Klimabedingungen

Klimabedingungen

Grundsätzlich kann Wein überall dort produziert werden, wo die klimatischen Bedingungen, der über viele Jahre ermittelte typische Witterungsverlauf eines Jahres in einer bestimmten Region, ein gutes Wachstum der Weinrebe sowie das Ausreifen der Weintrauben im Herbst ermöglichen. In den Randbereichen dieser Gebiete konzentriert sich die Weinerzeugung auf relativ kleine, durch zusätzliche Faktoren klimatisch besonders bevorzugte Regionen.

Verschiedene Klimafaktoren wie die Bandbreite der Klimabedingungen, die Niederschläge, die Windverhältnisse, die Sonnenscheindauer, die Temperaturen sowie Temperaturschwankungen spielen sowohl für die Weinqualität als auch für den Typ des grundsätzlich zu erwartenden Weins eine große Rolle.

Einige dieser Faktoren stehen miteinander in Widerstreit, sodass ideale Bedingungen für beide kaum je zu erreichen

sind. Eine Witterung, die der Rebe eine optimale Wasserversorgung ermöglicht, kann zum Beispiel dazu führen, dass die Sonnenscheindauer nicht ausreicht oder die Temperaturen zu niedrig liegen, um die Trauben zur Vollreife zu bringen, da es zu oft bedeckt und regnerisch ist.

So bilden die verschiedenen Klimafaktoren eher ein Spannungsfeld mit verschiedenen Koordinaten, innerhalb derer es einige Kompromisspunkte geben muss, an denen verschiedene Faktoren optimal zusammenwirken - ansonsten muss man feststellen, dass Weinbau in der betreffenden Region insgesamt unmöglich ist. Den einen idealen Punkt, an dem alle Faktoren optimal zusammenwirken, sucht man dagegen wahrscheinlich vergeblich. Darüber hinaus stellt jede einzelne Rebsorte individuelle Ansprüche an die klimatischen Bedingungen, und es ist Aufgabe des Winzers zu prüfen, welche Rebsorte zu den klimatischen Bedingungen und den daraus zu erwartenden Weinstilen in seiner Region passt.

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In den heißesten und trockensten Weinbauregionen am europäischen Südrand, auf den Inseln des Mittelmeers, in Nordafrika, aber auch in den heißesten Gebieten Kaliforniens, Australiens und Südafrikas entstehen kräftige, alkoholreiche Weine, aber auch die besten mit Alkohol angereicherten, dadurch konservierten und stabilisierten Likörweine.

Mit Abnahme der Temperaturen und Zunahme der Niederschläge werden die Weine

allmählich leichter, feiner und säurebetonter, bis schließlich am Nord- bzw. auf der Südhalbkugel am Südrand der Weinbauzone äußerst delikate, frische und zarte Weißweine entstehen, die in der Regel auch über mehr Säure verfügen als die Weine des Südens. Das Klima unterliegt zudem bestimmten jährlichen 5chwankungen, die für die Weinqualität von großer Bedeutung sein können.

Dieses Phänomen bezeichnet man dann im Endergebnis als Jahrgang, dessen Wein sich - gegebenenfalls allerdings auch unter Berücksichtigung weiterer Faktoren, die in der Weinbereitung liegen können - im Charakter durchaus in gewissen Grenzen von Weinen aus anderen Jahren unterscheidet, aber niemals im grundsätzlichen Stil der Weine.

Bandbreite

Die Bandbreite der klimatischen Bedingungen bezieht sich auf die Unterschiede zwischen dem wärmsten und dem kältesten Monat des Jahres. Am niedrigsten sind sie in ozeanischem Klima, da die regulierende Wirkung der unvorstellbar großen Wassermenge der Meere größere Temperaturkapriolen nicht zulässt. Hier finden die Trauben grundsätzlich eine lange, gleichmäßige Herbstperiode vor, in der sie in Ruhe optimal ausreifen können- solange die anderen Faktoren, insbesondere Niederschläge und Sonnenscheindauer, keinen Strich durch die Rechnung machen.

