Rheingau

Rheingau

Vis-a-vis der "Perle des Mittelrheins", des malerischen Weinbauortes Bacharach, liegt der kleine Ort Lorch. In seinem Ortsteil Lorchhausen. nur einen Kilometer südlich des mittelrheinischen Kaub, treffen wir auf unserer Reise rheinaufwärts auf die ersten Weinberge des Rheingaus. Bei Rüdesheim ändert der Rhein seine Richtung und knickt nach Osten ab. 25 Kilometer lang erstreckt er sich nun in Ost-West-Richtung und wendet sich erst hinter Wiesbaden wieder nach Süden. An seinem nördlichen Ufer, an den Abhängen des Rheingaugebirges, liegen die Weinberge. Dazu kommen noch die Rebflächen der hinter Wiesbaden am unteren Main gelegenen Rebflächen der Weinbauorte um Hochheim. Mit 3200 Hektar Rebfläche gehört der Rheingau nur zu den kleineren, auf Grund der Qualität seiner Weine jedoch zu den besten und weltweit bekanntesten Anbaugebieten Deutschlands.

Rheingauer Weine zählen zur deutschen Spitzenklasse und halten auch jeden Vergleich mit den besten Weißweinen der

Welt. Durch die beschriebene geographische Situation sind die weitgehend hügeligen, in den höheren Bereichen auch steilen Rebhänge ausnahmslos nach Süden ausgerichtet und erhalten so eine optimale Sonnenbestrahlung.

Die Wasseroberfläche des hier langsamer fließenden, seenartig bis zu einem Kilometer verbreiterten Rheins spiegelt das Sonnenlicht auf die Weinberge und verstärkt seine Wirkung damit um bis zu einem Viertel. Zudem reguliert der Strom das Kleinklima: Als natürlicher Wärmespeicher schützt er die Reben vor plötzlichen Frosteinbrüchen, durch Nebelbildung versorgt er die Weinberge mit Luftfeuchtigkeit und begünstigt dadurch im Herbst das Auftreten der Edelfäule. Im Norden werden die Weinberge des Rheingaues durch die Höhenzüge des Taunus von kalten Nordwinden abgeschirmt.

Rheingau_01

Böden und Rebsorten

Im Rheingau bestehen die Böden der Weinberge aus tiefgründigem Schiefer und verwittertem Quarzitgestein, in das die Rebe ihre Wurzeln tief versenken kann. Viele Lagen kommen durch unterirdische Brunnen an Grundwasser, sodass im Sommer trockenheits-bedingte Hitzeschäden selten sind. Lagennamen wie Wisselbrunnen, Nussbrunnen oder Marcobrunn weisen darauf hin. All dies ist ideal für den Riesling, mit dem über 80 Prozent der Rebflächen bestockt sind (2550 Hektar).

Jeder zehnte Weinstock ist eine Spätburgunder-Rebe. Aus dem Spätburgunder, der es auf 370 Hektar bringt, werden hier einige hervorragende Rotweine erzeugt. Über 80 Hektar der restlichen Weinberge in Randlagen sind mit Müller-Thurgau besetzt, während die übrigen Rebsorten so gut wie keine Rolle spielen. Erwähnenswert ist eine Chardonnay-Versuchsanlage von Schloss Reinhartshausen auf der Erbacher Rheininsel Rheinhell. In guten Jahren entstehen im Rheingau wahrhaft bewundernswerte Riesling-Weine. Sie besitzen feste Säure und Körper sowie eine einzigartige Würzigkeit.

In schwächeren Jahrgängen kann man die einfacheren Weine bald genießen, aber höhere Qualitäten und Rheingauer

Rieslinge aus guten Jahren vertragen - wie die großen Rotweine aus Bordeaux - eine nach Jahren bemessene Zeit der Flaschenreife. Selbst Weine der Qualitätsstufe Kabinett können mindestens drei Jahre lagern und entfalten dabei höchste geschmackliche Harmonie. Rheingauer Riesling-Spätlesen oder Auslesen verbessern sich in der Flasche oft bis zu zehn Jahre lang, bevor sie ihren geschmacklichen Höhepunkt erreichen. Auf diesem Niveau halten sie sich bei sachgemäßer Lagerung dann über viele Jahre. Die gesamten Weinberge des Rheingaus sind im Bereich Johannisberg zusammengefasst. Diese reizvolle Landschaft ist ein starker Magnet für Erholungssuchende aus dem Ballungsgebiet Rhein/Main und wird an schönen Sommerwochenenden von Tausenden Weinliebhabern besucht. Mit der "Riesling-Route" haben die Rheingauer eine Weinstraße eingerichtet, die durch alle wichtigen Orte des Rheingaus führt und dem Touristen das Anbaugebiet leicht erschließt.

