Katalonien und Aragon

Katalonien und Aragon

Im Nordosten Spaniens, im Dreieck zwischen Pyrenäen, Iberischem Randgebirge und Mittelmeer, liegen die spanischen Autonomias Aragön und Katalonien. Ziemlich genau in der Mitte wird dieses Dreieck vom Ebro zerteilt, der - immer wieder unterbrochen von riesigen Stauseen, aus denen hier und da die Turmspitzen ehemaliger Siedlungen ragen - seiner Mündung in das Mittelmeer zustrebt. Diese große Region ist eine bedeutende Weinbaugegend, hier stehen für Weinerzeugung in insgesamt zwölf Anbaugebieten rund 155.000 Hektar Rebland zur Verfügung. Dementsprechend groß ist die Vielfalt der Weine, die hier entstehen, sie reicht von schwersten, üppigsten Rotweinen über goldene süße Muskat-Weine, charaktervolle und elegante rote und weiße Tischweine, fruchtige Roses bis hin zu berühmten, spritzigen Schaumweinen erster Qualität.

Aragon

Die autonome Region Aragön ist der Überrest eines einstmals stolzen und mächtigen Königreiches, dessen Machtbereich sich um 1400 von den Pyrenäen bis hinunter zur Levante erstreckte und im Mittelmeer auch Sardinien und Sizilien umfasste. Durch die Vereinigung Aragöns mit dem benachbarten Königreich Kastilien ist 1479 der spanische Nationalstaat und damit die Machtbasis für die endgültige Rückeroberung des Landes von den Mauren und für das Ausgreifen des jungen Staates in die Neue Welt überhaupt erst geschaffen worden. Heute ist in Aragön von diesem ehemaligen Glanz freilich kaum noch etwas zu spüren. Die sehr ländlich geprägte Region umfasst mehrere Klimazonen, die für den Weinbau geeignet sind. Im Norden Aragöns, an der französischen Pyrenäengrenze, herrschen maritime Einflüsse vor. Die für spanische Verhältnisse üppigen Niederschläge verwandeln die Region in ein fruchtbares, grünes Land.

Weiter im Süden wirken diese Einflüsse nicht mehr, hier verhindern die Höhenzüge des Iberischen Randgebirges und

der Sierra de Cuenca das Vordringen kühlender Regenwolken. Nördlich und südlich des Ebro präsentiert sich Aragön weithin als staubig-heiße Gegend mit weiten Ödflächen und nur gelegentlicher Vegetation. Vier Anbaugebiete mit insgesamt rund 70.000 Hektar Rebfläche liegen in Aragön, sie heißen Calatayud, Carifrena, Campo de Borja und Somontano. Entsprechend ihrer Lage in Aragön ähneln sich die Weine der südlichen Weinbaugebiete Calatayud, Carinena und Campo de Borja und unterscheiden sich deutlich vom nördlichen Gebiet Somontano.

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Calatayud

Erst im Jahre 1990 wurde der Bereich in der felsigen, bergigen Region rund um die gleichnamige Stadt zur DO erklärt. Die rund 10.000 Hektar der für DO-Weine zugelassenen Rebfläche liegen auf teilweise steilen Hängen entlang des Rio Jalon, eines Nebenflusses des Ebro. Auf Grund der großen Trockenheit und der damit verbundenen weiten Pflanzenabstände belaufen sich die Durchschnittsertäge in diesem kargen Land auf nur 20 Hektoliter pro Hektar. Zwei Drittel der Weinberge sind mit der Garnacha-Traube bestockt, aus der - vornehmlich von den örtlichen Genossenschafts-kellereien nach traditionellen Verfahren kräftige, alkoholische Rotweine erzeugt werden. Große Flächen wurden in den letzten zehn Jahren allerdings gerodet und mit dem höherwertigen Tempranillo bestockt. Gleichzeitig haben die Kellereien in moderne Kellertechnik investiert und besitzen nun während des Gärprozesses die Möglichkeit der Temperaturkontrolle.

So entstehen neuerdings leichtere, elegantere Rotweine, die sich auf den Märkten allerdings erst noch beweisen

müssen. Aus der Garnacha entstehen durch die neue Technik nun vor allem fruchtige Roseweine, während die Viura-Traube frische Weißweine ergibt. Bekanntester Erzeuger ist die Bodega Cooperativa del Campo San Isidro.

