Die Maßstäbe des Weins

Die Maßstäbe des Weins

Auch wenn Spanien mehr Rebfläche besitzt und ltalien in vielen Jahren eine größere Weinmenge erzeugt, ist Frankreich doch das bedeutendste Weinbauland der Welt. Für viele Weinfreunde ist Frankreich das Weinbauland schlechthin. Und tatsächlich nimmt die "Grande Nation" eine herausragende Stellung unter allen Weinbauländern der Erde ein - und das nicht nur bei den absoluten Spitzenweinen, sondern auch bei den Millionen Hektolitern von einfachen, für den baldigen Verbrauch bestimmten Alltagsweinen.

In der Weinwelt sind überhaupt nur zwei Weinstile international anerkannt, die nicht aus Frankreich stammen, die

gespriteten Dessertweine der lberischen Halbinsel sowie die Rieslinge aus Deutschland. Überall auf der Welt, wo der Weinbau nach internationaler Anerkennung strebt, versucht man, die klassischen Weine aus Bordeaux und dem Burgund, aber auch aus der Champagne, von der Loire und der Rhöne zu kopieren.

Die großen französischen Rebsorten Chardonnay, Sauvignon blanc, Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah haben weltweite Verbreitung gefunden. Viele Ergebnisse der Erzeuger vor allem aus Spanien, ltalien und Übersee verbinden die lokalen Besonderheiten mit den klassischen Maßstäben und bringen heute in immer größerer Zahl hervorragende Weine nach französischem Vorbild auf die Märkte.

Dennoch gilt es immer noch als Sensation, wenn bei einer großen internationalen Probe ausnahmsweise einmal ein

Wein aus einem anderen Land als Frankreich den ersten Platz belegt. Das soll natürlich nicht heißen, dass nur Frankreich allein in der Lage ist, feine Weine zu erzeugen, doch sind die geografischen und klimatischen Bedingungen in Frankreich auf breiter Front dafür beinahe ideal.

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Dazu kommt die große Anzahl überregionaler und lokaler Rebsorten, die aus fast jedem Weinberg ausgewogene Weine mit einem harmonischen Verhältnis von Süße und Säure "herausholen". Die französischen Weinbaugebiete liegen zwischen dem 42. und dem 50. Grad nördlicher Breite.

Das heißt, dass die nördlichsten französischen Weinberge auf dem Breitengrad von Schloss Johannisberg im Rheingau liegen, durch das der 50. Breitengrad verläuft. So herrschen in Frankreich die denkbar günstigsten Voraussetzungen, die für einen erfolgreichen Traubenanbau nötig sind. lm Süden ist es das mediterrane Klima, das eine zuverlässige Reife der Trauben garantiert.

Die Kühlung durch das Meer verhindert zudem, dass sich bestimmte Geschmacks-und Aromastoffe verflüchtigen können.

In den Anbaugebieten im Westen nahe des Atlantiks ist es der Golfstrom, der die kühlen Klimaeinflüsse mildert, wenn er auch gelegentlich ergiebige Regenfälle mit sich bringt und damit die Traubenreife beeinträchtigt. lm Osten ist das Klima kontinental, hier besteht die größte Gefahr von Frosteinbrüchen während des Austriebs und Regenfällen zur Blütezeit. Frankreich ist ein Rotweinland.

Drei Viertel aller französischen Weine sind rot, mit Ausnahmen im Elsass, an der Loire, im Burgund und in der Champagne - allerdings wird auch der weiße Champagner zum überwiegenden Teil aus roten Trauben hergestellt. Insgesamt entfällt nur ein knappes Viertel der französischen Weinproduktion auf Weißwein. ln Südfrankreich spielt Rose eine große Rolle. Angesichts der dort heißen Sommer passt er besser zum Essen als die oft schweren südfranzösischen Rotweine. So kommen denn auch die besten französischen Roses aus dem Rhönetal und der Provence.

