Portwein und Douro

Portwein und Douro

Als Folge der britisch-französischen Handelskriege im 17. und 18. Jahrhundert kamen englische Weinhändler auf der Suche nach Ersatz für die starken, haltbaren Weine aus Frankreich auch an den Douro. Hier fanden sie würzige, kräftige Rotweine vor, die sie der besseren Haltbarkeit und Eignung für den Schiffstransport wegen noch mit Alkohol versetzten. Schließlich entdeckte man am Ende des 17. Jahrhunderts die Technik wieder, die Gärung des Mostes durch Zusatz von hochprozentigem Alkohol zum Stillstand zu bringen, wodurch ein starker, feuriger Jungwein mit beträchtlicher Süße durch unvergorenen Traubenzucker entstand.

Das Rezept für diese Technik war bereits 1299 in Montpellier von Arnoldus de Villanova entwickelt worden, dem spätere Leibarzt von Papst Clemens V. Bald boomte der Export nach England, und schnell entstand eine leistungsfähige Portweinindustrie. Doch brachten Panschereien und andere Skandale diese schnell in Verruf was zu sinkenden Preisen und ernsrhaften wirtschaftlichen Schwierigkeiten führte. So ließ der damalige portugiesische Regierungschef Sebastiäo de Carvalho e Mello, der spätere Marquis de Pombal, 1756 die Companhia Gerneral da Agricultura das Vinhas do Alto Douro gründen, die weltweit erste, heute noch existente Kommission zur Überprüfung des Weinbaus.

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Damit wurden zugleich das Anbaugebiet geographisch festgelegt und alle Weinberge gerodet,

die außerhalb dessen Grenzen lagen. So ist das Portweingebiet eines der ältesten geographisch definierten Anbaugebiete der Welt. Jahrhundertelang wurden die Fässer mit den jungen Portweinen auf speziellen Flachschiffen, den Barcos Rabelos, über die Stromschnellen des Douro nach Vila Nova de Gaia gebracht, einem Vorort von Porto. Heute ist der Lauf des Douro durch mehrere Staustufen unterbrochen und ein Transport per Schiff nicht mehr möglich. So wird der Jungwein heute per Lastwagen nach Vila Nova de Gaia transoortiert, wo er in der Kühle des atlantischen Küstenklimas wesentlich bessere Reifungsbedingungen vorfindet als in der staubigen Hitze der kargen Landschaft am oberen Douro.

Die geographische Festlegung des Portweingebietes orientierte sich an den Bodenverhältnissen. Es umfasst die Schieferböden des Dourotals, beginnt ca. 70 Kilometer flussaufwärts von Porto und zieht sich bis zur spanischen Grenze. Die außerhalb dieser Bodenformation liegenden Granitböden wurden nicht in die Klassifikation mit aufgenommen. Dieses Gebiet, das insgesamt 35.000 Hektar Weinberge umfasst, ist weiter in die drei Teilzonen BaixoCorgo, Cima Corgo und Douro Superior unterteilt.

Weinbau und Weinbereitung

Die Trauben für den Portwein wachsen auf halsbrecherisch steilen Terrassen in der Schlucht, die der Douro sich über die Jahrtausende hier gegraben hat. Traditionell sind die Terrassen mit Steinmauern gegen das Abrutschen gesichert, sie sind so angelegt, dass sie auf der Terrassenfläche eine waagerechte Oberfläche bieten. Diese traditionellen Terrassen haben jedoch zwei schwerwiegende Nachteile:

Sie sind sehr aufwändig in der Instandhaltung und sie lassen keinerlei Mechanisierung zu.

In jüngerer Zeit hat man erfolgreich mit breiteren Terrassen, die durch Vegetation statt durch Mauern gestützt werden, sowie mit Rebzeilen experimentiert, die sich serpentinenähnlich den Hang hinauf-bzw. hinunter schlängeln. Bei ersteren sind die Kosten für die Instandhaltung niedriger, letztere lassen bis zu einer bestimmten Steigung das Befahren mit Traktoren zu. Allerdings sind sie auch stärker der Bodenerosion ausgesetzt. Die Rebflächen sind in sechs Kategorien klassifiziert, nach denen sich die Menge Portwein bemisst, die auf ihnen erzeugt werden darf.