Typische Beispiele von Weinbaugebieten mit ozeanischem Klima sind Bordeaux, das untere Tal der Loire, Teile der Rioja, Rias Baixas im spanischen Galizien sowie Vinho Verde und Bairrada im Norden Portugals. Am größten sind die mittleren Temperaturunterschiede im kontinentalen Klima. Hier stehen heißen und meist trockenen Sommern sehr kalte Winter gegenüber, in denen nicht selten bereits ganze Weinberge erfroren sind.

Die Jahrgangsunterschiede sind hier meist ausgeprägter als im ozeanischen Klima, da das Risiko dass die Trauben

durch einen frühen Kälteeinbruch nicht zur Vollreife gelangen, in kontinentalem Klima viel größer ist als in den maritimen Gebieten.

Weinbaugebiete mit kontinentalem Klima liegen in Deutschland, beispielsweise Franken, in Österreich im Burgenland, in weiten Teilen Ost- und Südosteuropas, in Frankreich im Burgund und Elsass sowie in Spanien in der Meseta, dem zentralspanischen Hochland.

Niederschläge

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Ein besonders wichtiger Klimafaktor für den Weinbau ist die Höhe der jährlichen Niederschläge. Allgemein geht man davon aus, dass in einem kühleren Klima mit geringer Verdunstung mindestens 500 mm im Jahr ausreichend sind, um die Weinrebe mit ausreichend Feuchtigkeit für ihr vegetatives Wachstum sowie den Reifeprozess der Trauben zu versorgen. In warmem und heißem Klima mit dementsprechend höheren Verdunstungsraten werden 600-750mm Niederschlag pro Jahr als ausreichend angesehen.

Doch sind diese Zahlen nur allgemeine Richtwerte, von mitentscheidender Bedeutung ist hier die Beschaffenheit des Bodens, insbesondere seine Speicherkapazität für Wasser, seine Tiefgründigkeit und die Frage, ob Grundwasser führende Schichten vorhanden bzw. für die Rebwurzeln erreichbar sind. Unter idealen Bodenbedingungen können Trauben auch bei weniger als 500 mm Niederschlag pro Jahr noch zur Vollreife gelangen, wenn auch oftmals bei verminderten Erträgen.

In vielen Weinbauländern insbesondere der Neuen Welt, in denen die besten Weinbaugebiete

stets von Dürre bedroht sind, werden die Reben durch ausgeklügelte Beregnungs-und Tröpfchenbewässerungsanlagen moderat bewässert, um die schlimmsten Stresssymptome, die die Pflanzen bei anhaltender Dürre entwickeln, zu mildern. lm Extremfall wirft die Weinrebe bei Wasserstress das Laub ab, die Beeren verdorren in der Hitze und die Ernte ist verloren. In der Europäischen Union ist Bewässerung im Weinbau in der Regel verboten. Nur unter bestimmten Bedingungen darf in heißem Klima bewässert werden, beispielsweise bei Neupflanzungen von Reben oder der Produktion von Tafelwein.

Vor allem in Frankreich herrscht die Auffassung, dass jegliche Form der Bewässerung der Weinqualität abträglich ist und so mussten sich Spanien und Portugal bei ihrem Beitritt zu den Europäischen Gemeinschaften 1986 zum Vezicht auf Bewässerung im Weinbau bereit erklären - sicher auch ein Grund, warum die Erträge hier mit 20-25 Hektoliter pro Hektar Rebfläche im Landesdurchschnitt sogar weit hinter den erlaubten Höchsterträgen zurück bleiben.

Doch zunehmend scheint sich - genährt von den positiven Erfahrungen in der Neuen Welt, in einigen Ländern der EU

der Wille durchzusetzen, vom althergebrachten Kurs des strikten Bewässerungsverbotes abzurücken und einen gesunden Mittelweg zu finden, der sich an der Maxime orientiert, unter Verzicht auf Dogmen rein pragmatisch auf jedem für den Weinbau geeigneten Stück Land auch den bestmöglichen Wein zu erzeugen. So hat beispielweise die spanische Regierung dem katalonischen Weingut Raimat den Status eines Versuchsgutes für Bewässerung eingeräumt, mit dem Erfolg, dass Raimat in der DO Costers del Segre exzellente Rotweine erzeugt, die zu den besten Spaniens gehören.

