Elsass

Elsass

In seiner langen, wechselvollen Geschichte erlitt der Weinbau im Esass durch die vielen Kriege und durchmarschierenden Heere viele Rückschläge. So wuchsen im 19. Jahrhundert in den elsässischen Weinbergen billige Weine, die in erster Linie zu Verschnittzwecken nach Deutschland geliefert wurden. 1870/71 wurde das Elsass zusammen mit einem Teil Lothringens Bestandteil des neu gegründeten deutschen Kaiserreichs. Als die Reblauskatastrophe auch ins Elsass kam, gab man die schwerer zu bewirtschaftenden Hang- und Steillagen auf und pflanzte in den leichter zu bearbeitenden Flachlagen resistente Hybridreben.

Nach der Rückgabe des Elsass an Frankreich im Versailler Vertrag 1919 rodete man die Hybridreben weitgehend und

orientierte sich wieder hin zu den besseren Lagen, die nun erneut mit gepfropften Viniferasorten neu bestockt wurden. Der bald einsetzende Aufschwung wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen, doch nach seinem Ende war der Aufstieg des Elsass in die erste Liga der europäischen Qualitätsweinbaugebiete nicht mehr aufzuhalten.

Die knapp 15.000 Hektar Rebfläche der Appellation Alsace (Elsass) erstrecken sich entlang der Vogesen, die hier sanft zum Oberrheingraben hin abfallen und die Weinberge vor kalten Nordwinden und übermäßigen Niederschlägen schützen. Auf der gegenüberliegenden Rheinseite liegt das deutsche Anbaugebiet Baden. Die elsässischen Weinbauorte befinden sich in den beiden französischen Departements Bas-Rhin und Haut-Rhin. Wie an einer Perlenschnur reihen sich über eine Strecke von nahezu 100 Kilometern die malerischen Fachwerkdörfer zwischen Straßburg und Mülhausen aneinander und geben dem Elsass seinen besonderen landschaftlichen Charme.

Elsass_01

Erst 1962 wurde das Elsass zur AC hochgestuft, 1978 hat man die AC Cremant d'Alsace für Schaumweine nach der traditionellen Methode der Flaschengärung eingeführt. Einigen der besten Weinberge gestand man 1983 die Appellation Alsace Grand Cru zu. Von allen französischen Gewächsen gleichen die Elsässer Weine den deutschen Weinen am ehesten. Allerdings werden die Weine im Elsass fast ausnahmslos durchgegoren, sodass sie dann völlig trocken auf den Markt kommen. Das nachträgliche Süßen mit Traubenmost ist nicht zulässig, allerdings schöpfen viele Erzeuger speziell bei den Weinen für den deutschen Markt den zulässigen Restzuckergehalt von vier Gramm pro Liter zunehmend aus.

Zudem werden sie vor der Gärung fast immer mit Zucker angereichert, um den

Alkoholgehalt zu erhöhen. Mit ihrer trockenen Art und der kernigen Säure sind diese Weine ideale Begleiter bei Tisch, vor allem in der reichhaltigen Elsässer Küche. Zudem bieten sie ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Neben den Rebsorten zeigt auch der für französische Verhältnisse ungewöhnlich hohe zulässige Höchstertrag von 100 Hektolitern Wein pro Hektar Anbaufläche die Nähe zu Deutschland. Alle Elsässer Weine sind an den hohen, schlanken Flaschen zu erkennen, den Flütes.

Geographie, Klima und Böden

Die Weinberge des Elsass liegen zwschen dem 47,5. und 48,5. nördlichen Breitengrad. Die Klimabedingungen sind grob mit denen Badens zu vergleichen, doch die Lage im Windschatten der Vogesen lässt örtlich doch ein anderes Kleinklima entstehen als beispielsweise am Kaiserstuhl. Hier fällt nur sehr wenig Niederschlag, gerade mal 500 mm sind es pro Jahr in Colmar. Die Winter sind hier oft sehr kalt die Sommerwarm und gelegentlich sehr trocken, sodass in einigen Bereichen Dürreprobleme auftreten können. Die Weinberge liegen an den unteren Abhängen der Vogesen in den Departements Haut-Rhin und Bas-Rhin. Hier wechseln sich verschiedenste Weinbergsböden ab und geben Zeugnis von der bewegten erdgeschichtlichen Vergangenheit dieser Region.

