Andalusien

Andalusien

Die Südspitze Spaniens ist das älteste Weinbauland der Iberischen Halbinsel, hier wurden die ersten Weinberge nachweislich bereits vor mehr als 30 Jahren angelegt. Die Geschichte des andalusischen Weinbaus ist ab dem 16. Jahrhundert stark von den wechselhaften Beziehungen Spaniens zu England abhängig gewesen, einerseits dem besten Kunden von aufgespriteten Weinen, andererseits dem schärfsten Konkurrenten Spaniens um die Vorherrschaft auf den Weltmeeren. In Andalusien ist es noch heißer als in den zentralspanischen Gebieten oder am Mittelmeer, im Sommer erreicht das Thermometer oft 45°Celsius und mehr.

Dass unter diesen Bedingungen überhaupt Weinbau möglich ist, liegt einerseits an den atlantischen Klimaeinflüssen,

die der Region mit ca. 600 mm einen Jahresniederschlag bescheren, der doppelt so hoch liegt wie die Regenmenge in Zentralspanien, andererseits an den Böden, die die Niederschläge über lange Zeit speichern und an die tiefwurzelnden Reben abgeben können. Unter diesen Bedingungen erreichen die Trauben Mostgewichte, die für die Erzeugung von normalen Tischweinen einfach zu hoch liegen. Deshalb erzeugen die Bodegas Andalusiens auch fast ausschließlich alkoholstarke, meist sogar noch zusätzlich mit Alkohol aufgespritete Weine. Die bekanntesten sind der Sherry (Jerez), der Montilla-Moriles und der Mälaga. Ahnliche Weine entstehen aber auch rund um Huelva.

Condado de Huelva

Südlich der Extremadura liegt in der Region Andalusien die DO Condado de Huelva. Bevor das Gebiet 1964 den DO-Status zuerkannt bekam, wurde fast der gesamte hier erzeugte Wein zum Verschnitt nach Jerez geliefert, wo er in die Sherryproduktion einging. Seit 1964 ist diese Praxis jedoch verboten. sodass die Reifung der Weine im Condado de Huelva selbst erfolgen muss. Auf 8000 Hektar Rebfläche wachsen die Trauben für drei verschiedene Weinstile. Aus der Zalema-Traube werden zum einen der Condado Palido, ein unter einer Florschicht gereifter Wein in der Art eines Fino-Sherry, zum anderen der Condado Viejo, der ohne Florschicht in der Art eines Oloroso-Sherry reift, und schließlich ein normaler Tischwein erzeugt, von dem allerdings große Mengen zur Destillation in die Brandy-Häuser nach Jerez geliefert werden. Wichtige Erzeuger sind u.a. Sociedad Cooperativa Vinicola del Condado, SOVICOSA, Bodegas Salas, Hijos de Francisco Vallejo und die Cooperativa Vinicola del Condado.

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Sherry

Der weltberühmte Likörwein ist wahrscheinlich das bekannteste Produkt spanischer Weinbaukunst. Der Name ist eine englische Form der spanischen Bezeichnung Jerez, in Frankreich wird er als Xeres bezeichnet. Deshalb findet sich auf den Etiketten auch oft die Herkunftsbezeichnung Jerez - Xeres - Sherry. Die Weinberge, in denen die Trauben für den Sherry wachsen, umfassen auf Grund eines dramatischen Rückgangs der Nachfrage heute nur noch 13.000 Hektar und sind damit in den letzten 30 Jahren um mehr als die Hälfte geschrumpft. Die hochwertigsten Rebflächen sind die berühmten weißen Albariza-Böden rund um die Stadt Jerez de la Frontera. Sie sind je nach Kreidegehalt noch einmal in mehrere Bereiche aufgeteilt. Wichtige Weinbauzentren des Anbaugebietes sind neben Jerez die malerischen andalusischen Küstenstädte Sanlücar de Barrameda, von wo ein eigenständiger Fino-Stil kommt, El Puerto de Santa Maria und Chiclana de la Frontera.

95 Prozent der Rebfläche sind mit der weißen Palomino-Traube bestockt, den Rest teilen sich der Pedro Ximenez (PX)

und der Moscatel, deren Moste vorwiegend für das Nachsüßen der Exportsherrys verwendet werden. Aus den Jungweinen entstehen neben einigen Sonderformen in erster Linie zwei kommerziell bedeutsame Grundtypen, der Fino und der Oloroso. Der Fino ist ein strohgelber, bukettreicher Sherry, der nach der vollständigen Durchgärung des Mostes auf rund 15 Volumenprozent Alkohol aufgespritet wird - für Exportzwecke auch höher. Sein Geheimnisist der "Flor", eine dichte Schicht aus Hefepilzen, die sich während der Lagerung in den nicht ganz gefüllten Fässern auf seiner Oberfläche bildet. Der Flor verhindert die Oxidation des Weines und den Zutritt von Essigbakterien und verleiht dem Fino darüber hinaus die typische, pikant-salzige Geschmacksnote.

