Mittelrhein

Mittelrhein

Als Mittelrhein wird der Abschnitt des Stromes bezeichnet der flussabwärts des berühmten "Rheinknies" von Bingen beginnt und sich 120 Kilometer lang bis in die südlichen Vororte Bonns erstreckt. Hier öffnet sich das Tal und die niederrheinische Tiefebene beginnt. Das wildromantische Tal des Rheins mit seinen vielen Schloss- und Burgruinen und der Hauptattraktion Loreley ist weltbekannt, und so kommt es, dass viele Liebhaber eines edlen Tropfens zuerst an diese Landschaft mit ihren steilen Rebhängen denken, wenn von Rheinwein die Rede ist. Dabei steht noch nicht einmal jede einhundertundfünzigste Rebe in den Weinbergen des Mittelrheins, und Weine vom Mittelrhein sind außerhalb des Anbaugebietes selbst nur sehr schwer zu bekommen.

Das Rheintal

Nur gut 570 Hektar stehen am Mittelrhein unter Reben, damit gehört er zu den kleinsten deutschen Anbaugebieten. Nördlich von Koblenz finden sich die Weinberge ausschließlich auf der rechten Rheinseite, da die Hänge auf der linksrheinischen Seite sich hier bereits erheblich vom Flusslauf zurückziehen, sodass die positiven kleinklimatischen Auswirkungen des Stromes nicht mehr so gut wirken können. Zudem liegen die Hänge hier in nordöstlicher Ausrichtung. Im Linksrheinischen macht der Weinbau nördlich von Koblenz dem Obstbau Platz.

Südlich von Koblenz reicht der Mittelrhein auf dem linken Rheinufer bis zur Nahemündung in Bingen.

Auf der rechten Rheinseite enden die mittelrheinischen Weinberge unterhalb von Lorchhausen an der Grenze zum Rheingau. Das Rheintal zwischen Bingen und Bonn ist keine ruhige Gegend. Jahrhundertelang war es die wichtigste Verkehrsachse zwischen Nord- und Süddeutschland, und auch heute noch ist das Tal sehr stark vom Verkehr geprägt. Hinzu kommt die Enge: Fast jeder Quadratmeter einigermaßen ebener Fläche wird von Siedlungen, Straßen und Eisenbahnanlagen beansprucht, sodass der Weinbau in die steilen, unbebaubaren und anders kaum nutzbaren Hänge zurückgedrängt wird.

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Aussterbender Weinbau

Der Weinbau am Mittelrhein ist rückläufig. Fährt man durch das Rheintal, sieht man überall aufgegebene Parzellen, die Terrassen verfallen allmählich und es macht sich Unkraut breit. Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich. Die sichere Absatzsituation durch den Tourismus hat dazu geführt, dass die Winzer lange Zeit einfache Schoppenweine produziert haben, die in den unzähligen Weinstuben des Mittelrheins ausgeschenkt wurden. Für diese Tropfen konnten sie aber keine allzu hohen Preise verlangen. Gleichzeitig allerdings sind die Weinberge sehr steil und damit nur sehr schwer und kostenintensiv zu bewirtschaften. So konnte der Verkaufspreis der Weine den Arbeits- und Kapitalaufwand der Winzer oftmals nicht mehr decken und viele der meist im Nebenerwerb tätigen Winzer gaben ihre Weinberge auf.

In den letzten 20 Jahren sind auf diese Weise 150 Hektar oftmals hervorragender Rebflächen verloren gegangen.

Dabei hat eine ganze Anzahl ehrgeiziger und idealistischer Winzer in den letzten Jahren wieder gezeigt, wie gut Weine vom Mittelrhein sein können. Über drei Viertel der steilen Lagen mit ihren verwitterten Schieferböden sind mit dem Riesling bepflanzt, das sind 420 Hektar. Die Qualität dieser "modernen" Mittelrhein-Weine ist hoch. Kräftiger als Moselweine und weicher als Weine aus dem Rheingau, können sie einige Jahre in der Flasche reifen und entwickeln dann eine große geschmackliche Fülle. 40 Hektar der Weinberge sind mit Müller-Thurgau, 30 Hektar mit Spätburgunder und der Rest mit Kerner und Portugieser bestockt.