Orte, Lagen und Erzeuger

Lorchhausen bildet den Ausgangspunkt unserer Reise durch den Rheingau. Der Ortsteil von Lorch liegt bereits im Engtal des Rheins, dem wir rheinaufwärts folgen. Die Weinberge sind nicht nach Süden, sondern nach Südwesten ausgerichtet. Hier dominiert der Riesling nicht mehr so eindeutig wie im "eigentlichen" Rheingau. Er erreicht nur noch einen Flächenanteil von gut 50 Prozent.

Die Lorcher Weine kommen von den Einzellagen Rosenberg und Seligmacher. Großlage: Burgweg.

Der Weinbauort Lorch signalisiert den Übergang des Rheingaus zum Anbaugebiet Mittelrhein.

Die Weine ähneln in ihrer säurebetonten, leichteren Art bereits ganz deutlich denen des Mittelrheins. Auch hier kommt, wie in Lorchhausen, der Riesling nur noch auf einen Anteil von gut der Hälfte aller Rebflächen.

Die Einzellagen in Lorch heißen Schlossberg, Kapellenberg, Krone, Pfaffenwies und Bodental-Steinberg. Großlage: Burgweg. Wichtigste lokale Erzeuger sind Graf von Kanitz, Fritz Perabo und Troitzsch/Pusinelli.

Rheingau_02

Kurz vor der Wendung des Rheins nach Norden am berühmten "Rheinknie" von Rüdesheim liegt Assmannshausen, ein ganz besonderer Weinbauort des Rheingaus. Im Gegensatz zum restlichen Anbaugebiet werden in Assmannshausen, einem Ortsteil von Rüdesheim, fast ausschließlich Spätburgunder-Rotweine erzeugt. Die fruchtigen und feinen Tropfen gehören zu den teuersten Rotweinen Deutschlands. Sie besitzen mittleren Körper und eine feine pikante Säure. Assmannshäuser Rotweine können gut ein paar Jahre in der Flasche reifen. Die besten entstehen auf der berühmten Lage Höllenberg mit ihren steilen Schieferhängen.

Weitere Einzellagen: Frankenthal und Hinterkirch. Großlage: Steil. Wichtigste Erzeuger: Staatsweingut Assmannshausen, August Kesseler, Robert König, J. Jung Söhne, Hotel Krone.

Anteile am Höllenberg hat auch der Rüdesheimer Ortsteil Aulhausen, der sich verwinkelt

hinter Assmannshausen in ein kleines Seitental hineinzieht. Seine Weine werden jedoch ausschließlich als Assmannshäuser etikettiert. Auch hier sind August Kesseler und das Staatsweingut bedeutende Erzeuger. "Hauptstadt" des Rheingaus ist das Touristenzentrum Rüdesheim, das direkt am Rhein gegenüber von Bingen liegt. Jedes Jahr besuchen hundert-tausende von Touristen die malerische Kleinstadt mit ihrer weltberühmten Drosselgasse und dem Niederwald-denkmal. Viele Rheingauer befürchten, dass - sollten die Pläne einer großen Rheinbrücke zwischen Bingen und Rüdesheim einmal verwirklicht werden - Rüdesheim und der gesamte Rheingau von Touristen vollends überflutet würde. Neben allen touristischen Attraktionen hat Rüdesheim aber auch erstklassige Weine zu bieten. Auf den steilen Schieferhängen werden körperreiche Rieslinge erzeugt, die auch in schlechteren Jahren meist zu den besten Weinen des gesamten Anbaugebietes zählen.

Die besten Lagen tragen alle den Zusatz "Berg" in ihrem Namen: Berg Rottland, Berg Schlossberg und Berg Roseneck. Weitere Einzellagen: Berg Kaisersteinfels, Bischofsberg, Drachenstein, Kirchenpfad, Klosterberg, Klosterlay, Magdalenenkreuz, Rosengarten (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Großlage an der Nahe). Großlage: Burgweg. Bedeutende Erzeuger: Georg Breuer, Josef Leitz, Jakob Christ, Dr. Heinrich Nägler.