Eine lokale Besonderheit des Fino ist der Manzanilla aus Sanlücar de Barrameda am Meer, wo die Florbildung noch

stärker ist und die Weine noch pikanter ausfallen und sich durch einen feinen Salzgeschmack auszeichnen. Die Grundweine für den Oloroso hingegen werden nach dem Gärprozess auf ca. 18 Volumenprozent aufgespritet, eine Stärke, bei der sich kein Flor bilden kann. Oloroso reift ohne schützende Florschicht, die Schutzfunktion vor allem gegen die Essigbakterien übernimmt hier der höhere Alkoholgehalt. Gegenüber dem Fino ist er wesentlich dunkler und entwickelt ein typisches, intensives Walnuss-Bukett. Fast alle im Handel befindlichen Sherry-Typen werden aus diesen beiden Grundtypen bereitet. Der Amontillado beispielsweise ist ursprünglich ein etwas gehaltvollerer Fino, auf dem sich nur kurzzeitig oder sehr wenig Flor gebildet hat. Er besitzt eine dunklere Färbung und ein typisches nussähnliches Bukett.

Sein Name stammt wahrscheinlich daher, dass er ursprünglich vor allem in höher gelegenen (montes = Berge), weiter vom Meerentfernten Gebieten - möglicherweise in Montilla, s.Montilla-Moriles - entstand, wo die Florbildung generell schwächer ausfällt. Viele Amontillados entstehen heute allerdings auch aus leichteren Olorosos. Die Alterung von Manzanilla-, Fino- und ursprünglichen Amontillado-Sherrys findet in den berühmten Soleras statt. Nach der Gärung und Spritung kommen die entsprechenden Weine in ein System übereinander angeordneter Holzfässer.

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Wein für den Verkauf wird jeweils aus dem untersten Fass abgefüllt, der Solera.

Die fehlende Menge wird anschließend aus dem dar überliegenden nachgefüllt, dies wird wieder aus dem nächst höheren Fass aufgefüllt usw. Diese Reihen bezeichnet man als Criadera. Der Jungwein wird immer in das oberste Fass eingebracht. Dies hat zur Folge, dass alle aufeinander folgenden Jahrgänge miteinander verschnitten werden.

So kann der Erzeuger über Jahrzehnte und länger eine geschmackliche Einheitlichkeit seines Markenproduktes garantieren. Außerdem kann so die Lebensdauer der Florschicht auf bis zu acht Jahre verlängert werden, da sie durch die ständige Zufuhr jüngerer Weine immer neue Nährstoffe erhält. Ohne dies würde sie nach gut einem Jahr absterben und den Wein der Oxidation preisgeben. Die Verweildauer der Weine in der Solera beträgt im Durchschnitt um die acht Jahre, sodass jeder Fino, Manzanilla und ursprünglicher Amontillado ein hochwertiger, lange im Holzfass gelagerter Wein ist. Olorosos hingegen altern auch in Solera-Systemen, müssen aber nicht so oft umgefüllt werden, da auf keine Florschicht Rücksicht genommen werden muss. Hier dient die Solera einfach der Einheitlichkeit des Produkts. In Spanien werden fast alle Sherrys trocken getrunken.

Nur für den Export werden sie mit süßem Most nachgesüßt, meist aus Pedro-Ximenez-oder Moscatel-Trauben.

Dabei entstehen verschiedene Geschmacksrichtungen. Ein Cream Sherry ist ein gesüßter Oloroso, schwerer als der aus einem Oloroso bereitete Amontillado, während zur Herstellung eines Pale Cream Sherry sowohl Finos als auch entfärbte Olorosos als Grundlage dienen können. In Deutschland sind die Medium Sherrys sehr beliebt, bei denen es sich um moderat gesüßte Amontillados handelt. Eine Besonderheit, ein Zwischenstadium zwischen Amontillado und Oloroso, ist der seltene Palo Cortado. Ein Oloroso, der sich in Richtung eines Finos entwickelt, wird hingegen als Palma Cortada bezeichnet. Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl von lokalen Unterschieden, die eifersüchtig gehegt werden und die vor allem auf die unterschiedliche Florbildung in den verschiedenen Bereichen des Anbaugebietes zurückzuführen sind. Die bekanntesten Sherry-Häuser sind u.a. Antonio Barbadillo, Bobadilla, Luis Caballero, Duff Gordon, Garvey, Gonzälez Byass, John Harvey, Emilio Lustau, Osborne y Cia, Pedro Domecq, Real Tesoro, Zoilo Ruiz Mateos, Sänchez Romate Hermanos, Sandeman, Jose de Soto, Fernando A. de Terry und Williams & Humbert.

