Algarve und Madeira

Algarve und Madeira

Auch im äußersten Süden des Landes, an der Algarve, dem touristischen zentrum Portugals, werden Reben angebaut und Trauben gekeltert. Es gibt vier teilbereiche, von Westen nach Osten sind dies Lagos, Portimäo, Lagoa und Tavira. In alter Tradition werden aus der lokalen weißen Rebsorte Crato Branco - bedingt durch das heiße Klima -schwere, starke Weißweine bereitet, die dann wie im benachbarten spanischen Andalusien in nicht ganz gefüllten Fässern unter einer Florschicht in einem Solerasystem reifen.

Dabei nehmen sie einen ähnlichen Charakter an wie ein einfacher Condado de Huelva, ohne allerdings jemals die

Finesse und Delikatesse eines guten Manzanilla, Fino oder Montilla-Moriles zu erreichen. Die zudem bereiteten roten Tischweine sind stark und von einfacher Natur. Trotz des schlichten Charakters ihrer Weine kennen die Produzenten an der Algarve keine Absatzprobleme: Die gesamte Erzeugung findet in den vom Sonnenbaden durstigen Touristen dankbare Abnehmer.

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Madeira

Seit 500 Jahren bekannt ist der Madeira, der Wein von der gleichnamigen, steil aus dem Atlantik emporragenden Vulkaninsel ca. 1000 Kilometer südöstlich von Portugal. lhre geographische Lage machte die lnsel zur idealen Zwischenstation für Schiffe, die nach Süden, Südwesten oder Westen segelten. Damals bunkerten sie im Hafen von Funchal auch Wein, der aber zunächst auf den harten Seereisen immer schnell verdarb.

Nach der Spritung mit Zuckerrohrschnaps wurden die Weine stabiler, und bald stellte man fest, dass die Restbestände

nach der Reise in die Tropen besser schmeckten als die frischen Weine auf Madeira selbst. So ging man dazu über, die Weine zur Reifung in Schiffen erst einmal ind ie Tropen segeln zu lassen. Später entwickelte man spezielle Hitzeräume, die Estufas, in denen die Reifung der Madeiras beschleunigt werden konnte. Die Reblauskatastrophe brachte auch für Madeira eine Zäsur. Es brauchte bis weit ins 20. Jahrhundert, bis sich der Weinbau auf der Insel davon einigermaßen erholt hatte. Doch auch heute stehen nur 1800 Hektar unter Reben, wodurch sich der Seltenheitswert des Madeira erklärt.

Schwierig ist die Pflege der auf halsbrecherisch steilen Terrassen ins chwindelnden Höhen von bis zu 1000 Metern angelegten Weinberge, zumal hier wegen des feuchtwarmen subtropischen Klimas regelmäßig gegen Mehltau und Graufäule gespritzt werden muss und jede Mechanisierung unmöglich ist. Auch die Lese bedeutet härteste körperliche Arbeit. Nach dem Pressen wird das Lesegut je nach Rebsorte an der Maische oder ohne Schalen vergoren und anschließend durch die Zugabe von 95-prozentigem Schnaps abgestoppt und auf 17-18 Volumenprozente gespritet. Heute gibt es vom Madeira verschiedene Grundtypen, die sich nach der verwendeten Rebsorte unterscheiden, wobei wiederum unterschiedliche Ausbaumethoden auch innerhalb eines Grundtyps große Unterschiede zeitigen können.

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Der einfachste Madeira besteht aus der Sorte Tinta Negra Mole.

Aus ihr wird viel von dem Kochwein gemacht, als der der Madeira in aller Welt bekannt ist. Besserer Wein entsteht aus den edlen Sorten Sercial, Verdelho, Bual und Malvasia, auch als Malmsey bezeichnet. Der Sercial ist ein recht heller, trockener Wein, der Verdelho ist dem Sercial ähnlich, aber etwas süßer und zeigt eine goldene Farbe. Diese beiden Madeiras eignen sich sehr gut als Aperitifs. Der dunklere, schwere und recht süße Bual ist dagegen eher als Dessertwein zu genießen, und beim Malmsey aus der Malvasia-Traube handelt es sich um einen dunkelgoldenen, öligsüßen, aber nie klebrigen Wein voller geschmacklicher Fülle.

Verschnitte aus verschiedenen Rebsorten, von denen keine einen Anteil von 85 Prozent erreicht, werden nach der Geschmacksrichtung als "dry", "medium" oder "sweet" auf den Markt gebracht. Drei Jahre in Estufas und Tanks ausgebaute Weine werden meist als "Finest" etikettiert. Fünf Jahre alte Madeiras dürfen das Prädikat "Reserve" bzw "Reserva" tragen und sind aus den genannten Edelsorten bereitet. ln ihnen finden sich auch ohne Estufa-Behandlung in Fässern gereifte Weine. 10 Jahre alte Madeiras heißen "Reserva Velha" oder "Special Reserve" und sind meist ohne Estufa-Behandlung gereift. 15 Jahre alte Gewächse tragen die Bezeichnung "Extra Reserve" oder "Exceptional Reserve" und sind nur selten zu finden.

Besonders fein sind die 20 Jahre im Fass gereiften "Fresqueira Vintage".

Derart alte Weine, bei denen sich das Alter immer auf den jüngsten Wein des Verschnittes bezieht, sind echte Raritäten. Kaum noch zu bekommen sind alte Jahrgangsweine, wie beim Port als Vintage bezeichnet. Sie gehören zu den robustesten Weinen der Welt, die bis zu 100 Jahre altern können. ohne an Qualität zu verlieren. Selbst in bereits geöffneten Flaschen halten sie sich noch mehrere Jahre. Die wichtigsten Erzeuger sind u.a. Borges, Henriques & Henriques, Madeira Wine Company, Pereirad'Oliveira, Vinhos Barbeito, Vinhos Justino Henriques und Silva Vinhos.