Carinena

Etwas östlich von Calatayud kommt man in das Anbaugebiet Carinena. Mit gut 20.000 Hektar Rebfläche ist Carinena die größte DO in Aragön. Es steht vor allem Garnacha im Ertrag, aus der hauptsächlich Rotweine erzeugt werden, die in der Vergangenheit aber vielfach zu schwer und alkoholreich waren, um mit den herausragenden Rotweinen Nordspaniens konkurrieren zu können. Doch auch in Carinena hat man große Flächen Garnacha gerodet und Tempranillo gepflanzt, zudem hat man die Lesetermine vorgezogen, den zulässigen Alkoholgehalt auf maximal 14 Volumenprozente beschränkt und die Keller modernisiert, sodass wie in Calatayud heute viel leichtere, fruchtigere und elegantere Rotweine entstehen, die sich auf Grund ihres attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnisses auf vielen klassischen Märkten bereits etablieren konnten. 20 Prozent der Gesamterzeugung besteht aus Weißwein, für den neben Viura und Garnacha Blanca die Parellada-Traube aus dem Penedes verwendet wird.

Außerdem ist die DO Carinena auch zur Erzeugung von Schaumweinen der DO Cava zugelassen.

Carinena ist schließlich die ursprüngliche Heimat der roten Rebsorte, die in Südfrankreich als Carignan bekannt ist und mit der dort - bei rückläufiger Tendenz - ca. 150.000 Hektar Rebland bestockt sind. In weiten Teilen Nordspaniens wird sie -wie in der Rioja - als Mazuelo angebaut. Für den roten Carinena-Wein spielt sie jedoch heute nur noch eine sehr untergeordnete Rolle als Ergänzungssorte. Größte Erzeuger sind u.a. die Bodega Cooperativa San Valero und die Bodegas Virgen del Aguila.

Campo de Borja

Die Weinberge der DO Campode Borja liegen weiter flussaufwärts am mittleren Ebro und grenzen direkt an die Anbaugebiete Rioja und Navarra an. Das Klima ist hier, in der hügeligen Landschaft rund um die Stadt Borja, noch trockener und heißer als in der Rioja Baja und im Bereich Ribera Baja von Navarra. Die rund 10.000 Hektar Rebflächen sind vorwiegend mit der Garnacha-Rebe bestockt, die allerdings auch hier im Rückgang begriffen ist und Platz machen muss für den feineren Tempranillo. Durch Investitionen und Modernisierungs-maßnahmen konnte die Qualität der Weine im letzten Jahrzehnt entscheidend verbessert werden. Eine frühere Traubenlese und gekühlte Gärung erlauben heute die Produktion leichterer Rotweine und kräftiger, spritziger Roses.

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Die traditionell aus der Garnacha-Traube erzeugten schweren Rotweine mit bis zu 16

Prozent Alkoholgehalt gelangen kaum über die Region hinaus, während auf den internationalen Weinmärkten immer mehr elegante, fruchtige Rotweine mit einem moderaten Alkoholgehalt zu finden sind. Bekannte Produzenten sind u.a. die Bodegas Borsao, Bodegas Ruberte, die Cooperativa del Campo San Juan Bautista und die Bodegas Bordeje.

Samontano

"Unter dem Gebirge" bedeutet der Name des kleinennordspanischen Anbaugebietes Somontano, eines der jüngsten Spaniens. Erst vor wenigen Jahren wurde Somontano der DO-Status zugebilligt. Von seinen ca. 2000 Hektar großen Weinbergen kommen Weine, die sich völlig von denen aus dem südlichen Bereich Aragöns unterscheiden. Hier herrscht ein maritimes Klima mit ausgiebigen Niederschlägen, sodass die Weine mehr Frucht, Finesse und Säure entwickeln und im Alkohol viel moderater sind als die Gewächse aus Calatayud, Carinena und Campo de Borja. Zwar ist es in Somontano in den Sommermonaten nicht viel kühler als am Ebro, doch der Wasserreichtum am Fuße der Pyrenäen erlaubt den Anbau einer viel größeren Palettean Rebsorten.