Montilla-Moriles

Südlich von Cördoba werden rund um die Ortschaften Montilla und Los Moriles auf Kreideböden ähnliche Weine wie im Sherry-Gebiet erzeugt. Bis 1945, bevor das Gebiet in den DO-Rang erhoben wurde, lieferte man fast die gesamten Jungweine nach Jerez in die Sherry-Produktion, was heute noch für eine sehr begrenzte Menge von Weinen zulässig ist, denn in Jerez besteht ein Bedarf an Pedro-Ximenez-Weinen, der durch die eigene Produktion nicht gedeckt werden kann. In Montilla-Moriles dominiert diese Rebsorte mit 95 Prozent der Gesamtfläche. Heute entstehen die Weine von Montilla-Moriles ebenfalls im Solera-System und wurden bis vor kurzem in die selben Grundtypen eingeteilt wie der Sherry. Dies ist nun nur noch in Spanien selbst zulässig, in der Europäischen IUnion sind diese Bezeichnungen exklusiv dem Sherry vorbehalten.

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Weine aus Montilla-Moriles werden hingegen als

Pale Dry (Fino), Medium Dry (leicht gesüßter Amontillado), Pale Cream (gesüßter Fino oder entfärbter gesüßter Oloroso) und Cream (gesüßter Oloroso) gekennzeichnet. Sie werden aus Trauben erzeugt, die in der Regel einen noch höheren Zuckeranteil aufweisen als die im Gebiet um Jerez. Völlig durchgegoren erreichen die Weine bereits einen Alkoholgehalt von 15 Volumenprozent.

Daher müssen viele Gewächse aus Montilla-Moriles nicht gespritet werden. In den Spitzen sind sie delikat, würzig sowie überaus köstlich. Die besten Finos aus Montilla-Moriles sind zwar auf Grund der allgemein geringeren Florbildung nicht ganz sopikant wie Fino-Sherrys oder gar Manzanillas, gleichen dies aber oftmals durch ihre größere Leichtigkeit wieder aus. Bekannte Produzenten sind u.a. Aragön y Cia, Compania Vinicola del Sur, Conde de la Cortina, Sociedad Cooperativa Vitivinicola Jesüs Nazareno, Bodegas Cruz Conde, Perez Barquero, Bodegas Montulia, Navisa Industrial Vinicola Espanola, Bodegas Navarro, Tomäs Garcia und Toro Albaia.

Malaga

Rund um die Provinzhauptstadt Mälaga an der andalusischen Mittelmeerküste finden sich die Reste einer einstmals glorreichen Weinbautradition. Von den mehr als 110.000 Hektar Rebfläche, die vor der Reblauskatastrophe für die Erzeugung des Mälaga zur Verfügung standen, sind mit rund 900 Hektar heute nur noch weniger als ein Prozent vorhanden. Nur noch rund 25.000 Hektoliter des einstmals weltberühmten Dessertrweins werden jährlich erzeugt. Diese relativ kleine Menge - die benachbarte DO Sherry bringt im Jahr mit durchschnittlich 750.000 Hektolitern 300-mal so viel Wein hervor - hindert die wenigen verbliebenen Bodegas in Mälaga allerdings nicht daran, 16 verschiedene Weinstile zu erzeugen.

So gibt es Weine rein von den Rebsorten Moscatel und Pedro Ximenez, Verschnitte von beiden, in Soleras ausgebaute

Weine, dunkle und sehr süße Weine, bernstein-farbene trockene Weine in der Art eines Amontillado-Sherry, Weine aus rosinenartig getrockneten Trauben, Weine, die nach der Gärung mit Traubenmost gesüßt und mit Alkohol aufgespritet werden, Weine, die vor der Gärung mit Traubenmost verbessert und dann mit hochprozentigem Alkohol abgestoppt werden, Weine aus dem ungepressten Vorlauf des Mostes, Weine aus stärkerer Pressung und noch einige andere Besonderheiten. Sie alle enthalten - je nach Typ - zwischen 15 und 23 Prozent Alkohol. Angesichts dieser Vielfalt bei nur winzigen Produktionsmengen ist es kein Wunder, dass sich ein klares Profil nicht herausbilden kann und der Verbraucher den Mälaga-Wein nur sehr unscharf wahrnehmen kann. Doch Absatzsorgen kennen die Erzeuger in Mälaga angesichts der ungezählten Touristen an der Costa del Sol nicht. Wichtigste Erzeuger sind u.a. Larios, Löpez Hermanos, Perez Texeira und Scholtz Hermanos.