Geschichte des französischen Weinbaus

Um 200 vor Christus wurde Massilia für die Römer wichtig, die einen Stützpunkt suchten, von dem aus sie ihre Handelswege zu ihren spanischen Besitzungen gegen die vielen Piraten des westlichen Mittelmeers schützen konnten. Um wiederum Massilia vor Anqriffen der Kelten aus dem Landesinneren zu bewahren, begannen sie Südfrankreich als römische Provinz zu erobern. Die neue Provinz nannten sie zunächst Provincia (heute Provence) und später, nach der Eroberung ganz Galliens, Gallia Narbonensis.

Unter dem Einfluss der Römer begannen die Gallier in der Provincia in größerem Umfang Wein anzubauen.

Der älteste französische Wein war damit höchstwahrscheinlich nach heutigen Maßstäben ein Cötes de Provence. Doch die Mengen waren wohl sehr gering, denn zu dieser Zeit war Gallien ein wichtiger Exportmarkt für römischen Wein. Mit der Eroberung Galliens durch die Armeen Cäsars gelangte der Weinbau dann nach ganz Gallien. Bei der Auswahl geeigneter Standorte dachten die Römer sehr pragmatisch.

Da das Klima vor allem in Südfrankreich kein Risiko für die Traubenreife im Herbst darstellt konnten sie die Wahl der Lage für die neuen Weinberge an den Transportmöglichkeiten ausrichten, die für den Wein benötigt wurden. So waren es zunächst die großen Flusstäler, an denen neue Weinbaugebiete eingerichtet wurden. Die Flussläufe von Rhöne, Säone, Garonne, Dordogne, Loire und schließlich auch der nördlichen Marne boten ideale Bedingungen. Über sie konnte der damals noch nicht besonders lange haltbare Wein leicht abtransportiert werden.

Schon bald erlangte der gallische Wein aus den Weinbaugebieten an diesen Flüssen einen besseren Rufals die Weine aus Rom. Diese von den Römern gegründeten Weinbauregionen bringen auch heute noch die besten französischen Weine hervor.
Während der Endphase des Römischen Reiches wurde auch Gallien vom germanischen "Völkersturm" erfasst. Schließlich mussten sich die Römer zurückziehen und es entstanden einige kurzlebige germanische Königreiche.

Schließlich eroberten die christlichen Franken Gallien und errichteten ein dauerhaftes Königreich, das Frankenreich.

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In der Zeit Karls des Großen florierte der Weinbau dann wieder und es herrschte Friede und relativer Wohlstand - ideale Bedingungen für den Weinbau. Das aufkommende Klosterwesen bereitete dem Weinbau wie in anderen Ländern auch in Frankreich einen ungeahnten Aufschwung.

Vor allem im 12. und 13. Jahrhundert legten Benediktiner- und Zisterziensermönche den Grundstein für einige Weinbaugebiete, die noch heute zu den besten der Welt zählen. Wie auch in Deutschland waren die Weinberge im Mittelalter viel ausgedehnter als heute. Reben standen bis weit nördlich von Paris und bis in die Bretagne, und Wein war das wichtigste Exportgut Frankreichs. Wichtiger als die Qualität der Weine war für den Export die verkehrsgünstige Lage eines Anbaugebietes.

Das erklärt den frühen Aufstieg von Bordeaux, der Rhöne und der Loire als Lieferanten für das Ausland. Die Französische Revolution brachte ab 1789 vor allem durch die Säkularisierung tiefgreifende Anderungen in den Besitzstrukturen der Weinberge. An den Techniken der Weinbereitung sowie den Strukturen des Vertriebs änderte sie jedoch nicht besonders viel. Allerdings brachte sie mit einem wirtschaftlich aufstrebenden Bürgertum eine neue Konsumentenschicht hervor, die den Weinbau nun zusätzlich beflügelte.