Am Rhein einen Kilometer östlich von Rüdesheim liegt der weltbekannte Weinbauort Geisenheim, Sitz der

Forschungsanstalt und Fachhochschule für Wein-, Obst-und Gartenbau. Hier führte der berühmte Professor Herrmann Müller aus dem schweizerischen Thurgau jene Kreuzungsversuche durch, die 1882 den Müller-Thurgau hervorbrachten, die weltweit erfolgreichste aller neu gezüchteten Rebsorten. Im Rheingau selbst hat der Müller-Thurgau allerdings nie eine größere Rolle gespielt. Hier dominiert der Riesling.

Daneben werden auf den besten Geisenheimer Lagen - Kläuserweg, Mäuerchen und Schlossgarten - etwas Grauer Burgunder, Gewürztraminer und Spätburgunder angebaut. Weitere Einzellagen: Rothenberg, Fuchsberg, Mönchspfad, Kilzberg, Klaus. Großlagen: Burgweg und Erntebringer. Lokale Erzeuger: Alexander Freimuth, Forschungsanstalt Geisenheim, Freiherr von Zwierlein, Schumann-Nägler.

Der Geisenheimer Ortsteil Johannisberg ist wahrscheinlich der weltweit bekannteste Weinbauort des Rheingaus.

"Johannisberger" steht als Synonym für Rieslingweine vom Rhein, gelegentlich auch für deutschen Wein schlechthin. Der Ort hat dem gesamten Bereich seinen Namen gegeben. Johannisberger Rieslinge besitzen ein großartiges Bukett, reiche Frucht sowie große Harmonie und Eleganz.

Die besten Weine kommen von den Lagen Hölle, Klaus und Vogelsang. Weitere Einzellagen: Kläuserweg, Kilzberg, Schwarzenstein, Hansenberg, Goldatzel, Mittelhölle. Großlage: Erntebringer. Wichtigste Weingüter: Prinz von Hessen, Johannishof H. H. Eser, G.H. von Mumm.

Seinen Weltruf verdankt der Ort Johannisberg allerdings vor allem dem gleichnamigen Schloss.

Rheingau_03

Die Anlage des dazu gehörigen Weinbergs geht der Legende nach auf Kaiser Karl den Großen zurück. Er soll von seiner Pfalz im rheinhessischen Ingelheim aus beobachtet haben. dass der Schnee alljährlich genau an dieser Stelle zuerst schmolz. Daraufhin befahl er, hier einen Weinberg anzulegen. Mittendurch diesen verläuft unmittelbar vor dem Hauptgebäude des Schlosses der 50. Grad nördlicher Breite, der das allmähliche Erreichen der Nordgrenze des Weinbaus signalisiert.

1775 wurde auf Schloss Johannisberg die Spätlese "erfunden". Das Schloss gehörte damals dem Fürstabt im fernen Fulda, und dieser musste erst einmal den Befehl erteilen, mit der Lese des Traubengutes zu beginnen. 1775 wurde der Bote mit dem Lesebefehl allerdings aufgehalten, und als er dann endlich eintral hatte bereits die Edelfäule die Trauben befallen, woraufhin man sie für verdorben hielt.

Doch bereitete man trotzdem Wein, und später beim Probieren stellte sich heraus, dass dieser Tropfen besser war als alles, was man je zuvor getrunken hatte. Ein Denkmal erinnert noch heute an diese Geschichte. Nur einen Kilometer entfernt liegt Schloss Vollrads, das berühmte Wasserschloss aus dem 14. Jahrhundert. Nach dem tragischen Freitod des Besitzers Erwein Graf Matuschka von Greiffenclau folgte eine Phase der Verunsicherung, doch unter neuer Leitung entstehen heute wieder hervorragende Weine von großer Harmonie. Der von der Rebfläche her größte Weinbauort des Rheingaus ist Oestrich-Winkel. Unterhalb von Schloss Vollrads liegt am Rhein Winkel, Ortsteil der Gemeinde Oestrich-Winkel. Die Weine aus Winkel sind allgemein etwas würziger und eleganter als die Weine aus Oestrich.

Einzellagen: Klaus, Dachsberg, Gutenberg, Schlossberg, Jesuitengarten, Hasensprung. Großlage: Erntebringer.

Ahnlich wie die Gewächse aus Winkel sind die Weine von den Mittelheimer Lagen St. Nikolaus, Edelmann und Goldberg. Die Lagen des Ortsteils Oestrich sind weitgehend flach. Daher besitzen sie nicht das ganz große Renommee der herausragenden Lagen des Rheingaus.

Dennoch kommen von den Einzellagen Klosterberg, Lenchen, Doosberg und Schloss Reichhartshausen würzige, kräftige Rieslinge.

