Nordwestspanien

Nordwestspanien

Im Nordwesten Spaniens gibt es eine ganze Reihe von weniger bekannten kleineren Anbaugebieten. Da die Weine aus diesen Regionen gerade in jüngster Zeit große Qualitätssprünge gemacht haben und neuerdings immer öfter auch bei uns angeboten werden, lohnt sich ein genauerer Blick nach Nordwestspanien.

Galizien

Das westlichste Anbaugebiet Spaniens ist die DO Rias Baixas, im regenreichen, grünen Galizien direkt an der Nordgrenze Portugals gelegen. In feucht-mildem atlantischem Klima gedeiht bei einer durchschnittlichen Regenmenge von 1300 mm pro Jahr hier die weiße Albarino-Traube. Pilzerkrankungen sind eine ständige Bedrohung. Auf den knapp 1800 Hektar sandiger brauner Schwemmlandböden nördlich und südlich von Vigo entsteht der fruchtige weiße, nach der Traubensorte benannte Albarino, der sich besonders durch Zartheit und Harmonie auszeichnet. Die säurebetonten Albarinos sind perfekte Begleiter von Fischgerichten und erlesenen Meeresfrüchten und haben in Spanien, wo spritzige Weißweine nicht gerade häufig sind, eine große Popularität erlangt. Direkt östlich von Rias Baixas schließt am Rio Mino das Anbaugebiet DO Ribeiro an.

Hier werden auf über 3000 Hektar Rebfläche sowohl Rot- als auch Weißweine erzeugt, die sich vor allem durch ihre

Frische und charmante Leichtigkeit auszeichnen. Die Weißweine aus der Torrontes sind zart und aromatisch. Sie ähneln auf Grund der gleichen klimatischen Bedingungen den im benachbarten Anbaugebiet Rias Baixas erzeugten Albarinos und den Vinhos Verdes aus Nordportugal. Die Rotweine aus der Garnacha erreichen in dem feuchten, ozeanischen Klima selten einmal einen Alkoholgehalt von über 12 Volumenprozent. Südlich von Ribeiro liegt an der Grenze zu Portugal die erst vor wenigen Jahren eingerichtete DO Monterre;.

Ebenfalls unter Klimabedingungen, die den Launen des Atlantiks unterworfen sind, werden hier kräftige, teilweise alkoholstarke Rotweine aus Garnacha und einigen lokalen Varietäten des Tempranillo erzeugt. Darüber hinaus entstehen aus den weißen Godello und Palomino fruchtige, saure-betonte Weißweine. Noch jünger ist die DO Ribera Sacra weiter nördlich zwischen Orense und Lugo, deren leichte Rot- und Weißweine bisher kaum in Erscheinung getreten sind. Ganz im Osten Galiziens liegt das Anbaugebiet DO Valdeorras. Die Weinberge erstrecken sich entlang des Tals des Rio Sil auf steilen Terrassen.

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Durch umliegende Gebirge werden hier die kräftigsten Kapriolen des atlantischen Klimas

abgemildert, sodass Valdeorras wesentlich trockener ist als die näher an der Küste gelegenen Anbaugebiete. Der Schwerpunkt der Weinbereitung liegt hier auf kräftigem Weißwein, der vor allem aus der lokalen weißen Rebsorte Godello erzeugt wird. Die Roten werden aus der seltenen Mencia-Traube hergestellt, die hier fruchtige, süffige und in ganz Spanien mittlerweile sehr beliebte Weine hervorbringt. Wichtige Erzeuger in Galizien sind u.a. Adegas das Eiras, Bodegas Alanis, Bodegas Chaves, Cosecheros del Vino del Ribeiro, Bodegas del Palacio de Fefinanes, Bodegas Gallega, Bodega Cooperativa Jesus Nazareno, Bodega Morgadio, Adegas Moure, Bodegas Pazo de Barrantes, Pazo de Senorans und Bodegas de Vilarino-Cambados.

Kastilien-Leon

Kastilien-Leön ist eine der größten autonomen Regionen Spaniens. Sie beheimatet fünf Weinbaugebiete mit DO-Status. Die DO Ribera del Duero soll jedoch wegen ihrer überragenden qualitativen Bedeutung in einem eigenen Kapitel ausführlicher vorgestellt werden. Das Anbaugebiet DO Bierzo ist das westlichste von Kastilien-Leön, es grenzt direkt an das galizische Gebiet Valdeorras an. Das Klima ist noch trockener als in Ostgalizien und im Sommer macht sich hier auch schon einmal über einen längeren Zeitraum eine brütende Hitze breit. Die Weine kommen von rund 7000 Hektar Rebflächen und sind insgesamt kräftiger und körperreicher als die aus den weiter westlich gelegenen Anbaugebieten. Aus der roten Mencia entstehen charaktervolle Rotweine, die gut auf den Ausbau in Holzfässern ansprechen. Zudem ergibt diese Sorte fruchtige Roseweine mit guter Säure.

Die fruchtigen Weißweine aus dem andalusischen Palomino sind mild und blumig,

sie besitzen nicht die typische spritzige Säuerlichkeit der galizischen Gewächse. Wichtige Erzeuger sind u.a. Bodegas los Arcos, Palaciode Arganza und die Sociedad Cooperativa Vinos del Bierzo. Weiter südlich, zwischen Salamanca und Valladolid, erstrecken sich die Weinberge des knapp 16.000 Hektar großen Anbaugebietes Toro. Es gehört mit seinem kontinentalen Klima und einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von nur 300 mm zu den trockensten spanischen Weinbaugebieten. Im Anbau stehen Tinta de Toro, eine lokale Spielart des Tempranillo, und Garnacha. Hier entstehen mächtige Rotweine, die Alkoholgehalte von über 16 Volumenprozent erreichen und außer in der Region selbst kaum Freunde haben. Doch ein Bereich des Weinbaugebietes bildet eine Ausnahme, deshalb sind seine ca. 3500 Hektar auch als DO Toro aus dem restlichen Bereich herausgehoben.