In den steileren Hanglagen herrschen Urgestein, Schiefer, Gneis, Sandstein oder Vulkangestein vor, die Auflage aus

Mutterboden ist meist dünn. Hier entstehen säurereiche, gelegentlich stahlige, extraktreiche Weine mit deutlich mineralischen Tönen. Die Böden in den flacheren Hanglagen verfügen über eine dickere Auflage aus Mutterboden und bestehen aus Ton, Kalkstein, Sandstein und Mergel. Die Weine von diesen Böden sind weicher, körperreich, in heißen Jahren manchmal etwas breit.

Die Weine des Elsass

Mit Ausnahme der deutschen Neuzüchtungen werden auf beiden Seiten des Rheins weitgehend dieselben Rebsorten angepflanzt. Im Elsass zugelassen sind offiziell nur insgesamt neun Rebsorten, es stehen jedoch lokal begrenzt noch einige ältere, im Aussterben begriffene Sorten im Anbau. Im Elsass gilt wie in Deutschland der Riesling als die hochwertigste Rebsorte. Die daraus bereiteten Weine sind beinahe ausschließlich trocken mit einer Restsüße von maximal vier Gramm Zucker pro Liter Wein. Je nach Boden, von dem er stammt, kann der Riesling im Elsass weichere, blumige Weine, aber auch solche mit stahliger Säure hervorbringen, die noch eine gewisse Zeit der Flaschenreife benötigen, um ihre volle Harmonie und ihr tiefgründiges Bukett zu entwickeln. Extraktreichere Weine besitzen eine köstliche mineralische Note, die gelegentlich als Feuersteingeschmack bezeichnet wird. Auch der Gewürztraminer wird im Elsass sehr geschätzt. Er ergibt sehr würzige, aromatische Weine, die meist trocken ausgebaut werden.

Die besten Gewächse kommen aus dem südlichen Elsass.

Der Gewürztraminer ist die Hauptsorte für Spätleseweine, die Vendange Tardive. In Deutschland als Grauburgunder bekannt, wurde der Pinot Gris bis 1993 im Elsass meist als Tokay-Pinot-Gris oder Tokay d'Alsace bezeichnet. Um Verwechselungen mit dem berühmten ungarischen Auslesewein Tokaj zu vermeiden, sind diese Bezeichnungen im Elsass seitdem nicht mehr zulässig. Der Pinot Gris liefert im Elsass vor allem knackig-trockene, würzige Weine mit feinen Fruchtaromen, die sich auf der Flasche mit der Zeit zu reichhaltigen Tropfen mit üppigem Bukett entwickeln können.

Elsass_02

Nicht so verbreitet ist der Anbau von Muskateller-Reben, da sie im relativ kühlen Klima des Elsass nicht so ertragssicher sind wie etwa im heißen Klima des Midi. Der Anbau konzentriert sich vor allem auf zwei Sorten, den Muskat-Ottonell und den Muscat Blanc ä Petits Grains, der in Südfrankreich einige der besten Süßweine ergibt und hier als Muscat d'Alsace bekannt ist. Im Elsass werden hauptsächlich trockene Muskatellerweine erzeugt, die zumeist aus den beiden Muskatellersorten verschnitten werden.

Genau wie in Deutschland ist der Silvaner, der im Elsass Sylvaner heißt, im Rückzug begriffen.