Von den Pyrenäen vor kalten Nordwinden geschützt, wurden auf den steilen, terrassierten Rebflächen mit ihren lehm-

und kalkhaltigen Böden neben den traditionellen Rebsorten Garnacha und Viura in den letzten Jahren verstärkt Tempranillo und die klassischen französischen Sorten Chardonnay, Merlot und Cabernet Sauvignon, vereinzelt auch Pinot Negro (Pinot Noir), Chenin Blanc und Gewürztraminer angepflanzt. Im Verein mit umfangreichen Modernisierungs-Maßnahmen in den Kellern der großen Genossenschaft und der führenden Weingüter haben die Neuanpflanzungen zu einem Qualitätssprung geführt, der in Spanien zurzeit wohl beispiellos ist. Schon die traditionellen Rot- und Roseweine aus der Garnacha-Traube sind heute sehr gut, und die verschiedenen Verschnitte aus Tempranillo, Cabernet Sauvignon und Merlot, die sortenrein aus diesen Trauben bereiteten Rotweine sowie die Weißweine vor allem aus dem Chardonnay gehören bereits jetzt zum Besten, was Spanien in dieser Hinsicht zu bieten hat.

Erfreulicherweise sind diese Gewächse auch bei uns immer stärker im Weinhandel vertreten, und das -zumindest noch - zu vergleichsweise günstigen Konditionen. Wichtige Erzeugerbetriebe sind u.a. Vinedos y Crianzas del Alto Aragön, Compania Vitivinicola del Aragonesa, Bodegas Borruel, Bodegas Lalanne, Bodegas Pirineos und Bodega Enate.

Katalonien

Katalonien, die äußerste nordöstliche Ecke Spaniens, bringt eine größere Vielfalt an Weinen hervor als alle anderen Regionen des Landes. Neben erstklassigen roten, weißen und rosefarbenen Tischweinen aus den besten spanischen und internationalen Traubensorten entstehen in der weitläufigen, abwechslungsreichen Landschaft schwere Dessertweine nach der Art von Mälaga und Sherry. Darüber hinaus werden von den katalanischen Winzern auch traditionelle, den schweren Rotweinen des Roussillon ähnliche Gewächse erzeugt, meist auf der Basis der Garnacha- und der Monastrell-Traube. die auch als Matarö bezeichnet wird und die aus Südfrankreich als Mourvedre bekannt ist. Zudem bringen die riesigen Sektkellereien im Hinterland der Metropole Barcelona über 90 Prozent der spanischen Schaumweine mit der DO Cava hervor. Schließlich gibt es hier einige hervorragende Weinbrände, Liköre und Wermut-Weine.

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Das vom Mittelmeer beeinflusste Klima ist sehr günstig für den Weinbau. In den langen,

heißen Sommern regnet es zwar wenig, aber die Weintrauben werden stets durch eine frische Meeresbrise gekühlt. Ausgesprochen schlechte Jahrgänge sind in Katalonien viel seltener als in der Rioja, in Bordeaux oder gar am Rhein. Richtig feine Weine werden hier jedoch erst erzeugt, seitdem die meisten Weinkellereien gekühlte Gärbehälter eingeführt haben. Die Katalanen waren die ersten Weinerzeuger in Spanien, die in großem Stile in die Modernisierung ihrer veralteten Kellertechnik investiert und damit bewiesen haben, dass auch außerhalb der Rioja feine Tischweine entstehen können. Dabei kam ihnen sicherlich die Finanzkraft der nahe gelegen Metropole Barcelona entgegen, des wichtigsten Wirtschaftszentrums Spaniens.

Seit dieser Modernisierung in den 1970er-Jahren besitzen die katalanischen Weine viel Bukett und reiche Frucht, die früher bei der traditionellen warmen Vergärung zumeist verloren gegangen waren. Die rund 85.000 Hektar der katalanischen Rebflächen sind in die acht Anbaugebiete Ampurdän-Costa Brava, Alella, Costers del Segre, Penedes, Tarragona, Conca de Barberä, Priorato und Terra Alta aufgeteilt, in denen naturgemäß sehr unterschiedliche Weine entstehen. Außerdem ist das gesamte Gebiet zur Produktion von Schaumweinen der DO Cava nach der traditionellen Methode der Flaschengärung qualifiziert.

Ampurdan-Costa Brava

Das nördlichste katalanische Anbaugebiet befindet sich an den Abhängen der Pyrenäen direkt an der Grenze zu Frankreich. Die knapp 3.000 Hektar Rebfläche liegen etwas abseits der beliebten Ferienorte am Mittelmeer. Das Klima wird von der Tramontana beherrscht, einem starken, kalten Nordwind, der nahezu ständig von den Gipfeln der Pyrenäen herunterweht. Er erreicht eine so große Kraft, dass die Reben an Pfählen festgebunden werden müssen. Auf der anderen Seite hat der Wind die erfreuliche Folge, dass - ähnlich wie in der französischen Provence - Pilzkrankheiten und viele Schädlinge hier keine Chance haben und infolgedessen kaum gespritzt werden muss. Die Rotweine von Ampurdän-Costa Brava sind stark und körperreich, vor allem die aus den Trauben der Garnacha-Rebe, die sehr schwer und süß sein können. Die Weißweinsorten dienen meist der Cava-Produktion.