Oestrich ist Sitz einer ganzen Reihe von wichtigen Erzeugern: August Eser, Querbach, Schloss Vollrads, Geheimrat J. Wegeler Erben, Fritz Allendorf, Bernhard Eser, Hupfeld Königin Victoriaberg, Peter Jakob Kühn, Josef Spreitzer, Asbach Kretschmar und Wilfried Querbach.

Etwas zurückgezogen in den oberen Regionen des Rheingaus liegt Hallgarten.

Die Hallgartener Rieslinge sind kräftig und würzig und gelingen sogar in schlechteren Jahren sehr gut.

Die besten kommen von den Einzellagen Hendelberg, Schönhell und Würzgarten. Weitere Einzellage: Jungfer. Großlage: Mehrhölzchen. Wichtige Erzeuger: Fred Prinz, Adam Nass-Engelmann, Jakob Riedel, Vereinigte Winzergenossenschaft.

Der kleine Weinbauort Hattenheim, einen Kilometer östlich von Oestrich direkt am Rhein liegt, ist ein Ortsteil von Eltville.

Rheingau_04

Die Spitzenlagen heißen hier Mannberg, Nussbrunnen und Wisselbrunnen. Weitere Einzellagen: Hassel, Heiligenberg, Schützenhaus, Engelmannsberg, Pfaffenberg, Rheingarten, Jungfer und Marcobrunn, der aber ausschließlich als Erbacher Marcobrunn etikettiert wird. Großlage: Deutelsberg. Erzeuger am Ort: HansLang, Balthasar Ress, Hans Barth.

Von Hattenheim aus führt die Rheingauer "Riesling-Route" zum Kloster Eberbach, etwas landeinwärts idyllisch im Wald gelegen. Über Jahrhunderte war das 1153 von Benediktinern begonnene und später von Zisterziensern unter der Leitung des heiligen Bernhard von Clairvaux im gotischen Baustil fertig gestellte Kloster mit seinen 200 Domänen ein wichtiges Zentrum des Weinbaus im Rheingau.

Auch den Weinhandel übernahmen die Mönche mit einer eigenen Rheinflotte und einer Handelsniederlassung in Köln selbst. Heute finden in dem historischen Gemäuer die Weinversteigerungen der Hessischen Staatsweingüter sowie eine ganze Reihe von kulturellen Veranstaltungen statt.

Vor allem um diese hat sich der langjährige Leiter der Hessischen Staatsweingüter, Dr. Hans Ambrosi, große

Verdienste erworben. Gemeinsam mit dem Kloster entstand auch der dazugehörige Weinberg, der berühmte, nach dem Vorbild des burgundischen Clos de Vougeot vollständig von einer Steinmauer umgebene Steinberg. Die Weine werden ohne Ortsangabe nur unter dem Weinbergsnamen etikettiert. Steinberger Rieslinge brauchen Reifezeit in der Flasche und gehören zur Spitzenklasse des Rheingaus. Wenn man sich von Eberbach wieder Richtung Rhein bewegt, gelangt man bald in den zurückgezogen gelegenen malerischen Weinbauort Kiedrich.

Insbesondere auf den Einzellagen Sandgrub, Wasseros und Klosterberg fallen die Rieslinge kräftig und besonders fruchtig aus. Weitere Einzellage: Gräfenberg. Großlage: Heiligenstock. Bekanntester Erzeuger ist Robert Weil.

Unterhalb von Kiedrich liegt direkt am Fluss der Eltviller Ortsteil Erbach. Vor allem auf der herausragenden Spitzenlage Marcobrunn des idyllischen Fachwerk-städtchens bringt der Riesling Weine hervor, die Weltruhm genießen.

Weitere Einzellagen: Schlossberg, Siegelsberg, Michelmark, Hohenrain, Steinmorgen und die Insel Rheinhell. Größte Erzeuger: Freiherr zu Knyphausen, Schloss Reinhartshausen, Jakob Jung, Maximilians-hof Oetinger.

Eltville ist ein Weinbauort direkt am Rhein.

Hier befindet sich die Verwaltung der Hessischen Staatsweingüter. Zudem ist Eltville Sitz einiger großer Schaumwein-produzenten. Die Eltviller Weine sind ebenso wie die des Ortsteils Martinsthal mit ihrer säurereichen, würzigen und harmonischen Art typische Rheingauer.