Seine Ertragsunsicherheit, seine mangelnde Winterhärte und die schwierige Marktgängigkeit seiner Weine führen dazu, dass immer mehr Sylvaner-Parzellen gerodet und mit Riesling oder anderen Sorten neu bestockt werden, zumal dies oftmals die besseren Lagen sind. Die frischen, kräftigen Weine sollten jung getrunken werden, die allermeisten gewinnen durch Flaschenalterung kaum etwas dazu, sondern ermüden schnell und werden flau. Der in Deutschland als Weißburgunder beliebte Pinot Blanc wird im Elsass als Klevner bezeichnet. Er ist im Elsass weit verbreitet und liefert trockene Weißweine, die gelegentlich zwar etwas neutral ausfallen, auf Grund ihrer kräftigen Säure und moderaten Alkoholgehaltes ungemein spritzig und erfrischend wirken können. Nicht zuletzt deshalb sind Pinot-Blanc-Weine auch die begehrtesten Grundweine für den elsässischen AC-Schaumwein, den Cremant d'Alsace.

Der Pinot Noir (Blauer Spätburgunder) ergibt auch im Elsass eher blassrote Rotweine, die von der Farbe her von den Roseweinen aus dieser Traube oft kaum zu unterscheiden sind. Auch der Rotwein sollte relativ kühl genossen werden, dann besticht er mit feiner Frucht und dem Geschmack von roten Beeren. Manche Erzeuger experimentieren in besonders guten Jahren und mit besonders selektionierten Trauben mit dem Ausbau in neuen Eichenholzfässern. Dabei sind auch tiefgründige Weine mit feinem Tannin und Potenzial zu weiterer Alterung entstanden. Der bekannteste elsässische Wein ist der Edelzwicker. Dabei handelt es sich um einen Verschnitt verschiedener Rebsorten, der sich meist süffig, ansprechend und gelegentlich würzig präsentiert. Der Stil des individuellen Weins richtet sich natürlich nach den verwendeten Rebsorten und ihrem Mischungsverhältnis.

Mit ihrem sehr günstigen Preisniveau sind sie für viele Weinfreunde der ideale Einstieg in den Elsässer Wein, der

gerade für deutsche Zungen wegen seiner ausgeprägten Herbe oftmals gewöhnungsbedürftig ist. Die besten Edelzwicker werden mit Traubengut einer bestimmten Lageverschnitten und können von ganz hervorragender Qualität sein. Der Auxerrois ist eine seltene Rebsorte, die nur selten sortenrein ausgebaut wird, da sie meist einen etwas erdigen, robusten und nicht übermäßig feinen Wein ergibt. Vor allem in heißen, trockenen Jahren gerät der Auxerrois durch einen Mangel an Säure leicht etwas breit, die Weine lassen dann ein wenig die Frische vermissen. Der Großteil geht in den Edelzwicker ein oder wird in geringem Maße Weinen aus dem Pinot Blanc beigemischt, der dadurch etwas mehr Körper und Charakter erhält. Der im Markgräflerland als Gutedel bekannte Chasselas wird wie der Auxerrois fast nie sortenrein ausgebaut, sondern findet seine Hauptverwendung im Edelzwicker. Er liefert leichte, neutrale Weine mit mittlerer Säure.

Weitere Weinstile

Im Elsass wird ausgezeichneter Schaumwein nach der traditionellen Methode der Flaschengärung produziert, der Cremant d'Alsace. Obwohl auch andere Sorten zugelassen sind, werden die elsässischen Schaumweine fast ausschließlich auf der Grundlage von Pinot Blanc erzeugt, der die dafür besonders geeigneten säurereichen Grundweine liefert. Eingang findet auch weißgekelterter Pinot Noir, der den Weinen Frucht und Tiefe verleiht. Gelegentlich wird unter der Bezeichnung Blanc de Noirs auch weißer Cremant rein von Pinot Noir erzeugt. Schließlich ist die Erzeugung von Schaumwein auch die einzige legale Verwendung des Chardonnay, der im Elsass in geringem Umfang im Ertrag steht. Allerdings wird es auch geduldet, wenn Chardonnay-Weine mit Stillweinen aus dem Pinot Blanc verschnitten und als solche etikettiert werden.

Elsass_03

Cremant d'Alsace ist ein frischer, fruchtige, spritziger und köstlicher Schaumwein, der auf dem Niveau der besten Schaumweine Frankreichs steht.