Der größte Teil der Weinerzeugung entfällt jedoch auf den hervorragenden Rose, der in seiner fruchtigen,

säurebetonten Art an die besten Roseweine aus Navarra erinnert. Die Weine von Ampurdän-Costa Brava haben kaum eine Chance, den vielen durstigen Touristenkehlen der Costa Brava zu entgehen, sodass sie kaum jemals in den Export gelangen. Wichtige Erzeuger sind u.a. Cavas del Ampurdän, Cooperativa de Mollet de Perelada, Cellers Santamaria und die Bodegas Trobat.

Alella

Nördlich von Barcelona liegt an der Mittelmeerküste das winzige Anbaugebiet Alella. Hier wird bereits seit den Zeiten der Römer Wein angebaut. Alella umfasst heute nur noch knapp 400 Hektar Rebfläche und ist damit kleiner als das deutsche Anbaugebiet Ahr. Der Weinbau wird hier ständig vom ungebremsten Flächenwachstum der katalanischen Metropole Barcelona bedroht. In den letzten dreißig Jahren ist die Anbaufläche von einst 1600 Hektar um drei Viertel auf die heutige Größe geschrumpft, und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar. Heute werden in Alella hauptsächlich Weißweine erzeugt, die sich durch einen gemäßigten Körper, eine schöne Frucht und einen moderaten Alkoholgehalt auszeichnen. Die gesamte Erzeugung wird in den Cafes und Bars Barcelonas verbraucht. Wichtige Produzenten sind u.a. Parxet und die Cooperativa Alella Vinlcola.

Costers del Segre

1988 wurden die Weinberge rund um die Stadt Lleida im katalanischen Hinterland zum DO-Gebiet Costers del Segre erklärt. In dieser Gegend ist es sehr trocken, da sie durch die Höhenzüge der katalanischen Küstengebirge von den Auswirkungen des maritimen Einflusses abgeschirmt wird. Vor 100 Jahren war hier verlassenes Ödland, wo nichts wuchs außer den anspruchslosen Pflanzen der spanischen Sierras. Doch die Anlage von ausgedehnten Bewässerungs-systemen verwandelte die Gegend in eine grüne Oase, in der Getreide, Gemüse und Südfrüchte gediehen. Die Umwandlung in ein Weinbaugebiet mit DO-Status war zweifellos das Verdienst des Weingutes Raimat, das zum Cava-Giganten Codorniu gehört, der heute ein Drittel der knapp 4000 Hektar Rebfläche des Anbaugebietes besitzt. Ein großer Teil der Ernte wird an die Mutterfirma Codornu zur Schaumweinherstellung geliefert.

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Darüber hinaus produziert Raimat teilweise herausragende Stillweine aus den traditionellen

spanischen und katalanischen Sorten wie dem Tempranillo, der in Katalonien als Ull de Llebre bezeichnet wird, sowie aus den französischen Klassikern Cabernet Sauvignon, Merlot, Pinot Negro sowie Chardonnay. Die DO Costers del Segre ist das einzige Weinbaugebiet innerhalb der Europäischen Union, in dem entgegen des EU-Bewässerungsverbotes unter der fachlichen Beratung kalifornischer Spezialisten in großem Stil mit künstlicher Bewässerung gearbeitet wird. Möglich ist dies nur, weil die spanische Zentralregierung dem Weingut Raimat den Status einer Versuchsanlage für Bewässerung im Weinbau zugestanden hat. Neben Raimat ist u.a. noch Castell del Remei von Bedeutung.