Ein weiterer wichtiger Faktor im Zusammenhang mit den jährlichen Niederschlägen ist der Zeitpunkt im Jahr, zu dem sie fallen. In den südeuropäischen und auch einigen Weinbauländern der Neuen Welt fallen die meisten Niederschläge im Winter und frühen Frühjahr, also außerhalb der Vegetationsperiode der Rebe. Auch hier ist es wieder die Frage des Bodens, wie er die Feuchtigkeit speichern und zu späterer Zeit der Rebe wieder zur Verfügung stellen kann.

Regen zur Zeit der Blüte und des Fruchtansatzes im Mai/Juni in Europa bzw. November/Dezember auf der

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Südhalbkugel kann die Neigung mancher Rebsorten zum Verrieseln, zum Abwerfen der gerade entstandenen Fruchtansätze fördern und damit großen Einfluss auf die Erntemenge und -qualität nehmen. Regen während des Sommers ist für den Weinbau weniger ein Problem, solange das dadurch angeregte Laub- und Triebwachstum durch Laubauslichtung und Gipfeln der Triebspitzen unter Kontrolle gehalten wird und die Luftfeuchtigkeit nicht so hoch ist, dass es zur Ausbreitung von Pilzerkrankungen kommt. Allerdings ist ein verregneter Sommer auch fast immer kühl und wolkenverhangen, sodass dies keine optimalen Bedingungen sind. In der Reifeperiode der Weintrauben ab August bzw. ab Februar in der südlichen Hemisphäre ist Regen bei den Winzern absolut nicht gern gesehen, es sei denn, es ging eine schwere Dürreperiode voraus.

Aber auch dann ist er nur in Maßen von Nutzen, denn die Beeren können nun durch Anreicherung von Flüssigkeit verwässert werden, was zwar die Erntemenge aufblähen kann, aber doch nur Wein von niedriger Konzentration und damit mittlerer Qualität ergibt. Ein Paradebeispiel für einen solchen Vorgang war der Jahrgang I992 in Bordeaux.

Zudem gehen mit starken Regenfällen zur Lesezeit auch fehlender Sonnenschein und kühle Temperaturen einher, die

den Reifeprozess verzögern und im Extremfall zum Stillstand bringen können. Schließlich fördert Regen im September bzw. März auf der Südhalbkugel durch das mögliche Aufplatzen der Beeren die Ausbreitung gefürchteter Pilzerkrankungen wie der Graufäule oder bakterieller Erkrankungen. Deshalb ist ein langer, milder und trockener Herbst der beste Garant für völlig ausgereiftes, gesundes Traubengut und damit einen guten Jahrgang.

Wind

In normalen Ausmaßen hat Wind durchweg positive Auswirkungen auf die Weinrebe und damit auch auf die Weinqualität. Die ständige Bewegung kräftigt den Stamm und die Triebe und fördert das Holzwachstum. Darüber hinaus begrenzt der Wind in gewissem Maß die allzu ungehemmte Ausbreitung vieler Blattschädlinge, insbesondere der verschiedenen schädigenden Blattmilben. Trockene Landwinde verringern die Krankheitsanfälligkeit der Reben insbesondere nach staken Regenfällen, wenn die Gefahr von Pilzerkrankungen besonders groß ist.

So gibt es in einigen Gegenden mit besonders kräftigen Landwinden, wie im nordspanischen Ampurdän- Costa Brava oder Somontano, aber auch in der südfranzösischen Provence kaum Probleme mit Mehltau, Graufäule oder anderen Pilzerkrankungen. Diese Gebiete eignen sich dann besonders für den ökologischen Weinbau. Feuchte, kühlere Winde vom Meer oder anderen größeren Wasserflächen können den Hitzestress der Pflanzen im Sommer mildern und tragen im Herbst zum optimalen Reifeverlauf der Weintrauben bei.

