Hessische Bergstrasse

Hessische Bergstrasse

Die Winzer der Hessischen Bergstraße kennen keine Absatzsorgen. Die Erntemengen des Anbaugebietes sind nur gering, sodass der größte Teil der Weine in der Region selbst konsumiert wird. Maßgeblich daran beteiligt sind die vielen Touristen aus dem Ballungszentrum Rhein/Main, bei denen die idyllische Bergstraße so beliebt ist, dass sie an schönen Sommerwochenenden zu Tausenden die Gegend um Bensheim und Heppenheim besuchen. So sind Flaschenweine von der Hessischen Bergstraße sehr rar und in Weinhandlungen außerhalb des Anbaugebietes nur schwer zu finden. Wenn man Weine von der Hessischen Bergstraße probieren will, sollte man selbst dorthin fahren und die Weine an Ort und Stelle kaufen. Das hält die Preise relativ hoch, doch die Qualität rechtfertigt diese Preise.

Am Rande des Odenwaldes

Nur 450 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche steht in der Hessischen Bergstraße unter Reben. Damit war die Hessische Bergstraße bis zur Wiedervereinigung das kleinste Anbaugebiet der Bundesrepublik. Viele Weinbauorte in der Pfalz oder in Rheinhessen besitzen allein schon mehr Rebflächen als die gesamte Hessische Bergstraße. Das landschaftlich sehr reizvolle Anbaugebiet beginnt im Norden kurz hinter Darmstadt bei Seeheim. Es folgt dann in südlicher Richtung genau jener Straße, die bereits von den Römern erbaut und als Bergstraße bezeichnet worden ist.

Im Süden grenzen die Weinberge schließlich hinter Heppenheim an die Badische Bergstraße.

Die Rebflächen liegen auf den teils steilen, teils sanft hügeligen Abhängen des Odenwalds zur Rheinebene hin. Immer liegen die Weinberge jedoch an Hängen und werden von der Bundesstraße Darmstadt-Heidelberg begrenzt. Westlich dieser Strasse, in der Rheinebene, finden sich keine Weinreben mehr. Hier wird das Bild von Obstplantagen und Maisfeldern dominiert. Ebenfalls zum Anbaugebiet Hessische Bergstraße gehört die östlich von Darmstadt gelegene Weininsel von Groß-Umstadt. Hier finden sich die Rebflächen am Nordrand des Odenwaldes. Umstädter Weine sind noch seltener als die Gewächse von der eigentlichen Bergstraße.

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Geschichte

Im deutschen Weingesetz von 1971 sollte die Hessische Bergstraße ursprünglich aus Gründen der Übersichtlichkeit und der Effizienz der deutschen Weinlandschaft mit einem größeren Anbaugebiet zusammengeschlossen werden. Vom Stil der Weine her wäre am ehesten die Badische Bergstraße in Fragege kommen, mit der man die Hessische Bergstraße zu einem neuen Anbaugebiet Bergstraße vereinigen wollte. Doch die Landesgrenze zwischen Hessen und Baden-Württemberg, die die badischen und die hessischen Rebflächen trennt, erwies sich für diese Pläne als unüberwindliche Hürde. Als Alternative wurde dann die Angliederung an den ebenfalls hessischen Rheingau in Erwägung gezogen. Schließlich waren auch die Domänen der Hessischen Staatsweingüter im Rheingau und an der Bergstraße in einer zentralen Verwaltung zusammengefasst. Die Unterschiedlichkeit der Weine aus den beiden Anbaugebieten sprach jedoch gegen einen solchen Zusammenschluss. Nach langwierigen Verhandlungen wurde dann 1971 per Gesetz das Anbaugebiet Hessische Bergstraße geschaffen.

Rebsorten

Die wichtigste Rebsorte an der Hessischen Bergstraße ist heute wieder der Riesling, aus dem hier elegante und fruchtige Weine erzeugt werden. Er erreicht einen Flächenanteil von fast 60 Prozent. Das entspricht einer Fläche von 250 Hektar. Die restlichen Rebflächen teilen sich der Müller-Thurgau (50 Hektar), dessen Bedeutung jedoch stetig schwindet, Grauer (35 Hektar) und Weißer Burgunder sowie der Silvaner. Darüber hinaus sind einige rote Rebsorten angebaut, von denen der Spätburgunder die wichtigste ist.

Aus ihm werden teilweise im Barrique einige kernige, kräftige Rotweine erzeugt, wobei die Masse der Rotweine eher

leicht ausfällt. Besser sind in der Regel die Weißherbste oder Roses, wie sie neuerdings auch hier genannt werden. Drei Viertel der Rebflächen werden im Nebenerwerb von Feierabendwinzern bearbeitet, deren Parzellen teilweise winzig sind. Im Durchschnitt umfassen sie weniger als 0,5 Hektar Fläche. Dementsprechend groß und mächtig ist das Genossenschaftswesen. Die Gebietswinzer-genossenschaft in Heppenheim verarbeitet drei Viertel der gesamten Lese des Anbaugebietes. Einige Winzer der Hessischen Bergstraße besitzen Rebflächen an der benachbarten Badischen Bergstraße, sodass sie -eine Kuriosität - badischen Wein produzieren. Eine besondere Spezialität der Winzer an der Hessischen Bergstraße ist die Produktion von Eisweinen. Seit 1977 ist ihnen dieses Kunststück in jedem Jahr gelungen.

