Tempranillo

Tempranillo

Der Tempranillo ist Spaniens hochwertigste einheimische Rebsorte, die auch bereits salopp als "Spaniens Antwort auf den Cabernet Sauvignon" bezeichnet worden ist. Dies bezieht sich vor allem auf ihre Eigenschaft, für sich allein dunkle, elegante und langlebige Rotweine hervorzubringen, die vielfach mit anderen, milderen Sorten verschnitten werden, um die Strenge und Kargheit des Tempranillo auszugleichen und den Weinen mehr Charme zu verleihen. Der Name der Sorte leitet sich vom spanischen Begriff "temprano" (früh) ab.

Er bedeutet wörtlich übersetzt "kleiner Früher" oder "Frühchen" und bezieht sich sowohl auf die Beerengröße als auch

den Reifezeitpunkt. Der Tempranillo kommt ein bis zwei Wochen vor der Garnacha zur Reife, seinem wichtigsten Verschnittpartner in der Rioja.

Da der Austrieb nicht besonders früh stattfindet, durchläuft der Tempranillo damit eine relativ kurze Vegetationsperiode. Dies verleiht ihm die Eignung zum Anbau in relativ kühlen Anbaugebieten. So ist er mit 70 Prozent Flächenanteil die führende Rebsorte in den kühleren Bereichen der Rioja, der Rioja Alta und der Rioja Alavesa, die beide von ozeanischen Klimaeinflüssen dominiert werden. Die spät reifende Garnacha hingegen wird mehr in der heißeren, trockeneren und unter kontinentalen Klimaeinflüssen stehenden Rioja Baja kultiviert.

Der Tempranillo ist im Weinberg ziemlich unkompliziert und erbringt mittlere Erträge an kleinen Beeren mit dicken

Schalen, die eine lange Maischezeit lohnen. Voll gelungene Tempranillo-Weine besitzen eine lebendige Säure und verströmen Düfte, die an frische Erdbeeren, bei älteren Weinen auch an Unterholz und Leder erinnern können. Typische Rioja- Weine hingegen, in denen er mit Garnacha, Mazuelo und Graciano verschnitten wird, sind meist heller, fruchtiger und auch jung bereits einladender als reiner Ternpranillo. Die nach alter Rioja-Tradition lange in alten Eichenfässern gereiften Weine erhalten im Duft eine zusätzliche Vanillenote, die sich aber bei weiterer Flaschenalterung wieder verliert.

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Der große Erfolg und die hohen Marktpreise der Weine aus Ribera del Duero haben gemeinsam mit einigen herausragenden Jahrgängen in der Mitte der 1990er-Jahre in der Rioja dazu geführt, dass in den letzten Jahren die Traubenpreise für Tempranillo-Lesegut explodiert sind und große Flächen mit dieser edlen Rebsorte neu bestockt wurden. Dies ging auf Kosten der anderen Ergänzungssorten, die wie die Garnacha in Frankreich als Grenache bekannt - und vor allem der Mazuelo, bei dem es sich um den auch in Südfrankreich im Rückgang begriffenen Carignan handelt, gerodet wurden, um dem Tempranillo und vor allem aber auch Versuchsanpflanzungen von Cabernet Sauvignon und Merlot Platz zu machen.

Die "neue Welle" von Rioja-Weinen, die seit etwa zehn Jahren in die Weinhandlungen

schwappt, besteht meist aus tiefdunklen, sortenreinen Tempranillo-Weinen nach dem Vorbild von Ribera del Duero, ist mit 13-13,5 Volumenprozent alkoholreicher als die Klassiker, die in der Regel bei 12-12,5 Volumen prozent Alkohol lagen. Die modernen Weine werden meist kürzer in oft neuen Barricas ausgebaut und sind konzentriert, straff und tiefgründig. "Gewürzt" werden diese Weine oftmals mit einem kleinen Schuss Cabernet Sauvignon.

Auf dem Vormarsch ist der Tempranillo auch in Navarra. Die hier nicht so strengen Bestimmungen erlauben die freie Wahl der Verschnittkomponenten, und so werden die Weine seit jeher hier unter Nennung der beteiligten Rebsorten etikettiert. Auch hier sind es die konzentrierten und überaus fruchtigen Verschnitte des Tempranillo mit dem Cabernet Sauvignon und vielleicht etwas Merlot, die in letzter Zeit für Furore gesorgt haben.

Das größte Aufsehen haben in den letzten beiden Jahrzehnten aber die Weine von Ribera del Duero erregt, wo der

Tempranillo als unto Fino oder unto del Pals bezeichnet wird. Im berühmtesten Wein Spaniens, dem Vega Sicilia, wird er mit mehreren klassischen französischen Sorten verschnitten, aber in anderen erfolgreichen Weinen wie dem Pesquera von Alejandro Fernandez wird er sortenrein ausgebaut und ergibt sehr stilvolle, vornehme und elegante Rotweine. Ähnlich, wenn auch bodenständiger, sind die Weine von Toro, die ebenfalls rein aus Tinto Fino bereitet werden. In Kastilien-La Mancha kennt man den Tempranillo als Cencibel, hier sind große Flächen mit ihm bestockt, vor allem in Valdepenas und Almansa. Gelegentlich kommt es auch hier zum Verschnitt mit Cabernet Sauvignon, aber auch mit weißen Sorten, während es an der Levante und in Katalonien eher der in Südfrankreich als Mourvèdre bekannte üppige und ausladende Monastrell ist, der durch den Verschnitt mit dem Tempranillo Struktur und Festigkeit erhält.

An der Levante heißt der Tempranillo ebenfalls Cencibel, weiter nördlich in Katalonien nennt man ihn Ojo de Liebre bzw auf katalanisch Ull de Llebre, was soviel bedeutet wie Auge des Hasen und auf die geringe Traubengröße der Sorte anspielt.

Auch in den Weinbauregionen Aragóns ist der Tempranillo auf dem Vormarsch, insbesondere in Campo de Borja und in

Somontano. Mittlerweile sind rund 40.000 Hektar in Spanien mit ihm bepflanzt. In Portugal hat der Tempranillo unter dem Namen Tinta Roriz vor allem am Douro Verbreitung gefunden, wo er sowohl in Portweinen als auch in roten Tischweinen Verwendung findet. Der größte Rotwein Portugals, der Barca Velha von Ferreira, wird sogar von Tinta Roriz dominiert. Darüber hinaus geht die Sorte auch in die Verschnittweine von Däo ein.

In Südfrankreich wird der Anbau von Tempranillo zu Ungunsten des Carignan empfohlen, gleichwohl ist er zur Erzeugung von AC- Weinen nicht zugelassen. Die Anbaufläche im Midi beträgt ca. 3000 Hektar. In Argentinien sind ca. 10.000 Hektar große Flächen in den Bewässerungsgebieten von Mendoza mit der hier als Tempranilla bezeichneten Sorte bestockt, in Kalifornien heißt sie Valdepenas und besitzt nur eine sehr untergeordnete Bedeutung.