Penedes

Das qualitativ wichtigste und größte Anbaugebiet Kataloniens ist das Penedes. Es erstreckt sich südwestlich von Barcelona auf nahezu 25.000 Hektar Rebfläche. Von den hier erzeugten Gewächsen müssen einige zu den besten Weinen Spaniens gerechnet werden. Das Penedes gliedert sich in drei grundsätzlich unterschiedliche Bereiche, in denen auch sehr verschiedene Weine entstehen. An der Küste wachsen im Bereich Bajo Penedes bis auf eine Höhe von 250 Metern in der Glut der mediterranen Sonne vor allem die Rebsorten Garnacha, Monastrell und Carinena für wuchtige, traditionelle Rotweine, wie man sie auch von der französischen Mittelmeerküste her kennt und die in ihren Spitzen überaus köstlich sein können. Darüber hinaus werden in diesem Bereich auch größere Mengen von Süßweinen aus der Moscatel-Traube und der Malvasia erzeugt. Der Bereich Bajo Penedes ist durch die starke Bautätigkeit der Tourismusindustrie latent gefährdet.

Hinter der ersten Bergkette liegt in etwa 500 Metern Höhe ein Längstal, in dem sich die Weinberge des Medio Penedes befinden. Von hier kommt der Großteil der überaus geschätzten feinen Tischweine des Penedes. Die Roten werden überwiegend aus Tempranillo (Ull de Llebre), Cabernet Sauvignon und Merlot bereitet, die Weißen vor allem aus Parellada, Xarello, der hier als Macabeo bekannten Viura und dem Chardonnay. Sowohl die Rotweine als auch die Weißweine werden entweder reinsortig ausgebaut oder aus den entsprechenden Sorten miteinander verschnitten. Ausgezeichnet können auch die Roseweine sein. Sie bestehen hauptsächlich aus der Garnacha und zeichnen sich durch ihre fruchtige und gehaltvolle Art aus. Ein großer Teil der weißen Trauben geht in die Cava-Produktion. Im steil aufragenden Hinterland, dem Penedes Superior, liegen die Rebflächen bis zu 800 Meter hoch in wesentlich kühlerem Klima.

Hier wachsen die Trauben für exzellente Weißweine aus Parellada, Chardonnay, Sauvignon Blanco, Gewürztraminer

und Riesling. Pionier des modernen Weines im Penedes und gleichzeitig bekannteste und größte Bodega des Anbaugebietes ist Torres. Sie war es, die unter der Leitung von Miguel Torres zuerst Gärtanks aus Edelstahl und die Möglichkeit der Temperaturkontrolle während des Gärvorgangs eingeführt und damit bewiesen hat, dass an der spanischen Mittelmeerküste feine Weine entstehen können. Heute erzeugt Torres eine ungewöhnlich breite Palette von Weinen, vom aufgespriteten Moscatel über stilvollen Chardonnay und Sauvignon Blanc bis zum feinen Gewürztraminer und Rieslingwein vom robusten traditionellen Garnacha-Rotwein bis zum Cabernet Sauvignon Gran Coronas Mas la Plana, der sich mit den besten Cabernets der Welt messen kann. Aber auch auf niedrigerem Niveau gehören Torres-Weine fast immer zu den Klassenbesten. Neben Torres gehören u.a. auch Masia Bach, Jean Leön, Marques de Monistrol, Juve y Camps, Can Räfols dels Caus, Conde de Caralt, Cavas Hill, Cavas Mascarö, Cellers Puiz y Roca. Celler Ramön Balada, Cellers Robert, Jaume Serra, Masia Vallformosa, Jane Ventura und Rene Barbier zu den Spitzenerzeugern.

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Cava

Früher war Cava die Bezeichnung für einen Weinkeller oder einen Schaumwein produzierenden Betrieb, die Schaumweine selbst wurden - sofern sie nach der Methode der Flaschengärung erzeugt worden waren - in Anlehnung an das große französische Vorbild einfach als Champana oder auf katalanisch als Xampan bezeichnet. Seit dem Beitritt Spaniens zu den Europäischen Gemeinschaften 1986 war dies jedoch nicht mehr zulässig, und seitdem bezeichnet Cava eine Denominaciön de Origen für bestimmte Schaumweine.

Dabei handelte es sich zunächst jedoch nicht um eine einheitliche Herkunftsbezeichnung im klassischen Sinne. DO Cava unterlag keinen geographischen. sondern anderen Kriterien wie der Auswahl der Rebsorten und der Art der Weinbereitung. Cava konnte also prinzipiell aus ganz Spanien kommen, wenn nur die Regeln für die Herstellung dieser oftmals exzellenten Schaumweine beachtet wurden. Ungeachtet dessen kamen jedoch bereits damals 95 Prozent des Cava aus Katalonien.