Durch großelnvestitionen in moderne Kellertechnik haben die Bodegas Farina hier beharrlich bewiesen, dass es auch

möglich ist, in dieser staubigen Gegend charaktervolle, nicht übermäßig alkoholische (13,5 Volumenprozent) Rotweine mit enormer Fruchtkonzentration zu erzeugen. Das Geheimnis sind die in dieser Gegend besonders großen täglichen Temperaturschwankungen, die dafür sorgen, dass nachts in den Trauben wertvolle flüchtige Aromastoffe konzentriert werden, die sich tagsüber gebildet haben. Außerdem sorgt eine frühere Lese dafür, dass sich keine Überreife und damit kein Übermaß an Zuckerstoffen bilden kann, sodass die Weine nicht zu schwer ausfallen. Neben den Bodegas de Farina ist in jüngster Zeit die Finca Sobreno in Erscheinung getreten.

Östlich von Toro schließt sich das Weißweingebiet DO Rueda an. Auf 6300 Hektar kalkhaltigen Böden wird heute wieder hauptsächlich die lokale Verdejo-Traube angebaut, aus der im Verschnitt mit etwas Viura fruchtige, elegante und ausdrucksstarke Weißweine entstehen, die zu den besten Spaniens gehören. Marques de Riscal aus der Rioja hat diesen Bereich mit dem Bau einer modernen Bodega wieder nach oben gebracht, nachdem jahrzehntelang, seit der Neubestockung der Weinberge nach der Reblaus-Katastrophe, aus dem Palomino unter der Einwirkung von Florhefen schwerer Wein nach Sherryart bereitet worden war.

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Neben den Verdejo-Weinen entstehen zudem einige herausragende Gewächse aus dem

Sauvignon Blanco, die qualitativ durchaus auf dem Niveau französischer Sauvignon-Weine stehen können. Die reichlich produzierten süffigen Rotweine dürfen die DO Rueda nicht in Anspruch nehmen. Nördlich von Valladolid liegt das kleine Anbaugebiet Cigales. Hier entstehen gute Weißweine Jus der Verdelo-Traube und ansprechende Rote aus Garnacha und Tinto del Pais (Tempranillo). Der beste Wein aus Cigales ist jedoch der körperreiche, spritzige Rose. Wichtige Erzeuger in Rueda sind u.a. Bodegas Antano, Bodegas de Crianza Castilla la Vieja, Los Curros, Marques de Grinon, Vinos Sanz, Vinos Vega de la Reina und Vinos Blancos de Castilla (Marques de Riscal).

Monterrei

Sehr kleine Weißwein-DO mit Godell und Dona blanca als Haupttrauben. Potenziell gute Qualität.

Rías Baixas

In der Provinz Pontevedra an der Atlantikküste zwischen Santiago und der portugiesischen Grenze. Die besten Weine sind weiß und werden aus Albariño bereitet. Weil die Reben aber an Steilhängen und in kleinen Parzellen gepflanzt werden, ist der Weinbau sehr unwirtschaftlich, was sich in hohen Preisen niederschlägt. Die meisten Weißen werden im Tank vergoren, einige Erzeuger bemühen sich jedoch um mehr Komplexität und unterziehen ihre Produkte einem biologischen Säureabbau sowie mitunter sogar einem Ausbau in kleinen Eichenfässern.

Ribeira Sacra

Malerisches Gebiet am Zusammenfluss von Sil und Miño. Der Weinbau erfolgt in der Regel in kleinem, bescheidenem Rahmen, wenngleich einige Winzer in neue Technologie investiert haben. Den Erzeugnissen wäre etwas mehr Konzentration und Geschmack zu wünschen, doch entstehen einige ausgezeichnete Weine aus Albariño und Godello. Zwar bereiten die meisten Weinbauern Rote aus einer Traube namens Mencía, die wenigsten aber machen ihre Sache gut.

Ribeiro

Traditionsbereich in der Provinz Orense gleich östlich von Rías Baixas. Die größte Weinbergdichte herrscht in den Tälern der Flüsse Miño, Avía und Arnoya. Ribeiro ist für seine leichten, fruchtigen Weißen berühmt geworden. Neuerdings finden sich sogar einige Spitzenweine - überwiegend aus Albariño, aber auch aus der verbreiteteren und wesentlich billigeren Treixadura. Caiño heißt die wichtigste rote Sorte. Insgesamt kann man von Ribeiro preisgünstige Weißweine erwarten.

Valdeorras

Frische, spritzige Weißweine aus der vorzüglichen Godello und leichte Rotweine von der an sich guten, aber meist schlecht verarbeiteten Mencía-Traube.

Baskenland

Chacolí de Guetaria (Getariako Txakolina) und Chacolí de Vizcaya (Bizkaiko Txakolina) heißen die beiden baskischen DOs. Das Gros der Erzeugnisse ist weiß und wird aus der autochthonen Ondarribi Zuri gekeltert. Kellner gießen sie um des Effekts willen gern aus großer Höhe ein. In Bestform präsentieren sie sich als sehr frische, traubige Durstlöscher, doch werden so geringe Mengen abgefüllt, dass ein Export praktisch nicht stattfindet.