Die höchste Kategorie darf ca. 600 Liter Portwein pro 1000 Rebstöcken liefern, die niedrigste Kategorie steht hingegen nur für die Erzeugung von ungespritten Tischweinen zur Verfügung. Für den Portwein ist eine unüberschaubare Anzahl von Rebsorten zugelassen, in der Praxis spielen bei den meisten Erzeugern jedoch die hochwertigen Touriga Nacional, Touriga Francesa, Tinta Roriz, Tinta Barroca und Tinta Cäo die Hauptrolle. Traditionell werden die Rebsorten für den Portwein im gemischten Satz angebaut, alle Sorten stehen zusammen in den einzelnen Weingärten. Erst seit einem Jahrzehnt geht man daran, die verschiedenen Sorten voneinander getrennt anzubauen.

Das reife Traubengut wird nach der Lese gepresst und beginnt sofort mit einer stürmischen Gärung, bei deren hohen

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Temperaturen eine maximale Extraktion der Farbstoffe und Tannine aus den Traubenschalen erreicht werden soll. Dies ist deshalb nötig, weil der Gärvorgang der Maische bereits nach zwei Tagen abgebrochen wird. Dann wird nämlich der gärende Most abgezogen und in Tanks umgepumpt, die bereits zum Teil mit 77-prozentigem Alkohol gefüllt sind. Die Hefen sterben sofort ab, damit ist der Gärvorgang beendet. Es ist nun ein intensiv roter, durch den verbleibenden Zuckerrecht süßer, feuriger starker Jungwein entstanden mit einem Alkoholgehalt von 19-21 Volumenprozent. Je nach Ausbau können aus ihm die verschiedenen bekannten Portweinstile erzeugt werden.

Die Portweinstille

Ruby Port ist ein fruchtiger, pikanter Portein von klarer roter Farbe, die an den Edelstein mit gleichem Namen erinnert. Er reift nur rund drei Jahre in durchweg großen Behältern - alten Holzfässern oder Tanks aus verschiedensten Materialien. Jungweine aus mehreren Jahrgängen und Lagen werden miteinander verschnitten und vor der Abfüllung gefiltert. Ruby Port bildet also kein Depot und gewinnt durch weitere Flaschenalterung kaum. Gerade wegen seiner jugendlichen Fruchtigkeit sollte er jung getrunken werde. Ruby Port von besonders guter Qualität kann auch bis zu sieben Jahre im Holzfass altern und kommt dann nach Filtration und Abfüllung vor allem in Großbritannien unter der Bezeichnung Vintage Charakter auf den Markt.

Etwas jünger und ohne Filtration werden die hochwertigen Rubys abgefüllt, die als Crusted Port bezeichnet werden, da

sie ein fast so starkes Depot bilden wie Vintage oder unfiltrierter L.B.V. Port. Tawny Port ist der bekannteste und verbreitetste Portwein. Der einfachste Tawny lagert drei bis sechs Jahre im Holzfass, bevor er auf Flaschen gefüllt wird. Ziemlich teuer sind bereits die lange gereiften Tawnys mit Altersangabe auf dem Etikett, meist 10, 20, 30 oder sogar 40 Jahre. Sie werden aus den Spitzenweinen der Jahre erzeugt, in denen es keinen Jahrgangsport gibt.

Da Tawnys immer als Verschnitt mehrerer Ernten entstehen, sind diese Angaben allerdings als Durchschnittswerte zu verstehen. lm Laufe der Reifung in Holz - genauso wie das Abfülldatum eine angabepflichtige Information auf dem Etikett - verliert der Wein viel von seiner Farbe und erscheint im Flaschenhals gegen Licht betrachtet -bräunlich-orange. Diese vollmundigen Gewächse besitzen einen äußerst delikaten Charakter mit einer ausgeprägten Würze. Tawny Ports sind trinkreif, wenn sie auf den Markt kommen, und sollten nicht länger in der Flasche reifen. Sehr selten ist mindestens sieben Jahre lang im Holzfass gereifter Tawny anzutreffen, der aus einem einzigen Jahrgang stammt, der auf dem Etikett auch angegeben ist.

Diese Weine werden - fast ausschließlich in Portugal - als Colheita Port vermarktet. Sind solche Jahrgangs-Tawnys nur kurz im Holzfass und anschließend jahrzehntelang in anderen Behältern, z.B. großen Glasballons gereift, werden sie als Garrafeira Port etikettiert. Vintage Port ist der begehrteste, renommierteste und teuerste aller Portweine. Er stammt aus einer einzigen Ernte, die, wenn sie besonders gut ausfällt und die Marktlage es zulässt bzw. erfordert, vom jeweiligen Erzeuger zum Jahrgang deklariert wird.