Der Rest verteilte sich auf die Rioja und Valdepenas.

Seitdem ist insofern ein geographischer Aspekt in die DO Cava eingebracht worden, als dass nun die Produktion auf bestimmte Orte in Aragön, dem Baskenland, in Kastilien-Leön, der Extremadura, in Katalonien, Navarra, der Rioja und in Valencia eingeschränkt worden ist. Doch nach wie vor kommt fast aller Cava aus dem Penedes, und zwar namentlich aus der Gegend um die kleine Ortschaft Sant Sadurni d'Anoia. Insgesamt entstehen pro Jahr ca. 1 Million Hektoliter von als DO Cava klassifiziertem Schaumwein. Die gesetzlichen Bestimmungen schreiben den Bodegas, die unter der DO Penedes auch Stillweine erzeugen, die räumliche Ausgliederung der Cava-Produktion vor. Cava wird in Anlehnung an das in der Champagne übliche Verfahren der Flaschengärung hergestellt. Die Weine müssen mindestens neun Monate in der Flasche auf der Hefe reifen, bevor sie degorgiert werden dürfen.

Dabei müssen sie einen Druck von vier Atmosphären aufbauen und einen Alkoholgehalt zwischen 11 und 13 Volumenprozent erreichen. Die in Tanks vergorenen Schaumweine "Gran-Vas" und durch Hineinpressen von Kohlensäure erzeugten Perlweine, die Gaseosos, fallen nicht unter die DO Cava. Die besten und teuersten Cavas gehören zu den edelsten Schaumweinen der Welt. Der Cava-Markt ist fest in der Hand der beiden Giganten Freixenet und Codorniu. Sie sind sehr besucherfreundlich und veranstalten ständig Führungen durch ihre beeindruckenden Anlagen. Unter den prachtvollen Jugendstilgebäuden von Codorniu in Sant Sadurni d'Anoia sind riesige Keller in den Fels getrieben. Auf mehreren Etagen lagern hier in zahllosen Gängen von teilweise über hundert Metern Länge Millionen von Cava-Flaschen. Weitere wichtige Cava-Ezeuger sind u.a. Bodegas Bilbaina (Rioja), Castellblanch, Chandon, Condede Caralt, Cooperativa Vinicola del Penedes, Cavas Ferret, Gonzälez y Dubosc, Rondel, Cavas Hill, Juve y Camps, Marques de Monistrol, Mont Margal, Bodegas Muga (Rioja), Raimat, Josep Maria Raventes i Blanc, Segura Viudas, Jaume Serra und Masia Vallformosa.

Tarragona

Die Provinzhauptstadt und Hafenstadt an der spanischen Mittelmeerküste ist altbekannt für Dessertweine. 20.000 Hektar stehen hier für die Erzeugung von DO-Weinen zur Verfügung, allerdings wird die DO kaum genutzt. Traditionell entstehen in Tarragona aufgespritete starke rote und weiße Süßweine. Sie werden nachdem vor allem in den südspanischen Anbaugebieten Jerez (Sherry), Montilla-Moriles und Mälaga verwendeten Solera-System hergestellt. In den letzten Jahrzehnten ist die Nachfrage nach solchen Gewächsen allerdings sehr stark zurückgegangen. Sie scheinen nicht mehr dem Konsumenten-geschmack zu entsprechen, sodass sie heute nur noch schwer zu finden sind. Die rund um Tarragona erzeugten Tischweine sind immer noch sehr kräftig und robust und werden nach wie vor zum großen Teil fassweise zum Verschnitt mit schmalbrüstigen Tafelweinen in nördlichere europäische Regionen verkauft.

Ansonsten hat man sich in Tarragona auf die Produktion von Messweinen für christliche Gottesdienste und vor allem

Traubengut für die Cava-Produktion verlegt. Die bekanntesten Erzeuger sind u.a. De Muller, Dalmau Hermanos, Pedro Rovira und die Uniö Agraria Cooperativa.