So ging es stetig bergauf, und während der Weinbau in Deutschland seit dem 16. Jahrhundert stark rückläufig war,

waren die Rebflächen im 19. Jahrhundert in Frankreich mehr als dreimal so groß wie heute. Doch das Ende dieses goldenen Zeitalters für den Weinbau nahte bereits, und zwar in Gestalt eines kleinen Insekts, das sich an Bord eines Schiffs im Erdballen einer unscheinbaren Pflanze auf der Reise von Nordamerika nach Frankreich befand. Kurz zuvor hatte man sich bereits den Echten Mehltau (Oidium) aus Nordamerika eingeschleppt, eine gefährliche Pilzkrankheit, gegen die die amerikanischen Reben im Gegensatz zu den europäischen resistent sind.

Gerade hatte man erfolgreiche Medikamente auf der Basis von Schwefel entwickelt, als in den Weinbergen Südfrankreichs ein unerklärliches, katastrophales Massensterben der Rebstöcke begann. Bis man mit der Technink des Aufpfropfens europäischer Edelreiser auf resistente amerikanische Unterlagsreben ein Mittel gegen die Reblaus gefunden hatte, waren die meisten Weinberge Frankreichs und darüber hinaus mit Zeitverzögerung fast ganz Europas vernichtet. Seitdem ging es wieder bergauf, auch wenn einige Kritiker behaupten, die Weinqualität sei seit der Reblauskatastrophe nie wieder so gut geworden wie ehedem.

Dies erscheint angesichts der gewaltigen technischen und qualitativen Fortschritte des Weinbaus im 20. Jahrhundert und vor allem auch angesichts der Kontrolle des Weinbaus durch das strengste Weingesetz der Welt allerdings zweifelhaft. Viel eher kann man annehmen, dass französischer Wein heute von den Grands Crus Classes bis hin zu den einfachen Landweinen auf einem höheren qualitativen Niveau liegt als jemals zuvor.

Die Rebsorten

Fast zwei Drittel der französischen Gesamtrebfläche von 900.000 Hektar sind mit Rotweinreben bestockt. Der Spitzenplatz gehört dem Carignan, dessen Anbaufläche mit Rodungsprämien und der gesetzlichen Begrenzung des Anteils in bestimmten Weinen allerdings in den letzten 20 Jahren um ein Viertel auf nunmehr 150.000 Hektar reduziert werden konnte. Er ist vor allem im Midi verbreitet. Auf dem zweiten Platz steht mit 130.000 Hektar der weiße Ugni Blanc, aber auch nur, weil er den Grundwein für die Cognac-Herstellung liefert.

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Allerdings können bei sorgfältigster Pflege und Vinifikation auch ausdrucksvolle Weißweine aus ihm bereitet werden.

Vornehmlich an der Rhöne, in der Provence und im Midi finden sich die 90.000 Hektar Grenache, aus der tieffarbene, voluminöse Rotweine entstehen. Der Merlot steht mit 60.000 Hektar auf Platz vier des Sortenspiegels, und seine Rebfläche wächst auf Grund der steigenden Beliebtheit sortenreiner Landweine weiter an. Der Cinsaut, der in fast allen besseren Weinen Südfrankreichs vertreten ist, steht auf 50.000 Hektar.

Der schon mal als "Schrecken jedes Weintrinkers" bezeichnete Aramon, der die Spitzenstellung vor dem Carignan inne hatte, bringt es heute noch auf 50.000 Hektar. Der "Weltstar" der französischen Reben ist der Cabernet Sauvignon. Er besetzt im Mutterland 40.000 Hektar der Weinberge, vor allem in Bordeaux. Erst jetzt folgt die nächste weiße Sorte, der "Globetrotter" Chardonnay mit 25.000 Hektar bei steigender Tendenz.