Lediglich lang anhaltende, trocken-heiße Winde können die Pflanze schädigen, da sie sehr viel Feuchtigkeit verdunsten,

die dem Rebstock dann nicht mehr für seinen Stoffwechselkreislauf zur Verfügung steht. Darüber hinaus können zu starke Winde, insbesondere sommerliche Sturmböen in Gewitternähe, die Rebstöcke durch physische Einwirkung beschädigen. Vom Abreißen der Trauben und des Laubes bis hin zum Bruch des Holzes reichen die Auswirkungen von Stürmen auf die Rebstöcke.

Sonnenschein

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Es ist eine Binsenweisheit, dass viel Sonnenschein zu besserem Wachstum der Rebe und vor allem der Trauben und schließlich zu optimaler Ausreifung des Traubengutes führt. Die Weinrebe hat einen idealen Bereich der Fotosynthese. lm Bereich zwischen 15° und 30°Celsius hat die Pflanze die beste Möglichkeit die Sonnenenergie zu nutzen und dadurch Zucker in den Beeren zu sammeln und die Trauben zur Reife zu bringen.

Daher sind kühle aber sonnige Tage um 15°Celsius nicht nachteilig für den Reifeprozess.

Doch da man - wie gesehen - niemals einen einzigen Klimafaktor isoliert betrachten darf, ist auch die Sache mit dem Sonnenschein nicht ganz so einfach, wie es zunächst scheint. Zum einen ist es so, dass gerade die Gegenden, in denen beinahe unbegrenzt die Sonne scheint, auch wiederum die heißesten und vor allem trockensten Gebiete sind, in denen die Reben mitunter schwerem Wasserstress bis hin zum Zusammenbruch des Stoffwechsels der Pflanzen ausgesetzt sind - wenn keine Bewässerung Stattfindet.

Andererseits kommt es auch darauf an, zu welchem Zeitpunkt der Vegetationsperiode der Pflanze die meiste Sonnenenergie zuteil wird. Ein heißer, sonniger Hochsommer mit einem feuchten, kühlen und sonnenarmen August und September verspricht keine besonders gute Weinqualität, ein mittlerer Sommer mit einem sonnigen August und Sonne - wenn auch bei niedrigeren Temperaturen - bis zur Lesezeit kann hingegen einen exzellenten Jahrgang hervorbringen.

Der entscheidende Zeitpunkt ist dabei derjenige, an dem die Pflanze ihre meiste Kraft auf das Wachstum und die Reife

der Trauben zu richten beginnt. Dies findet bei uns je nach Rebsorte irgendwann im August statt, in der südlichen Hemisphäre im Verlauf des Februars. Schöne, sonnige und warme Tage um diese Zeit herum können einen nicht allzu sonnigen Sommer durchaus aufwiegen, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass in der Regel der letzte Monat der Saison mehr über die Qualität der Trauben entscheidet als all die Monate davor.

Temperaturen

Zu den wichtigsten der für den Weinbau bedeutenden Klimafaktoren gehören auch die Durchschnittstemperaturen während der verschiedenen Jahreszeiten und Vegetationsphasen der Rebe. lm Winter, wenn die Vegetation ruht, ist die Rebpflanze - je nach Standort -unterschiedlich tiefen Temperaturen ausgesetzt. Am tiefsten stürzt die Quecksilbersäule wohl in den nördlichen Randbereichen des Weinbaus bzw. den südlichen auf der Südhalbkugel, vor allem in den Gebieten, die zur kontinentalen Klimazone zählen.

Besonders winterhart ist der Riesling, der sogar winterliche Kälteperioden bis zu -20°C überlebt.