Orte, Lagen und Erzeuger

Der Bereich Umstadt

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Rund um den malerischen Ort Groß-Umstadt im Norden des Odenwalds erstreckt sich der Bereich Umstadt. Sowohl das Klima als auch die Art der hier erzeugten Weine erinnern stark an das direkt östlich angrenzende Anbaugebiet Franken. Im Bereich Umstadt dominiert der Müller-Thurgau, der hier leichte, süffige Weine hervorbringt. Ebenso wie die etwas kräftigeren Rieslinge und Silvaner verlassen sie die Region zumeist erst gar nicht und werden in den Gaststätten rund um Groß-Umstadt von den zahlreichen Touristen verkonsumiert. Die Weine aus Groß-Umstadt und Klein-Umstadt werden als Umstädter etikettiert.

Einzellagen in Dietzenbach: Wingertsiberg.

In Rossdorf: Rossberg.

In Umstadt: Stachelberg, Steingerück und Herrnberg.

In Brensbach: Heilige Tanne. Eine Großlage gibt es im Bereich Umstadt nicht. Größter Erzeuger ist die Odenwälder Winzergenossenschaft.

Der Bereich Starkenburg

Die eigentliche Hessische Bergstraße ist in dem Bereich Starkenburg zusammengefasst. Von Norden kommend, erblickt man den ersten Weinberg in Seeheim. Von hier kommen leichte, süffige und harmonische Weine aus dem Müller-Thurgau und dem Silvaner.

Einzellage: Mundklingen. Keine Großlage.

Der weiter sudlich gelegene Ort Alsbach besitzt mit dem Schöntal nur eine einzige Lage. Hier gilt der Riesling als besonders ausdrucksvoll.

Großlage: Rott.

Die Rieslinge, Silvaner und Grauen Burgunder von den Lagen Alte Burg und Steingeröll des malerischen Weinbauortes Zwingenberg direkt südlich von Alsbach zeichnen sich durch ihre säurebetonte und harmonische Art aus.

Vom 515 Meter hohen Aussichtspunkt Melibokus blickt man über den Norden der Hessischen Bergstraße.

Großlage: Rott. Wichtigster Erzeuger: Simon-Bürkle. Zwei Kilometer südlich von Zwingenberg kommt man nach Auerbach.

Die besten Lagen des idyllischen Weinbauortes heißen Fürstenlager und Höllberg.

Vom Höllberg kommen einige der besten Spätburgunder Rotweine des Anbaugebietes.

Es lohnt sich auch ein Abstecher zum Schloss Auerbach, das oberhalb des Ortes auf den Höhen des Odenwaldes liegt. Von hier überblickt man fast die gesamte Hessische Bergstraße und die vorgelagerte Rheinebene. Großlage: Rott.

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Bensheim

Direkt südlich schließt sich mit der romantischen Fachwerkstadt Bensheim ein Zentrum des Weinbaus an der Hessischen Bergstraße an.

Auf den Lagen Bensheimer Hemsberg, Kirchberg und Paulus entstehen hervorragende Weine voller Würze und Harmonie. Sie bestehen hier fast ausschließlich aus Riesling, der auf den Bensheimer Lagen eine pikante Säure und große Eleganz entwickelt.

Weitere Einzellagen: Kalkgasse und Streichling. Großlage: Wolfsmagen. Herausragende Erzeuger sind das Staatsweingut Bergstraße, eine Domäne der Hessischen Staatsweingüter in Eltville, sowie das noch relativ junge Weingut der Stadt Bensheim.

Östlich von Bensheim liegt der Ortsteil Schönberg. Er hat Anteil an der Lage Herrnwingert, deren Rieslinge, Gewürztraminer und Weißen Burgunder zu den besten Weinen des gesamten Anbaugebietes gehören können. Großlage: Rott.

Die Bensheimer Ortsteile Zell und Gronau liegen etwas zurückgezogen in einem Seitental oberhalb von Bensheim. Ihre Weine gleichen denen der Bensheimer Gewächse.

Einzellagen in Zell: Streichling, Hemsberg. In Gronau: Hemsberg. Großlage: Wolfsmagen.

Heppenheim

Ein weiteres Zentrum der Hessischen Bergstraße ist der idyllische Fachwerkort Heppenheim. Die Heppenheimer Rieslinge, Grauen Burgunder, Silvaner und Gewürztraminer zählen zu den herausragenden Weinen der Hessischen Bergstraße. Auch die Spätburgunder Rotweine gehören meist zu den besten der gesamten Bergstraße.

Die besten kommen von den Einzellagen Centgericht, Steinkopf und Eckweg. Hier erreichen die Trauben in den meisten Jahren sehr hohe Mostgewichte.

Weitere Einzellagen: Stemmler, Maiberg und Guldenzoll. Großlage: Schlossberg. Die größten Erzeuger sind die Gebietswinzer-genossenschaft Bergsträßer Winzer sowie H. Freiberger.

Ahnlichen Charakter weisen die Weine der Heppenheimer Ortsteile Hambach und Erbach auf.

Einzellagen in Hambach: Stemmler, Steinkopf und Maiberg.

In Erbach: Maiberg. Großlage: Schlossberg.