Provence

Provence

Wann genau der Weinbau in der Provence begonnen hat, ist heute nicht mehr exakt zu klären, doch die geschichtsträchtige ehemalige Provinz Frankreichs mit der Hauptstadt Aix-en-Provence ist höchstwahrscheinlich die älteste Weinbauregion des Landes. Da ältere archäologische Zeugnisse fehlen, kann man davon ausgehen, dass die Bewohner der östlichen französischen Mittelmeerküste zum ersten Mal durch griechische Kolonisten mit Wein in engere Berührung kamen. Im 6. Jahrhundert vor Christus gründeten sie Massilia (Marseille), und einige Zeit brachten sie Wein aus Süditalien und Sizilien nach Massilia, doch schon bald bauten sie den benötigten Wein rund um den südfranzösischen Hafen an. Entscheidenden Anschub bekam der Weinbau dann nach der Eroberung der Provence durch die Römer.

Die Reblauskatastrophe am Ende des 19. Jahrhunderts setzte dem Weinbau in der Provence beinahe ein Ende, und wer weiß, ob es den provenzalischen Weinbau überhaupt noch gäbe, wenn nicht jedes Jahr ungezählte Touristen viele tausend Hektoliter Rosewein durch ihre Kehlen rinnen ließen. Absatzprobleme haben die Winzer in der Provence heute nicht - ein Umstand, der bisweilen das Qualitätsbewusstsein beeinträchtigen kann. Doch neben den großen Mengen des beliebten, süffigen Roses gibt es auch konzentriertere Roseweine, fruchtige, substanzielle Weißweine und vor allem tiefgründige, fassgereifte Rote. Neben den auch an der südlichen Rhöne und im Midi verbreiteten Rebsorten Grenache, Carignan und Cinsaut kommen bei den besseren Rotweinen vermehrt Cabernet Sauvignon und Syrah zum Einsatz, die den Weinen Struktur und Eleganz verleihen können.

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An besonders günstigen Standorten kommt noch der Mourvedre hinzu, der bei voll ausgereiftem Traubengut Feinheitein bringen kann.

Schließlich haben die provenzalischen Winzer für Rot- und Roseweine noch den italienischen Barbarossa, der hier Barbaroux genannt wird, und die einheimische Sorte Calitor im Anbau. Für die Erzeugung von Weißweinen werden die Sorten Grenache blanc, Ugni Blanc, Semillon, Sauvignon blanc und der sardische Vermentino verwendet, der hier als Folle bezeichnet wird. Die klimatischen Bedingungen sind durch das Mittelmeer geprägt und mit 3000 Sonnenstunden im Jahr bei durchschnittlich 700 mm Regen - überwiegend im Winter - für den Weinbau äußerst günstig. Das größte klimatische Risiko ist der eiskalte Sommerwind aus dem Norden, der Mistral, der auch die Traubenreife an der südlichen Rhöne beeinträchtigen kann. Auf der anderen Seite ist der Wind aber auch der beste Schutz der Reben gegen Pilzkrankheiten und einige Schädlinge.

Coteaux des Baux-en-Provence

1985 hat das INAO dem besonderen qualitativen Status der Weine aus der Umgebung des reizvollen Städtchens Les Baux nordöstlich von Arles Rechnung getragen und das Gebiet in den AC-Rang erhoben. Vorher wares ein Unterbereich der Coteaux d'Aix-en-Provence mit dem marketingfeindlichen Bandwurmnamen Coteaux d'Aix-en-Provence les Baux-en-Provence. Die Böden unterscheiden sich durch einen höheren Tonanteil von denen der Coteaux d'Aix-en-Provence. Die besten Weine der Appellation sind rot und stammen von der Domaine de Trevallon. Sie bestehen aus einem Verschnitt von Cabernet Sauvignon und Syrah, der im Holzfass ausgebaut wird.

Coteaux D'Aix-en-Provence

Westlich der reizvollen provenzalischen Metropole und Universitätsstadt Aix-en-Provence erstreckt sich das über 3000 Hektar große Anbaugebiet Coteaux d'Aix-en-Provence. 1985 wurde es vom VDQS-Gebiet in den AC-Stand erhoben. Viele der Weinberge liegen in 300 Metern Höhe, wo ein deutlich kühleres Klima herrscht als in Küstennähe. Die meisten Rot- und Roseweine der Coteaux d'Aix-en-Provence sind einfache Gewächse für den alltäglichen Gebrauch, die überwiegend von Genossenschaften bereitet werden. Seit dem Erfolg von Chäteau Vignelaure mit Rotweinen im Stil von Bordeauxpflanzen immer mehr Erzeuger jedoch mit sehr gutem Erfolg Cabernet Sauvignon an, der den Rotweinen Gerbstoff und damit Alterungspotenzial verleiht. Chäteau Pigoudet gehört bei uns zu den bekannteren Erzeugern. Auf Grund der herausragenden Qualität seiner Rot- und Weißweine wurde für das Chäteau Simone südlich von Aix-en-Provence 1948 sogar eine eigene Appellation eingerichtet, die AC Palette. Heute haben auch andere Winzer Anteil an den rund 21 Hekar von Palette, doch 17 Hektar gehören immer noch zu Chäteau Simone.

