Weisser Burgunder

Weisser Burgunder

Auch beim Weißen Burgunder handelt es sich wie beim Grauen Burgunder um eine Mutation aus der Pinot- Familie. Der Pinot Noir gilt als Urform, als ältester Vertreter der Burgunderfamilie, schon lange bekannt ist sein Hang zur Mutation. Der älteste Abkömmling des Pinot Noir ist der Pinot Gris, der Graue Burgunder, der vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammt. Im 19. Jahrhundert beobachtete man dann im Burgund erstmals Reben, deren Trauben sich zur Reifezeit nicht - wie beim Pinot Noir und Pinot Gris üblich - rot verfärbten, sondern die ihre grüne Farbe bis zum Ende der Reifeperiode beibehielten.

Lange Zeit ging man nun allerdings davon aus, dass es sich um Chardonnay-Reben handelt und hielt den Chardonnay

ebenfalls für einen Abkömmling der Pinot-Familie. Diese Ansicht - obwohl heute sogar immer noch gelegentlich vorgetragen - ist mittlerweile widerlegt. Pinot Blanc ist als eigenständige Rebsorte anerkannt, die mit dem Chardonnay nicht näher verwandt ist. Der Weiße Burgunder stellt recht hohe Anforderungen an Boden und Klima. Er bevorzugt warme, möglichst tiefgründige Böden sowie besonders geschützte, trockene und warme Lagen.

Die Sorte bereitet im Anbau wenig Probleme und liefert selbst bei den in Deutschland üblichen Ertragsmengen bei entsprechend langer Reifezeit Traubengut mit hohen Mostgewichten für Weine bis in den höheren Prädikatsbereich hinein. Im Glas präsentieren sie sich von blass- über hellgelb bis hin zu dunkelgoldener Färbung bei höherer Reife, im Duft zeigen sie sich meist zart und verhalten. Gelegentlich offenbaren sie auch ein typisches Mandelaroma, reife Weine höherer Qualität auch exotische Fruchtaromen sowie Bananenduft.

Einfachere Weine sind meist neutral und passen gut zu den meisten Speisen.

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In den nördlicheren Anbaugebieten erreicht der Weißburgunder einen mäßigen Alkoholgehalt von rund 12 Volumenprozent. Schwerer sind Spät- oder Auslesen aus südlicheren Anbaugebieten, beispielsweise Baden oder der Pfalz. Die wuchtigsten deutschen Weißburgunder-Weine stammen in aller Regel vom Kaiserstuhl, hier sind Alkoholgehalte von bis zu 14 Volumenprozent in guten Jahren im Spätlesebereich keine Seltenheit. Diese Gewächse zählen bei einem höheren Säuregehalt als der Graue Burgunder zu den charaktervollsten, reichhaltigsten und üppigsten Weißweinen Deutschlands.

Die deutschen Winzer entdecken mehr und mehr den Wert dieser hochwertigen Rebsorte. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die bestockte Rebfläche verdoppelt, allein in den letzten vier Jahren hat sie sich von 1900 um rund ein Viertel auf 2400 Hektar erhöht, und die Tendenz ist weiter steigend.

In nächster Zeit wird der Weiße Burgunder in Deutschland aller Voraussicht nach seinen Stammvater, den Grauen Burgunder, überholen.

Der Weiße Burgunder entpuppt sich zunehmend als ideale Alternative zum Riesling in all jenen Weinbaugebieten Deutschlands, wo die Reifebedingungen für den Riesling zu warm sind. Baden gilt mit mehr als 900 Hektar als eine Hochburg des Weißen Burgunders, eine große Bedeutung im Weinbau hat er außer dem in der Pfalz mit 600 Hektar und in Rheinhessen mit über 300 Hektar Rebfläche.

Zudem finden sich auch an Mosel und Nahe mit Weißburgunder bestockte Weinberge. Eine Spezialität der Nahe ist der Verschnitt von Weißburgunder mit Riesling, wobei feinduftige, exzellente Weine von großer Eleganz entstehen können. In Frankreich ist der Anbau des Pinot Blanc im Burgund nur für die einfachen Weißweine der AC Bourgogne sowie im Mäconnais zugelassen. Ein großer Teil der Ernte wird im Crémant de Bourgogne mitverarbeitet.

Das Zentrum seines Anbaus in Frankreich liegt im Elsass, wo er zur Erzeugung von sortenreinem Qualitätswein

zugelassen ist. Die Elsässer Pinot-Blanc-Weine sind meist mittelschwer, säurebetont und von recht neutralem Charakter, was sie zu ausgezeichneten unkomplizierten Tischweinen macht. Darüber hinaus findet der Weiße Burgunder im Elsass auch als Verschnittwein Verwendung, beispielsweise mit dem verwandten Auxerrois, in besseren Edelzwickern oder aber in größerem Maße bei der Herstellung des elsässischen AC-Schaumweines, des Crömant d'Alsace.

In Österreich ist der Weißburgunder eine bedeutende Rebsorte, die rund 2000 Hektar Rebfläche einnimmt und damit an vierter Stelle der weißen Rebsorten steht. Vor allem im Burgenland werden aus ihm kräftige, charaktervolle Weißweine mit guter Lagerfähigkeit erzeugt, die edelsten Weine entstehen allerdings rund um den Neusiedlersee unter dem Einfluss von Botrytis Cinerea, der Edelfäule. Die weiteste Verbreitung findet die Sorte in Italien, hier unter dem Namen Pinot Bianco.

Mit 7000 Hektar Anbaufläche, vornehmlich in Norditalien und in einigen Bereichen der Toskana, übertrifft sie sogar

noch den Chardonnay, der es - bei allerdings stark zunehmender Tendenz - auf rund 6500 Hektar bringt. Auch in Osteuropa finden sich in den meisten Ländern größere Bestände dieser Rebe, während der Weiße Burgunder in der Neuen Welt ganz klar im Schatten des allgegenwärtigen Chardonnay steht und kaum wirtschaftliche Bedeutung besitzt.