Conca de Barbera

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Die 10.000 Hektar Rebfläche von Conca de Barberä erstrecken sich im Hinterland von Penedes rund um die geschäftige Kleinstadt Montblanc. Die hügelige, steinige Gegend ist sehr karg, die Erträge liegen hier weit unter 20 Hektoliter pro Hektar Rebfläche. Traditionell entstehen in Conca de Barberä einfache Weißweine, von denen der überwiegende Teil an die großen Cava-Häuser in Sant Sadurni d'Anoia geliefert wird. Seit sich jedoch die Bodega Miguel Torres hier niedergelassen und Cabernet Sauvignon, Pinot Negro (Spätburgunder) sowie Chardonnay angepflanzt hat, ist das Niveau erheblich gestiegen. Der bekannteste Wein aus Conca de Barberä ist der in der Barrica vergorenene und ausgebaute superbe Milmanda Chardonnay von Torres, einer der besten spanischen Weißweine. Daneben ist auch hier u.a. die Uniö Agraria Cooperativa aus Tarragona engagiert.

Priorato

Westlich des Anbaugebietes Tarragona liegen die Weinberge der DO Priorato (katalan. Priorat), die 3000 Hektar Rebfläche umfassen. Der Weinbau konzentriert sich in dieser heißen und trockenen Gegend vor allem auf einzelne Steillagen an den Abhängen erloschener Vulkane, die in Anlehnung an das Burgund als Clos bezeichnet werden. Der traditionelle Rotwein, der Negre, ist tiefdunkel, fast schwarz, überaus körperreich und alkoholstark (bis zu 16% vol.). Durch moderne Kellertechnik und frühere Lesetermine sind die Weine in den vergangenen zehn Jahren leichter geworden (um 13,5% vol.). Sie verbinden nun einen wuchtigen Körper mit reicher Frucht und enormer Konzentration und haben den Sprung in die spanische Rotweinelite geschafft. Einige Bodegas - darunter der Pionier Scala Dei - haben in jüngster Zeit für internationales Aufsehen gesorgt. Die meisten Weine des Prioratos basieren auf der Garnacha-Traube, die hier ihre ganzen Vorzüge ausspielen kann.

Bei den niedrigen Erträgen der alten Rebbestände erreichen die Weine eine beeindruckende Frucht-konzentration und

bringen die ganze Süße der Traube in einem Maße zum Ausdruck, wie man es sonst nur von den Spitzengewächsen von der südlichen Rhöne in Frankreich kennt. Neuerdings sind auch jüngere Rebbestände der Rebsorten Syrah und Monastrell (Mourvedre) in Ertrag genommen worden, die dem süßen Schmelz der Garnacha noch Rückgrat und Eleganz hinzufügen. Durch die verstärkte Nachfrage sind die Preise dieser nur in geringen Mengen erzeugten Weine derart gestiegen, dass die Spitzengewächse aus dem Priorato nicht nur zu den größten, sondern auch zu den teuersten Rotweinen Spaniens gehören. Zu den renommiertesten Erzeugern gehören u.a. Masia Barril, Rene Barbier, De Muller, Cellers de Scala Dei, Vinfcola del Priorat, Alvaro Palacios, Bodegas Rottlan Torra, Celler del Pont, Cims de Porrera, Costers del Siurana und Masia Mas d'en Gil.

Terra Alta

Das Anbaugebiet Terra Alta liegt südwestlich des Priorato und bildet den südlichen Abschluss des Penedes. Einst war Terra Alta, das hoch gelegene Land hinter der ersten Küstenkordillere ein Teil des Weinbaugebietes Tarragona, wurde aber wegen der höheren Qualität seiner Weine ausgegliedert und ist nun eine eigenständige DO, die 10.000 Hektar Rebfläche umfasst. Wie überall in den trockenen und heißen Anbaugebieten entstehen auch in Terra Alta traditionell auf kargen Böden kraftvolle, robuste Rot-und Weißweine, die hervorragend zur ausgezeichneten katalanischen Küche passen. Doch auch hier haben einige Erzeuger die Zeichen der Zeit erkannt und sich Finanzmittel beschafft, um ihre Kelleranlagen auf den neuesten Stand der Technik und Hygiene zu bringen. Zudem hat man auch in Terra Alta im letzten Jahzehnt höherwertige französische Rebsorten gepflanzt, sodass mittlerweile charaktervolle und elegante Rotweine erzeugt werden können.

Ein großer Teil davon findet seine Anhängerschaft unter den vielen Touristen der Costa Brava, ausgezeichnete Weine gelangen aber auch zunehmend in den Export und auch in unsere Weinhandlungen. Sie bieten zu niedrigen Preisen bereits ein erstaunlich hohes Qualitätsniveau. Wichtigste Erzeuger sind u.a. De Muller, Pedro Rovira, die Uniö Agraria Cooperativa und die Cooperativa Agricola Gandesa.