Es folgen so prominente Sorten wie Pinot Noir mit 23.000 Hektar vornehmlich im Burgund, Cabernet Franc mit 22.000 Hektar und Syrah, die große Rebe aus dem Rhönetal mit 15.000 Hektar. Hinzu kommen noch die unzähligen traditionsreichen Lokalrebsorten, von denen einige aus Spanien stammen, andere schon seit vielen Jahrhunderten in ihrer Heimat verwurzelt sind und die entscheidend dazu beitragen, die schier unerschöpfliche Vielfalt des französischen Weins auch in der Zukunft zu bewahren.

Die grossen Weinbauregionen Frankreichs

Mit 900.000 Hektar Rebfläche ist Frankreich hinter Spanien und ltalien das drittgrößte Weinbauland der Welt. Die französischen Weinberge liefern jedes Jahr 60 Millionen Hektoliter Rebensaft. Damit produziert Frankreich mittlerweile in vielen Jahren ebenso viel Wein wie der ehemals größte Erzeuger ltalien.

Nur 22 der 96 französischen Departements liefern keinen oder nur geringe Mengen Wein.

Die Nordgrenze des französischen Weinbaus verläuft nördlich der Loire bis zur Champagne und zur Mosel. Ahnlich wie in Deutschland liegen einige der besten französischen Anbaugebiete an der klimatischen Nordgrenze des Weinbaus, wenn auch nicht ganz soweit nördlich wie Ahr, Mittelrhein, Saale-Unstrut und Sachsen. Trotz des insgesamt wärmeren Klimas befinden sich auch in Frankreich die besten Rebflächen in geschützten Lagen.

Die Winzer der Champagne nutzen die Witterungseinflüsse des Marne-Tals und den Schutz der umliegenden Höhenzüge. Die vielen Weinbaugebiete entlang der Loire profitieren von ihrer Lage am letzten weitgehend naturbelassenen Strom Europas. lm Schutze der Vogesen reifen die Traubendes Elsass. Die berühmten Weinberge Burgunds liegen im Windschatten der Cöte d'Or und der südlich anschließenden Höhenzüge bis zu den Monts du Eeaujolais.

Schutz vor widrigen Klimaeinflüssen finden die Reben auch im Tal der Rhöne, das sie vor allem gegen eiskalte Luftströmungen von den Höhenzügen Südfrankreichs abschirmt. Die Weinberge um Bordeaux profitieren besonders von ihrer Lage an der bis zu acht Kilometer breiten Gironde, dem Mündungstrichter der in Bordeaux zusammenfließenden Flüsse Dordogne und Garonne. Sie spendet Feuchtigkeit und dient als natürlicher Wärmespeicher.

Zudem sorgt der warme Golfstrom für ständige Zufuhr feuchter und milder Meeresluft.

Überall in der Welt gelten die Weine aus Bordeaux, dem Burgund, der Champagne und von der Rhöne als die Klassiker schlechthin.

Doch auch die Weine aus dem Elsass, dem Beaujolais, aus Chablis, von der Loire, aus der Provence und aus dem französischen Südwesten gehören zum Besten, was man aus Weintrauben überhaupt erzeugen kann. Der "Weinkeller" Frankreichs ist der Midi, das Languedoc und das südlich davon gelegene Roussillon. Traditionell werden hier große Mengen einfachen Tafelweins produziert, der früher oft in die nördlicheren Anbaugebiete gebracht wurde, um den dortigen Rotweinen zu tieferer Farbe und mehr Alkohol zu verhelfen.

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Die Tage dieser Panschereien sind aber glücklicherweise vorbei. und heute kommt aus Languedoc Roussillon sauberer, ansprechender und süffiger Tafelwein, fruchtiger, überraschend guter, manchmal überragender Landwein sowie eine stetig steigende Zahl von robusten, körperreichen und kernigen Qualitätsweinen mit größerem Anspruch. Sie alle haben eines gemeinsam:

lm Gegensatz zu einigen anderen Weinbauregionen sind die Preise hier im Süden Frankreichs im annehmbaren Rahmen geblieben, sodass die Weine aus Languedoc-Roussillon stets ein sehr attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

Terroir und Qualitätsstufen

In Frankreich hat sich die ldee durchgesetzt, dass die Gesamtheit der lokalen geographischen Verhältnisse und das daraus resultierende Kleinklima entscheidend ist für den Charakter und die Qualität des Weins. Dafür hält die französische Weinfachsprache den schönen Begriff "Terroir" bereit, der nicht einfach - wie es oftmals fälschlich geschieht - als "Boden" übersetzt werden kann.