In manchen Gegenden werden die Ruten der Reben, die die Augen tragen, die Laub- und Fruchtansätze für das kommende Jahr, mit Erde bedeckL um den schlimmsten Frost zu mindern. Rebsorten mit weniger winterhartem Gehölz wie der Müller-Thurgau drohen in besonders bitterkalten Perioden sonst zu erfrieren. ln den weiter südlich gelegenen Weinbaugebieten ist Winterfrost nicht unbedingt ein so regelmäßig und intensiv auftretendes Problem, doch sind die hier gepflanzten Rebsorten auch meist empfindlicher, sodass es bei Kälteeinbrüchen schon auch zu Frostschäden kommen kann.

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Bei durchschnittlichen Lufttemperaturen von 10°C beginnt im Frühjahr das Wachstum der Rebe, es steigert seine Geschwindigkeit mit zunehmender Temperatur. Doch auch im Frühling, während des Austriebs der neuen Triebspitzen, drohen in den meisten renommierten Weinbaugebieten Frostgefahren. Die Jungtriebe besitzen wenig Toleranz, bereits Temperaturen unter -1°C können schwer wiegende negative Auswirkungen auf die Ertragsmenge und die Weinqualität haben, noch schwerere Spätfröste können sogar zum völligen Ernteausfall führen.

Normalerweise sind Spätfröste lokal begrenzt, doch gibt es auch Jahre, in denen fast alle Weinbaugebiete einer Klimazone betroffen sind, wie 1991, als von Bordeaux über die Loire, Burgund, die Champagne, das Elsass, alle deutschen Anbaugebiete und sogar bis hinunter nach Mittelitalien fast überall schwere Spätfröste auftraten. Auch auf den Erfolg der Blüte und des Fruchtansatzes haben die Temperaturen entscheidenden Einfluss, denn es ist beobachtet worden. dass die Rebsorten, die von Natur aus sowieso schon zum Verrieseln tendieren, d.h. einen Teil der gerade gebildeten Jungbeeren abwerfen, wie beispielsweise Grenache, Merlot, Malbec u.a., dazu bei ungünstig kühlen Temperaturen noch verstärkt neigen, was gravierende Auswirkungen auf Erträge und Weinqualität haben kann.

lm Sommer liegt das Temperaturoptimum für das vegetative Wachstum der Rebpflanze bei ca. 25°C.

Sowohl bei niedrigeren als auch bei höheren Temperaturen wird das Wachstum gebremst, bei niedrigeren Temperaturen deshalb, weil meist nicht genügend Energie aus der Photosynthese zur Verfügung steht, denn niedrigere Temperaturen sind im Sommer meist das Resultat eingeschränkten Sonnenscheins. Bei höheren Temperaturen wächst die Rebe aber auch nicht schneller, denn nun benötigt sie für ihren Eigenbedarf viel mehr Energie als bei rund 25°C, die dann nicht mehr für das Wachstum zur Verfügung steht.

In den letzten beiden Monaten der Vegetationsperiode, die ganz im Zeichen des Traubenwachstums und der Traubenreife stehen, liegt das Temperaturoptimum für die Weinrebe je nach Rebsorte und Klimazone zwischen 15 und 21°C. Am unteren Rand dieses Bereiches entstehen feine, subtile und elegante Weißweine, am oberen Rand starke, alkoholische und nicht allzu säurereiche Weine. Die meisten Tischweine benötigen Temperaturen, die etwa in der Mitte dieses Bereiches liegen.

Bei niedrigeren Durchschnittstemperaturen werden die Weintrauben aller Voraussicht nach nicht zur Vollreife gelangen, was schwer wiegende Konsequenzen für die Qualität des daraus erzeugten Weines hat. Bestimmte Mängel in der Zusammensetzung seiner lnhaltsstoffe können heute zwar durch kellertechnische Maßnahmen wie u.a. Anreicherung oder Entsäuerung ausgeglichen werden, doch kann die Kunst selbst des genialsten Kellermeisters den ungünstigen Verlauf der Witterung eines Jahres und die daraus resultierende mangelnde Traubenreife nicht vollständig kompensieren.