Orte, Lagen und Erzeuger

Am Drachenfels

Bis zur deutschen Wiedervereinigung 1990 waren die Rebflächen in Königswinter die nördlichsten Weinberge Deutschlands. Der kleine Bereich Siebengebirge umfasst die einzigen Weinberge Nordrhein-Westfalens, die Einzellagen rund um Königswinter und die Großlage Petersberg.

Es werden fast ausschließlich Weine für den schnellen Verbrauch durch die ungezählten Touristen bereitet. Riesling und Gewürztraminer ergeben auf den vulkanischen Böden des Siebengebirges kräftigere Tropfen, während Müller-Thurgau und Kerner leichte, frische und angenehme Weißweine erbringen.

Daneben wird viel Portugieser angebaut.

Im Verschnitt mit etwas Spätburgunder ergibt er das "Drachenblut", einen leichten, süffigen Rotwein von heller Farbe. Der bekannteste und größte Erzeuger ist das in Königswinter angesiedelte Weingut Pieper mit eigenem Gutsausschank, in dem man die Weine des Siebengebirges verkosten kann.

Einzellagen: Rosenhügel, Laurentiusberg, Sülzenberg, Goldenfüßchen, Longenburgerberg, Heisterberg und der bekannte Drachenfels.

Rund um Koblenz

Wenige Kilometer südlich, am Ortsausgang von Bad Honnel verlässt man Nordrhein-Westfalen und kommt nach Rheinland-Pfalz. Hier beginnt der Bereich Loreley, aus dem über 90 Prozent aller Weine des Mittelrheins kommen, darunter auch die qualitativ hochwertigsten. 1990 wurde dieser Bereich durch die Zusammenlegung der ehemaligen Bereiche Rheinburgengau und Bacharach geschaffen. Bis Koblenz sind die Rebflächen am rechtsrheinischen Uferlocker verteilt, immer wieder unterbrochen von Siedlungen, Industrieanlagen und Obstplantagen. Südhänge gibt es nur in Einschnitten des Rheintals, das hier in Nord-Süd-Ausrichtung verläuft. Zentren des Weinbaus sind Unkel, die Gegend um Linz und die Strecke zwischen Bad Hönningen und Neuwied. Die Erzeugung dieser Weine ist so gering, dass dem Weinfreund kaum eine andere Wahl bleibt, als die Gegend zu bereisen und die Weine vor Ort zu erwerben oder zu verkosten.

Eine gute Adresse dafür ist das städtische Weingut in Bad Hönningen, wo man neben den aktuellen Weinen auch noch

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alte Riesling-Auslesen vom Hönninger Schlossberg bekommt.

Weitere Einzellagen: Weißes Kreuz und Monte Jup.

Großlage: Buro Hammerstein.

Weitere bekannte Erzeuger sind das Weingut Friedrich Scheidgen in Hammerstein mit Weinen aus Hammerstein und Leutesdorf sowie die Leutesdorfer Weingüter Antoniushof, Peter Hohn und Matthias Mohr. Östlich von Neuwied zieht sich der Weinbau zehn Kilometer weit in das malerische Tal der Lahn hinein. Rebflächen finden sich in Bad Ems, Dausenau, Nassau und Obernhof. Die Weine - zum Teil Rotweine - sind leichter als die aus dem Rheintal.

Bopparder Hamm

Wenige Kilometer südlich von Koblenz gelangt man nach Boppard, einem der herausragenden Weinbauorte am linken Ufer des Mittelrheins. Die Spitzenlage ist der fast sechs Kilometer lange Bopparder Hamm, eine majestätische Terrasse über dem Strom, die durch eine Windung des Rheins genau nach Süden ausgerichtet ist - eine Seltenheit am Mittelrhein. Der Bopparder Hamm ist in Teillagen aufgeteilt, die bekanntesten und besten heißen Fässerlay, Feuerlay, Mandelstein und Weingrube.

Die Rieslinge, Spätburgunder und Grauburgunder vom Bopparder Hamm sind körperreicher und duftiger als die meisten anderen Gewächse vom Mittelrhein. Die bekanntesten Weingüter sind Walter Perll und August Perll. Ebenfalls Anteile am Bopparder Hamm besitzt das Weingut Weingart in Spay.

