Blauer Portugieser

Der Blaue Portugieser ist eine alte Rebsorte, ihre Herkunft kann heute nicht mehr eindeutig belegt werden. Sie hat jedoch nichts mit dem Namen der Rebe gemein, denn in Portugal ist diese Sorte völlig unbekannt. Vermutlich ist der Blaue Portugieser eine alte österreichische Rebsorte, sie wird hier schon sehr lange und seit dem 18. Jahrhundert aktenkundig auch sehr planmäßig angepflanzt. Im 19. Jahrhundert kam die Sorte nach Deutschland, wo sie sich schnell ausbreitete und viele ältere Rebbestände aus den Weinbergen verdrängte.
Der schnelle Erfolg des Blauen Portugiesers lässt sich leicht erklären:
Die robuste Rebe stellt nur geringe Ansprüche an die Bodenqualität, nur ausgesprochen feuchte, kühle und schwere Böden mag sie nicht. Dafür kommt sie mit nährstoffarmen und sandigen Böden gut zurecht. Beeinträchtigungen drohen ihr nur von scharfen Winterfrösten sowie Spätfrösten im Frühjahr, denn ihr Holz ist nicht allzu hart und der Austrieb erfolgt recht früh.
Die Rebe ist von starker Wüchsigkeit, sodass im Sommer Laubauslichtungsarbeiten und das Gipfeln der Triebspitzen unumgänglich sind. Die Neigung zum Verrieseln ist äußerst gering - dementsprechend hoch sind die Erträge, die sich ohne weiteres auf bis zu 150 Hektoliter Wein pro Hektar Rebfläche belaufen können. Der Blaue Portugieser stellt auch keine besonderen Anforderungen an die Lage.
Er begnügt sich auch mit Flachlagen, in denen er ohne Probleme maschinell bearbeitet werden kann, denn er reift so früh und zuverlässig, dass man die besseren Lagen getrost den anspruchsvolleren, spät reifenden Sorten vorbehalten kann. Die Trauben können mitunter schon in der ersten Septemberhälfte geerntet werden. Vielfach wird der Traubenmost umgehend oder nach kurzer Standzeit abgepresst und zu Weißherbst verarbeitet. Die aus dem Blauen Portugieser - erzeugten Rotweine sind in der Farbe meist von hellem Rubinrot und im Alkohol meist leichter als andere Rotweine - solange sie nicht chaptalisiert werden. Sie gelten als unkomplizierte, angenehme, vollmundige, süffige und frische Schoppenweine, die oft mit ausgeprägter Restsüße angeboten werden.
Ohne allzuviel Tannin entwickeln sie sich rasch und sind schon im Frühjahr nach der Lese
harmonische, gut trinkbare Weine. Das verhaltene Aroma des Blauen Portugiesers wird meist mit Spuren von Beerendüften wie rote Johannisbeere, Himbeere oder Erdbeere, mitunter auch mit Sauerkirsche verglichen, gelegentlich wird ihm ein Pfefferton nachgesagt. Der Blaue Portugieser ist hinsichtlich der Anbaufläche nach dem Spätburgunder mit gehörigem Abstand die zweitwichtigste Rotweinsorte in Deutschland, auch wenn sie wahrscheinlich in dieser Hinsicht vermutlich in nächster Zeit vom expansiven Dornfelder abgelöst werden wird. Die Anbaufläche liegt heute bei etwa 4900 Hektar, davon allein 2500 Hektar in der Pfalz und 1800 Hektar in Rheinhessen.
Die restlichen ca. 600 Hektar verteilen sich auf die übrigen elf deutschen Anbaugebiete, unter denen allein Würtemberg 200 Hektar besitzt und die Ahr mit knapp 100 Hektar einen kleinen, aber feinen Bestand aufzuweisen hat. Die Rebflächen an der Ahr sind nämlich im Durchschnitt schon sehr alt und aus alten Reben produzieren einige Winzer hier bei strikt begrenzten Erträgen konzentrierte, charaktervolle Rotweine, die beweisen, dass in dieser Rebsorte ein viel größeres Potenzial steckt als sie von sich aus preisgibt. Der Blaue Portugieser hat in Österreich, seiner Heimat, eine wesentlich größere Bedeutung als in Deutschland, vor allem in Niederösterreich und insbesondere in der Thermenregion. Mit rund 2500 Hektar ist er hier vor dem Blauen Zweigelt die wichtigste Rotweinrebe.
Doch außerhalb Niederösterreichs wird der Blaue Portugieser kaum angebaut.
Im Burgenland sind seine Rebflächen minimal, in der Steiermark ist er so gut wie unbekannt Auf das ganze Land bezogen steht der Blaue Portugieser bei den roten Sorten hinter dem Blauen Zweigelt und dem Blaufränkisch auf dem dritten Platz der Statistik - allerdings noch weit vor dem Blauburgunder. Immerhin ist heute jeder vierte österreichische Rotwein aus dem Portugieser gekeltert. In Italien und Spanien spielt der Blaue Portugieser keine Rolle, was nicht verwundert angesichts der klimatischen Situation und der großen Anzahl an hochwertigen Alternativen für die Rotweinerzeugung.
In Südwestfrankreich war der Blaue Portugieser früher einmal als Portugais Bleu bekannt doch ist er hier längst von anderen, höherwertigen Trauben verdrängt worden - kein Wunder, wenn man bedenkt dass die französische Philosophie der Weinerzeugung sich keineswegs auf hohe Erträge stützt sondern diese sogar im Gegenteil gesetzlich zu verhindern sucht. Größere Anpflanzungen des Blauen Portugiesers finden sich heute auch in Ost- und Südosteuropa, in Kroatien als Portugaljka oder Portugizac Crni, in Ungarn und Rumänien unter dem Namen Oporto.