Zwar spielt die Art des Bodens in diesem Modell - das von den Winzern der Neuen Welt übrigens weitgehend abgelehnt wird - auch eine wichtige Rolle, aber daneben kommen auch andere geographische und geologische Faktoren wie die Neigung eines Hanges, seine Ausrichtung zur Sonne oder zu möglichen kalten oder warmen Luftströmungen, seine Drainage, seine Belüftung und viele andere Faktoren zur Geltung. Sie alle können wiederum Auswirkungen auf die kleinklimatischen Bedingungenhaben.

So entscheidet etwa die Farbe eines Bodens mit über seine Fähigkeit, Wärme zu speichern und abzustrahlen und

letztlich damit auch über die Traubenreife. Diese Gedanken führten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Klassifizierung der französischen Weinberge in solche, die nur für die Erzeugung von Tafelwein zugelassen wurden, in Weinberge, auf denen Vins de Pays erzeugt werden dürfen und schließlich zur Einführung des vielfach bewunderten und oft nachgeahmten Systems der Appellations Contrölees (AC), auch als Appellation d'Origine Contrölee (AOC) bezeichnet.

Es handelt sich dabei um Qualitätsweine, die die Spitze der französischen Qualitätspyramide bilden. Ausgehend von der ldee des Terroir ist es kein Wunder, dass die französischen AC-Weine so gut wie niemals den Namen ihrer Rebsorte auf dem Etikett tragen. Man geht davon aus, dass man durch die jahrhundertelange Erfahrung ohnehin die unter den Bedingungen des Terroir günstigsten Sorten anpflanzt.

Eine Ausnahme bilden Sonderweine wie etwa Süßweine aus der Muscat-Traube, beispielsweise der Muscat de St.-Jean-de-Minervois, oder einige Schaumweine wie der Blanquette de Limoux, der aus der Blanquette-Traube bereitet wird. Auf AC-Weine entfällt ein wachsender Anteil der französischen Weinproduktion. Während der Weinkonsum der Franzosen in den letzten 20 Jahren um ein Drittel von 90 auf 60 Liter pro Kopf und Jahr stetig abgenommen hat, liegt der Anteil der AC-Weine mittlerweile bei über 40 Prozent.

Das bedeutet, dass die Franzosen zwar weniger, dafür im Schnitt aber auch besseren Wein trinken als noch vor 20 Jahren. "Auf dem Sprung" zum AC-Status sind die meisten Weine der vergleichsweise winzigen Gruppe der Qualitätsstufe VDQS (Vin Delimite de Qualite Superieure). Auch unter diesen können sich hervorragende Gewächse befinden, die Preise sind meist außerordentlich günstig. Ein wachsendes Interesse richtet sich auf die wichtige Gruppe der französischen Landweine, der Vins de Pays.

Sie entstehen unter weniger strengen Vorschriften als die VDQS- oder gar die AC-Weine. Bei ihnen sind oft Rebsorten zugelassen, die in der entsprechenden Region für Qualitätsweine nicht verwendet werden dürfen. Viele Vins de Pays sind sortenrein erzeugt und tragen den Namen ihrer Rebsorte auf dem Etikett - die französische Antwort auf die großangelegte Offensive der Weinerzeuger aus der Neuen Welt mit ihren Sortenweinen auf die Weinmärkte Europas.

Mittlerweile entfällt fast ein Viertel der gesamten französischen Weinproduktion auf Landweine.

