Gewürztraminer

Gewürztraminer

Der Gewürztraminer ist eine Mutation des nach dem Südtiroler Ort Tramin benannten Traminers. Der Traminer soll nach Auffassung mancher Ampelografen identisch sein mit dem Savagnin, aus dem im französischen Jura die berühmten Gelben Weine, die Vins Jaunes entstehen. Die Bezeichnung Gewürztraminer stammt aus dem 19. Jahrhundert und bezieht sich auf die intensiven Aromen und die Würze des Weines.

Die Sorte unterscheidet sich vom Traminer rein äußerlich durch die Farbe der Beeren, die beim Traminer kräftig grün, beim Gewürztraminer jedoch rötlich gefärbt sind. Als die Traubensorte im vorvergangenen Jahrhundert in Mode kam, sollen unerfahrene Kellermeister verzweifelt versucht haben, aus dem Gewürztraminer Rotwein zu erzeugen.

Auf Grund der Traubenfärbung wird der Gewürztraminer regional auch als Roter Traminer bezeichnet.

Doch die Weine des Gewürztraminers sind tief golden, gelegentlich mit kupferfarbenen Reflexen, und verströmen einen schweren, rosigen Duft. Selbst unerfahrenere Weinfreunde sind meist in der Lage, die Sorte allein schon an ihrem Bukett zu erkennen.

Neben dem Rosenbzw. Rosenblätterduft verströmt der Gewürztraminer noch weitere intensive Noten, die gemeinhin als Duft von Melonen, Pfirsichen und Aprikosen, aber auch Gewürzen, Ingwer und exotischen Litschi-Früchten beschrieben werden. Je nach Herkunft werden Weine aus dem Gewürztraminer von knochentrocken bis edelsüß produziert. Im Weinberg ist der Gewürztraminer eine eher problematische Sorte. Er treibt früh aus, ist daher anfällig für Spätfröste. Seine Resistenz gegenüber Erkrankungen, insbesondere Viruskrankheiten, ist recht gering, auch wenn die Klonenselektion bereits einige virusfreie Klone zur Verfügung stellen konnte.

Die Beeren des Gewürztraminers sind klein und seine Erträge gering- zumindest im Vergleich zu den Rebsorten,

Gewuerztraminer_1

mit denen er üblicherweise um die Rebflächen konkurriert, in der Regel Riesling, Silvaner, Grau- und Weißburgunder sowie Blauer Spätburgunder. Der Gewürztraminer bringt hochwertiges Traubengut mit meist bedeutend höheren Mostgewichten als der Riesling, weshalb Alkoholgehalte von 13 Volumenprozent beim Gewürztraminer nichts Besonderes sind.

Allerdings ist seine Säure gering, was vor allem bei später Lese oder in sehr heißen Jahren, in denen das Traubengut zu schnell gereift ist, ein Problem darstellen kann. Solche Weine können dann flach und müde bzw. durch ihr starkes Aroma sogar aufdringlich und parfümiert wirken. Die besten Gewächse hingegen sind schwere, alkoholreiche, überaus reichhaltige und üppige Weine mit festem Kern und langer Lebensdauer.

Hauptanbaugebiet für den Gewürztraminer ist heute das französische Elsass, wo über 2500 Hektar mit ihm bestockt

sind. Von hier kommen auch die bedeutendsten Gewürztraminer-Weine, vor allem aus Grand-Cru-Lagen. Sie sind in der Regel trocken, auch wenn der Geschmacks-eindruck durch die Sortencharakteristik und die niedrige Säure oft mehr Süße vortäuscht als tatsächlich vorhanden ist. Auf Grund des hohen Mostgewichts seiner Trauben ist der Gewürztraminer im Elsass auch der Hauptlieferant für die Auslesen sowie die Beeren- und Trockenbeerenauslesen, die Vendanges Tardives und die Selections de Grains Nobles.

In Deutschland ist der Gewürztraminer im Sortenspiegel weit hinten auf Platz 15 der weißen Sorten angesiedelt, knapp vor dem Chardonnay. Er steht auf insgesamt 850 Hektar Rebfläche, die sich vor allem auf Baden und die Pfalz konzentrieren. Die besten badischen Gewürztraminer, zumal die wuchtigen Gewächse vom Kaiserstuhl, ähneln am ehesten den Weinen aus dem Elsass, während insgesamt bei vielen deutschen Gewürztraminern ein ausgeprägter Hang zur Restsüße festzustellen ist. Auch aus Österreich kommen einige hervorragende Gewürztraminer-Weine.

Der Weinort Klöch in der Südoststeiermark ist sogar untrennbar mit der Sorte Gewürztraminer verbunden.

Auf den hier vorherrschenden vulkanischen Böden gedeiht die Sorte hervorragend und bringt Weine hervor, die weit über Österreichs Grenzen hinaus bekannt sind. In Italien beschränkt sich der Anbau des Gewürztraminers auf Südtirol, wo durch frühere Lese und kühlere Reifebedingungen leichtere, frischere Weine mit mehr Säure entstehen. In geringem Umfang wird der Gewürztraminer in der deutschsprachigen Ostschweiz angebaut.

Mehr oder weniger umfangreiche Pflanzungen findet man in fast allen Ländern Ostund Südosteuropas, von Ungarn bis nach Russland. In der Neuen Welt spielt der Gewürztraminer nirgendwo eine besonders große Rolle, wird aber sowohl in Kalifornien, Oregon, Washington und in den Bewässerungsgebieten Argentiniens als auch in Südafrika, Australien und insbesondere Neuseeland angebaut, aus dessen gemäßigtem Klima die bisher bemerkenswertesten Weine kommen.