Bei zu hohen Temperaturen während der Reifezeit werden in den Trauben die wichtige Apfelsäure und weitere

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Aromastoffe abgebaut, sodass die Weine säurearm und plump wirken können, wie es ja bei einigen Weinen aus besonders heißen Gegenden immer wieder der Fall ist.

Hier besteht eine Möglichkeit zur Korrektur in früherer Lese und damit bei einem geringeren Reifegrad des Traubengutes, wenn der Säuregehalt noch höher ist, und in einer äußerst schonenden Vergärung bei niedrigen Temperaturen, um die Aromen möglichst weitgehend zu erhalten. Abgesehen von diesen allgemeinen Regeln hat jede einzelne Rebsorte für die Traubenreife ihr eigenes Wärmeoptimum. Einige Sorten besitzen größere Toleranz, andere wiederum sind äußerst empfindlich. Zu den empfindlichen Sorten gehören der Pinot Noir und der Riesling, beides Sorten aus eher kühlen Klimabereichen, die eine früh, die andere spät reifend. In zu warmem Klima angepflanzt, reifen die Trauben dieser Sorten zu schnell, erreichen zwar hohe Mostgewichte, aber geraten aus dem Gleichgewicht, sodass sie schwere, kantige und sehr körperreiche Weine ergeben, die meist keinen Hauch von der Finesse und Eleganz eines Rieslings von Mosel oder Rhein oder eines roten Burgunders besitzen.

Gleiches kann ihnen natürlich in zu heißen, möglicherweise sogar von Dürreperioden begleiteten Jahrgängen in ihrer angestammten Heimat widerfahren. So sind es wie bei den Niederschlägen auch bei den Temperaturen verschiedenste Faktoren, die zusammenpassen müssen, damit optimale Weinqualität entstehen kann.

Temperaturschwankungen

Nicht nur die absolute Höhe der Temperaturen entscheidet über den Reifeverlauf und die Qualität des zu erwartenden Weines, sondern auch die Gleichmäßigkeit der Temperaturen über einen kurzen Zeitraum, in der Praxis über den Zeitraum eines Tages. Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass ein möglichst gleichmäßiger Temperaturverlauf für eine optimale Reifeentwicklung ideal ist. Dies gilt allerdings nur unter "normalen" Bedingungen, bei denen sich die Temperaturen tagsüber in der Nähe des optimalen Bereichs von 15-21°C bewegen.

Kühlt es sich nun nachts zu sehr ab und unterschreiten die Temperaturen für mehrere Stunden die Grenze von 15°C, dann verlangsamt sich der chemische Prozess, durch den in den Trauben aus Zuckerstoffen die für die Reife wichtigen Farb-, Geschmacks- und Aromastoffe gebildet werden. Bei stark absinkenden Temperaturen unter klarem Himmel kann dieser Prozess sogar völlig zum Stillstand kommen, da die Enzyme, die diese Reaktionen steuern, ihre Aktivität einstellen.

Auf der anderen Seite kann eine stärkere nächtliche Abkühlung aber auch ein Segen sein und die Traubenreife

überhaupt erst ermöglichen. Dies ist in sehr heißen Weinbaugebieten der Fall, wo die Temperaturen, bei denen die Enzyme in den Beeren optimal arbeiten, überhaupt erst in der Kühle der Nacht erreicht werden. Beispiele dafür sind die nordspanischen Anbaugebiete Toro und Ribera del Duero sowie auch manche Bereiche in der süd-französischen Provence, etwa bei Bandol. Hier ist es tagsüber so heiß, dass die Reifeprozesse in den Beeren zum Stillstand kommen.

Man muss bedenken, dass die dunklen Weintrauben sich auf Temperaturen aufheizen können, die bis zu 20°C über der Umgebungstemperatur liegen. Erst in der Kühle der Nacht beginnen die Reifeprozesse wieder, und zudem verhindert die nächtliche Kühle das Entweichen wichtiger flüchtiger Aromastoffe und Säuren, ohne die die Weine aus den genannten Gebieten nicht die besondere Qualität erlangen könnten, die sie über die meisten Weine aus heißen Klimazonen deutlich hinaushebt.