Auch Spätleseweine gehören zum Repertoire der elsässischen Winzer. Sie werden hier als Vendange Tardive bezeichnet, für deren Erzeugung nur die Rebsorten Riesling, Muscat, Gewürztraminer oder Pinot Gris erlaubt sind. Die Moste dürfen nicht verbessert werden und müssen bei der Lese einen Mindestzuckergehalt von 95° Oechsle für Riesling und Muscat bzw. 105° Oechsle für Gewürztraminer und Pinot Gris enthalten. Wie in Deutschland darf die Lese erst zu einem bestimmten Termin beginnen, der jedes Jahr neu festgesetzt wird. Edelfäule ist für die Erzeugung einer Vendange Tardive keine Voraussetzung. Die meisten dieser Weine werden aus dem Gewürztraminer bereitet, der von Natur aus bereits zu einem frühen Zeitpunkt zu hohen Mostgewichten neigt, ein Umstand, der ähnlich auch für den Pinot Gris gilt.

Die Bereitung einer Vendange Tardive aus dem Riesling ist für den Winzer viel riskanter, da dieser die erforderlichen Mostgewichte in der Regel erst im November erreicht. Spätleseweine aus dem Muscat sind hingegen sehr selten. Geschmacklich müssen Vendanges Tardives nicht unbedingt süß sein, bei voller Vergärung enstehen trockene Weine mit kräftigen Aromen und hohen Alkoholgehalten. Die höchste Qualitätsstufe des Elsass ist die Selection des Grains Nobles, vergleichbar mit einer Beerenauslese. In der Regel ist zumindest ein Teil der Weinbeeren von der Edelfäule befallen. Die Anforderungen an das Mindestmostgewicht der Trauben zum Lesezeitpunkt ist noch höher als bei der Vendange Tardive. Riesling und Muscat müssen mindestens 110° Oechsle, Gewürztraminer und Pinot Gris 120° Oechsle auf die Mostwaage bringen. Für die Erzeugung gelten dieselben Vorschriften wie für Vendange Tardive. Selections des Grains Nobles sind im Gegensatz zu Vendanges Tardives immer süß.

Alsace Grand Cru

50 besonders bevorzugte Lagen des Elsass sind als Alsace Grand Cru klassifiziert. Sie machen ungefähr 15 Prozent der gesamten Elsässer Weinproduktion aus. Auf den Grand-Cru-Lagen sind nur die Rebsorten Riesling, Gewürztraminer, Pinot Gris und Pinot Noir zugelassen. Es gelten erhöhte Anforderungen an die Mostgewichte und ein verringerter Höchstertrag von 70 Hektolitern Wein pro Hektar Anbaufläche. Als qualitativ bester Teil des Elsass gilt der südliche Bereich, der sich im Departement Haut-Rhin befindet. Das qualitative Zentrum liegt in der Gegend um Colmar, wo sich zwischen den Orten Riquewihr und Husseren-les-Chäteaux die besten Grand-Cru-Lagen konzentrieren. Hier entstehen hervorragende Rieslinge, Gewürztraminer und all die anderen Weine, die das Elsass zu einer der allerersten Adressen in Frankreichs Weinbau gemacht haben.

Bekannteste Erzeuger und Händler sind

J.B. Adam, Lucien Albrecht, Jean Becker, Barmös-Buecher, Leon Beyer, Paul Blanck & Fils, Bott-Geyl, Albert Boxler & Fils, Ernest Burn, Joseph Cattin & Fils, Theo Cattin & Fils, Marcel Deiss, Dopff & Irion, Henri Ehrhart, Pierre Frick Raymonde Gassmann, J. Hauller & Fils, Hugel & Fils, Josmeyer, Andrd Kientzler, Marc Kreydenweiss, Seppi Landmann, Laugel, Arthur Meta Julien Meyer, Meyer-Fonne, Rene Mure, Andre Ostertag, Cave de Pfaffenheim, Domaine Schlumberger, Domaine Schoffit, Marc Tempe, Trimbach, Domaine Weinbach und Zind-Humbrecht.