut sowie mit Tempranillo oder Merlot oder beiden verschnitten.

Dasselbe gilt für Katalonien, von wo der wohl berühmteste spanische reine Cabernet

Sauvignon kommt, der Einzellagen-Wein Gran Coronas-Mas la Plana von Miguel Torres aus dem Penedes. In Rioja geht die Sorte seit jüngerer Zeit in die teuren Prestige-Weine der neuen Welle nach dem Vorbild von Ribera del Duero ein. Am Duero steht der Cabernet Sauvignon schon lange im Anbau und geht in verschiedene Weine ein, so auch in die unvergleichlichen Vega Sicilia, Unico und Valbuena. Und auch in der Mancha und in Valdepenas wird die edle Rotweinsorte mit dem Tempranillo verschnitten, der hier Cencibel heißt. Die aufregendsten Cabernets aus Zentralspanien kommen jedoch aus den Bergen von Toledo von Marques de Grinon und gelten offiziell nur als Tafelweine.

In Österreich stehen im Weinviertel und im Burgenland Weinberge mit Cabernet Sauvignon, und in Bulgarien, Rumänien, Moldawien und Russland sind sehr große Flächen mit ihm bestockt. Aus Bulgarien kommen vom Donautal vorzügliche Reserve-Weine. In Griechenland ist der Cabernet Sauvignon schon lange bekannt und in Gewächsen wie dem Top-Markenwein Cava Tsantalis, dem überragenden Katoi de Metsovo aus Epirus sowie dem exzellenten und langlebigen Chateau Carras von der Cote de Meliton auf der Chalkidike vertreten. Schließlich gibt es den Globetrotter unter den roten Sorten auch in Marokko, der Türkei, in Israel und im Libanon, wo er den Klassikern Chateau Kefraya und Chateau Musar Kraft und Struktur verleiht.

In Deutschland gibt es einige wenige Hektar in der Pfalz, das Weingut Koehler-Ruprecht hat sich seiner Pflege

angenommen. Mehr Cabernet Sauvignon in die deutschen Rotweine zu bringen, hat sich eine ambitionierte Neuzüchtung aus Cabernet Sauvignon und dem erfolgreichen Dornfelder zum Ziel gesetzt, der Cabernet Dorio, der noch im Versuchsanbau steht, aber bereits die ersten viel versprechenden Rotweine liefert, in denen sich die überbordende Fruchtigkeit des Dornfelder harmonisch mit der strengen Tanninstruktur des Cabernet Sauvignon verbindet.