Nur hochwertigstes Traubengut aus den besten Lagen wird verwendet, nach der Gärung und der Spritung reift der

Jungwein zwei bis drei Jahre im Holzfass, bevor er verschnitten und auf Flaschen gezogen wird. Der Begriff Vintage und das Jahr der Ernte müssen auf dem Etikett der besonders dickwandigen und robusten Flaschen erscheinen. Nun wird der Wein verkauft und reift in diesen Flaschen mindestens 15, im Extremfall jedoch auch über 50 Jahre lang weiter, bevor er auf dem Höhepunkt ist. Dabei bildet er ein sehr starkes Depot, sodass das Dekantieren und Servieren von Vintage Port eine Kunst ist, die sehr große Sorgfalt erfordert. In Jahren, in denen die Qualität nicht für die Deklaration eines Jahrgangs ausreicht, werden die besten Weine von vielen Erzeugern dennoch nach Vintage-Art ausgebaut und nach rund zehn Jahren weitgehend trinkfertig als Single Quinta Vintage vermarktet.

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L.B.V. Port - Late Bottled Vintage ist Portwein aus der Ernte eines einzigen Jahres, dessen Qualitat sich erst im Laufe der Zeit als für die Flaschenalterung geeignet herausgestellt hat. L.B.V. Port wird nach vier bis sechs Jahren Fassreifung in Flaschen gefüllt, in denen er noch Jahre weiter reifen kann. Allerdings benötigt er nicht diese exzessiv hohe Anzahl von Jahren wie der Vintage Port, sondern ist in der Regel kurz nach der Abfüllung trinkfertig. Dabei bildet er auch kein ganz so starkes Depot, filtrierte Weine sogar überhaupt keines. L.B.V. Port bietet zu einem erträglichen Preis und bei guter Verfügbarkeit die Möglichkeit, den Jahrgangscharakter der Portweine kennen zu lernen.

White Port wird von weißen Trauben, vor allem Gouveio, Malvasia Fina und Viosinho,

traditionell ganz nach der Methode des roten Portweins erzeugt, d.h. der Most vergärt zwei Tage mit den Schalen, bevor abgezogen und gespritet wird. Um frischere Weine zu erhalten, findet allerdings in jüngerer Zeit bei vielen Erzeugern nur eine verkürzte oder auch gar keine Maischung mehr statt. White Port wird nur auf ca. 16- 17 Volumenprozent Alkohol aufgespritet, es gibt außerordentlich süße, aber auch recht trockene Abfüllungen. Besonders süß sind die White Ports, die sortenrein aus der Muskateller-Traube bereitet und als Moscatel Port etikettiert werden.

Zu den bekanntesten Portweinerzeugern und Handelshäusern gehören u.a. Port6, ein Zusammenschluss von sechs alten Weingütern, Barros & Almeida, Productores ass, de Vinhos Progresso do Douro, Quinta do Castelinho, Vallegre Vinhos do Porto, Niepoort, Martinez, Graham, Fonseca, Ferreira, Dow, Calem, Andresen, Quinta do Noval, Taylor und Warre.

Die Tischweine der DOC Douro

Auf den niedrig klassifizierten Rebflächen und aus nicht optimal ausgereiftem Traubengut werden seit jeher am Douro "normale", einfache und süffige, nicht aufgespritete rote Tischweine erzeugt. Auf sie wird rund die Hälfte der jährlichen Traubenernte verwendet. Eine Ausnahmerolle spielt schon lange der aus hochwertigem Traubengut aus hoch klassifizierten Lagen bereitete Barca Velha, ein sehr charaktervoller, starker und eleganter Rotwein, nach unbestrittener Auffassung der herausragende Rotwein Portugals.

Nach seinem Vorbild entstehen in jüngerer Zeit immer mehr Tischweine, die beweisen. dass am Douro neben Portwein

auch auf breiter Front exzellenter Rotwein erzeugt werden kann. Die Preise für diese Gewächse sind recht hoch, vor allem wenn es sich um Traubengut handelt, das auch für die Erzeugung von Portwein zur Verfügung stehen könnte und daher einen hohen Preis erzielt. Die bekanntesten Erzeuger dieser Weine sind u.a. Niepoort, Quinta da Gaivosa, Quinta do Portal, Quinta de la Rosa und die Bright Brothers.