Einzellagen: Steinmorgen, Sandgrub, Taubenberg, Langenstück, Sonnenberg, Rheinberg und Kalbspflicht. Großlage: Steinmächer. Wichtigste Weingüter: Staatsweingut Kloster Eberbach, Georg-Müller-Stiftung, Langwerth von Simmern, Ökonomierat J. Fischer Erben. Einzellagen in Martinsthal: Wildsau, Langenberg und Rödchen. Wichtigste Erzeuger: Diefenhardt, Klaus Peter Kessler. Zudem leistungsfähige Sektindustrie.

Die Weine aus Eltville werden oftmals noch übertroffen von den Gewächsen aus dem höher am Hang gelegenen Ortsteil Rauenthal, einem der ganz großen Weinbauorte des Rheingaus. Die drei Spitzenlagen Baiken, Gehrn und Wülfen sowie einige sehr gute Einzellagen liefern wahrhaft große Riesling-Weine, die Würze, Komplexität, Säure und Kraft zu großer Harmonie und Eleganz vereinen. Die besten Rauenthaler Weine entwickeln sich über Jahrzehnte in der Flasche weiter. Weitere Einzellagen: Rothenberg, Langenstück und Nonnenberg. Auch die Tropfen von der Großlage Steinmächer sind meist von hervorragender Qualität. In östlicher Richtung liegt Walluf, die älteste Weinbaugemeinde des Rheingaus. An Hand alter Urkunden kann man hier den Anbau von Reben bereits für das 8. Jahrhundert nachweisen. Wallufer Rieslinge sind körperreich und säurebetont. Gelegentlich weisen sie einen mineralischen Geschmack auf der von den Weinbergsböden der Lagen Gottesacker, Oberberg und Walkenberg kommt. Neben Riesling wird auch Spätburgunder angebaut.

Rheingau_05

Weitere Einzellagen: Berg-Bilderstock, Walkenberg, Oberberg und Gottesacker. Lokaler Erzeuger: J. B. Becker.

Zentrum des Weinhandels und der Schaumweinherstellung im Rheingau ist die hessische

Landeshauptstadt Wiesbaden. Die wenigen verbliebenen Rebflächen der Großstadt liegen zumeist in Vororten. Hier werden neben dem Riesling auch Silvaner sowie diverse Neuzüchtungen angebaut.

Einzellage in Wiesbaden: Neroberg. Im Ortsteil Frauenstein: Marschall, Homberg und Herrnberg.

Im Ortsteil Schierstein: Dachsberg, Hölle und Herrnberg.

Im Ortsteil Dotzheim: Judenkirch. Keine Großlagen.

Auch die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz besitzt in ihrem rechtsrheinischen Stadtteil Kostheim mit Reichestal, Weiß Erd, Steig, St. Kiliansberg und Berg einige Rheingauer Einzellagen, die keiner Großlage zugeordnet sind. Der Rheingau endet am Main. An dessen Unterlauf liegt die Weinbaugemeinde Hochheim. Die Böden sind hier schwerer und tiefer als im "eigentlichen" Rheingau, die Weine fallen wuchtiger und mineralischer aus.

Hochheimer Riesling wurde von der englischen Königin Victoria so sehr geschätzt, dass anlässlich eines Besuches im

Jahre 1852 eine Einzellage nach ihr benannt wurde. Noch heute erinnert ein Denkmal an diese Episode. Schon bald wurde "Hock" in England zum Synonym für Rheinwein und gelegentlich sogar für deutschen Wein insgesamt. Die Engländer schrieben den Weinen aus Hochheim medizinische Wirkung zu, die sich im Sprichwort äußerte: "A good hock keeps off the doc" ("Ein guter Hochheimer hält den Doktor fern")

Einzellagen: Königin-Victoria-Berg, Hölle, Kirchenstück, Reichestal, Berg, Stielweg, Domdechaney, Stein, Schlossgarten, Hofmeister und Herrenberg. Führende Güter: Domdechant Werner, Franz Künstler, Heinrich Baison.

Etwas vom Main entfernt liegen die Einzellagen Herrnberg, St. Anna-Kapelle, König-Wilhelmsberg, Nonnberg, Stein und Mönchsgewand des Weinbauortes Flörsheim und ihres Ortsteils Wicker. Führendes Weingut in Wicker ist Joachim Flick.

Auch die Mainmetropole Frankfurt besitzt mit dem Lohrberger Hang noch einen Rheingauer Weinberg, und weinrechtlich gehört der Böddiger Berg bei Felsberg 30 Kilometer südlich von Kassel ebenfalls dazu, sodass man kurioserweise sagen muss: Der nördlichste deutsche Weinberg gehört zum Rheingau.