Neben der Klassifizierung der Weinberge nach den Maßstäben des Terroir-Gedankens gibt es ein zweites Instrument zur Sicherung der Weinqualität, das in Frankreich ganz selbstverständlich Gültigkeit besitzt: die Begrenzung der Erträge.

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Auch wenn hier gelegentlich die genaue Höhe der Erträge strittig ist und von Jahr zu Jahr flexibel gehandhabt werden kann, ist es doch unumstritten, dass innerhalb gewisser Grenzen bei niedrigeren Hektarerträgen einfach bessere Weine entstehen, weil die Rebpflanze ihre Kraft auf weniger Traubengut konzentrieren kann. Dies gilt natürlich nur unter optimalen Bedingungen, denn niedrige Erträge, die aus vernachlässigten Anlagen sowie von kranken oder übermäßig gestressten Pflanzen kommen, garantieren selbstverständlich keine bessere Weinqualität.

Traditionen der Weinbereitung

Ein weiterer Grundpfeiler des französischen Weinbaus vor allem im Hinblick auf die Erzeugung hochwertiger Weine ist der perfekte Umgang mit Eichenholz für die Vergärung und den Ausbau der Weine. So gut wie nie schmecken französische Weine vordergründig nach Eichenholz, das die Frucht des Weines überlagern oder schlicht sogar erschlagen kann.

Dieser selbstverständliche Umgang der französischen Kellermeister mit dem Eichenholz geht auch auf die lange Erfahrung zurück, die Frankreich als das Land mit der weltweit bedeutendsten Küferei-Tradition besitzt. Die ausgedehntesten Wälder der für die Weinfassherstellung wichtigen Eichenarten finden sich in Frankreich. Französische Eiche wird in allen, Weinbauländern der Welt sehr geschätzt, und so sind die Preise für französische Barriques hoch. Doch die Weinerzeuger außerhalb Frankreichs, denen der französische Wein als Nonplusultra gilt, kommen nicht darum herum:

Wer Weine nach französischem Vorbild gestalten will, muss auch die französischen Weinbereitungstechniken übernehmen.

Und so stecken die renommierten Erzeuger weltweit jedes Jahr Unsummen in französische Fässer, die dann meistens nach drei Jahren bereits wieder ausgetauscht werden müssen. So ist es eine weitere Stärke Frankreichs, dass es neben seinem Wein die Materialien, diesen zu kopieren, gleich mitliefern kann.

Dies gilt in besonderem Maße auch für die Rebsorten, denn die traditionellen französischen Top-Sorten stehen mittlerweile weltweit im Anbau. Wer würde heute über neuseeländischen, australischen, südafrikanischen, argentinischen, chilenischen oder kalifornischen Wein reden, gäbe es dort mittlerweile nicht Tausende Hektar Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Shiraz (Syrah), Sauvignon Blanc und Merlot. Nur der empfindliche und gelegentlich etwas prätentiöse Pinot Noir hat sich einem derartigen Massenexport bislang erfolgreich widersetzt.

Wein im Alltag

Der Kult um den Wein als Statussymbol, wie man ihm in Deutschland und anderen Weinbau, aber auch nicht Weinbau treibenden Länder gelegentlich begegnete, ist den allermeisten Franzosen völlig fremd. Für sie ist der Wein in erster Linie alltäglicher Begleiter der Speisen, und das gilt für einen einfachen Vin de Table genauso wie für einen Grand Cru Classe aus dem Haut-Medoc.

Meist trinken die Franzosen den Wein ihrer Heimatregion, und es gibt ja auch kaum Regionen in Frankreich, in denen

kein Wein angebaut wird. Doch scheint sich einiges zu ändern: In den Regalen der französischen Weinhändler, aber auch der großen Supermarkt- und Warenhausketten mit ihren oft vorzüglichen Weinabteilungen finden sich zunehmend auch ausländische Produkte, vor allem aus Spanien, ltalien und der Neuen Welt.

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