Weitere Teillagen: Engelstein, Ohlenberg und Elfenlay.

Großlage: Gedeonseck.

An der Loreley

Namen spendend für den ganzen Bereich und großes Wahrzeichen des Rheins ist der Loreleyfelsen, der am rechten Rheinufer den kleinen, idyllischen Weinbauort Sankt Goarshausen überragt. 132 Meter erhebt sich der durch Heinrich Heines Lied berühmt gewordene Felsen über den Ort und seine ausgezeichneten

Einzellagen Sankt Goarshäuser Burg Katz, Burg Maus, Hessern und Loreley Edel.

Aus Sankt Goarshausen kommen kräftige Spätburgunder Rotweine und frische, fruchtige Rieslinge.

Großlage: Loreleyfelsen.

Rund um Oberwesel konzentriert sich der Weinbau auf der linken Rheinseite auf vier besonders günstig gelegene Seitentäler mit einigen hervorragenden Südlagen.

Die Rieslinge erreichen hier oft sehr hohe Mostgewichte bis hin zu Beerenauslesen.

Die besten Lagen heißen Bernstein, Römerkrug und St. Martinsberg.

Bekannte Erzeuger sind die Weingüter Lanius-Knab und Goswin Lambrich.

Weitere Lagen: Beulsberg, Bienenberg, Goldemund, Sieben Jungfrauen, Ölsberg, St. Werner-Berg und Hundert.

Großlage: Schloss Schönburg.

Nur drei Kilometer flussaufwärts liegt malerisch auf einer Insel mitten im Strom die alte Zollburg Pfalzgrafenstein. Direkt oberhalb der Burg kommt man auf dem rechten Rheinufer in den Ort Kaub. Die besten Weine stammen hier von den

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Einzellagen Backofen, Burg Gutenfels und der nach der Zollburg benannten Lage Pfalzgrafenstein.

Bekannt für gute Kauber Rieslinge sind die Weingüter Fetz und Huth.

Weitere Lagen: Rossstein, Rauschelay und Blüchertal.

Großlage: Herrenberg.

Südlich von Kaub enden die rechtsrheinischen Weinberge des Mittelrheins. Hier beginnt der Rheingau.

Bacharach

Im Süden des Mittelrheins ähneln die Weine bereits deutlich den Rheingauer Weinen aus Lorch und Lorchhausen. Sie besitzen eine kräftige Säure, einen ausgeprägten Körper, sind extraktreich und vermitteln- wenn sauber ausgebaut -ausgezeichnet das Terroir ihrer Herkunft. Der idyllische Weinbauort Bacharach liegt am linken Ufer des Stroms gegenüber des rheingauischen Lorchhausen. Bacharach ist ein Highlight des mittelrheinischen Weinbaus. Vor allem der Riesling läuft hier zur Höchstform auf und liefert Weine mit sehr knackiger Säure. Die besten Tropfen des Ortes kommen von den

Einzellagen Hahn, Kloster Fürstental, Posten und Wolfshöhle.

Auch die Weine von der Großlage Schloss Stahleck können ausgezeichnet sein.

In Bacharach gibt es eine ganze Anzahl hervorragender Erzeuger, allen voran Toni Josts Hahnenhof, der auch im

Rheingau Weinberge besitzt. Sowohl die Qualität als auch die Preise orientieren sich am Rheingau, denn die herausragenden Rieslinge vom Bacharacher Hahn gehören zu den teuersten deutschen Weißweinen. Aber auch Fritz Bastian, Randolf Kauer, Helmut Mades, Bernhard Praß und das Weingut Ratzenberger stehen für Bacharacher Rieslinge allererster Qualität.

Weitere Einzellagen: Insel Heylesen Werth, Schloss Stahlberg, Matthias Weingarten und Kloster Fürstental.

Die Weine von den Einzellagen Lennenborn, St. Jost und Hambusch

werden unter dem Namen des Ortsteils Steeg etikettiert. Wenige Kilometer südlich von Bacharach grenzen die Weinberge des Mittelrheins in Bingen an die des Anbaugebietes Nahe.