Cotes de Provence

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Die Appellation Cötes de Provence ist das größte Weinbaugebiet in der Provence. Es umfasst rund 18.000 Hektar und erstreckt sich von Aix-en-Provence nach Osten bis hinter Saint-Tropez. Die Cötes de Provence sind vor allem bekannt durch ihre preiswerten, fruchtigen und manchmal auch eleganten Roseweine, auf die weit über die Hälfte der Gesamtproduktion entfallen. Die Rotweine waren bis vor 15 Jahren bestenfalls samtig und süffig, doch in der Zwischenzeit ist den Erzeugern -vor allem auch vielen Winzergenossenschaften - ein großer Qualitätssprung gelungen. Durch die Begrenzung des Carignan-Anteils in Rotweinen auf maximal 40 Prozen die vermehrte Anpflanzung von Syrah und Cabernet Sauvignon und den Ausbau in Eichenholzfässern haben viele Rote mittlerweile deutlich an Struktur und Feinheit gewonnen.

Bei Roseweinen ist von einigen besonders qualitätsbewussten Erzeugern mit großem Erfolg mit der Beimischung der

der Lokalsorte Tibouren und mit Fassausbau experimentiert worden. Die besten Weißweine bestehen aus Folle und Semillon, kommen aus der Nähe der Mittelmeerküste und bestechen mit reicher Frucht und sauberem Abgang. Der bekannteste Erzeuger an den Cötes de Provence ist die Domaine Ot aber auch Chäteau de Galoupet, Domaine de Rimauresq und die Vignerons de Grimaud verdienen Beachtung. Ganz im Osten der Cötes de Provence ist nördlich von Nizza die 40 Hektar kleine AC Bellet eingerichtet worden. Elf Erzeugerbetriebe darunter Chäteau de Bellet und Chäteau de Cremat, bereiten hier jährlich rund 200.000 Flaschen sehr ansprechender Weiß-, Rose- und Rotweine, die jedoch kaum Chancen haben, den durstigen Kehlen rund um Nizza zu entgehen und folglich außerhalb der Region so gut wie nicht erhältlich sind.

Cassis

Rund um den malerischen Fischerort Cassis zehn Kilometer östlich von Marseille erstrecken sich die Weinberge des gleichnamigen Anbaugebietes. Aus Ugni Blanc, Clairette, Marsanne und Sauvignon Blanc wird ein trockener, goldfarbiger und kräftiger Weißwein erzeugt, der hervorragend zu den provenzalischen Fischgerichten passt. Auf Grund der großen Nachfrage durch die vielen Touristen sind die Preise meist höher als das Qualitätsniveau. Die besten weißen Cassis sind feinduftig und besitzen ein pikantes Säurespiel. Die Winzer in Cassis stellen aus Mourvedre, Cinsaut und Grenache auch Rotwein her, der aber qualitativ meist hinter dem Weißen zurück bleibt. Wichtige Erzeuger sind Domaine du Bagnol, Chäteau de Fontcreuse und Clos Sainte-Magdeleine.

Bandol

Ein qualitativer Schwerpunkt des Weinbaus in der Provence ist das Anbaugebiet Bandol. In den Weinbergen rund um den gleichnamigen kleinen Badeort westlich von Toulon wachsen auf kalkreichen Böden gute Weißweine und vor allem hervorragende Roses und Rotweine heran. Die Abhänge des Massif de la Sainte-Baume bilden hier eine zum Meer hin offene Arena, sodass nachts eine kühle Brise von dort durch die Weinberge streicht. Dadurch behalten die Beeren mehr der leicht flüchtigen Bukettstoffe und Säuren, und die Weine geraten feiner und ausdrucksvoller.

Die Rot- und Roseweine bestehen zu mindestens 50 Prozent aus der Mourvedre-Traube, die den Gewächsen Feinheit

verleiht. Für Rotweine ist Fassausbau von 18 Monaten obligatorisch. Die Qualität der Weißweine wird oftmals durch die Beimischung von bis zu 40 Prozent der edlen Rebsorte Sauvignon Blanc verbessert. Auch in Bandol ist die Domaine Ott vertreten, die hier konzentrierten, feinwürzigen Rotwein und überragenden, im Fass vergorenen Rose erzeugt. Weitere wichtige Erzeuger: Domaine de I'Hermitage, Domaine Tempier, Chäteau Sainte-Anne sowie der Comte de St.-Victoire auf Chäteau Pibarron.

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Coteaux Varois

1993 wurden die Rebflächen aus der AC Cötes de Provence ausgegliedert, die zum Departement Var gehören, und zur AC Coteaux Varois zusammengefasst. Das Klima ist
hier merklich kühler als an der Küste, von deren wärmendem Einfluss die Coteaux Varois durch das Massif de la Sainte-Baume abgeschirmt wird. Anspruchsvolle Sorten wie der Mourvedre bekommen hier regelmäßig Reifeprobleme. Auf 1500 Hektar werden leichtere Rot-. Rose- und Weißweine erzeugt als in den wärmeren Gebieten der Region.

Coteaux de Pierrevert

Nördlich der Coteaux Varois erstreckt sich entlang der Ufer des Flusses Durance die AC Coteaux de Pierrevert. Im Westen grenzt sie an die Cötes du Luberon, den östlichsten Bereich der Cötes du Rhöne. Erst 1999 wurde dieses Gebiet vom VDQS-Status in den AC-Rang erhoben. Klimatisch befindet man sich hier bereits in den ersten Ausläufern der Alpen. Auf knapp 300 Hektar entstehen leichte, spritzige und säurebetonte Weine, deren Abnehmer vor allem die vielen Touristen der Skigebiete in den Hautes Alpes de Provence sind.