Mehr als nur Retsina

Mehr als nur Retsina

Griechenland ist das älteste Weinbau treibende Land Europas und ein ebenso traditionelles dazu: Bereits vor über vier Jahrtausenden war das Keltern von Wein aus Trauben dem Griechen bekannt. Sie verehrten den Wein als ein göttliches Getränk, das sie dem Gott Dionysos zu verdanken hatten. Dieser ist der Sage nach aus einem Seitensprung des Göttervaters Zeus mit der Semele hervorgegangen und hatte zeit seines Lebens unter dem Zorn der Göttin Hera zu leiden, die ihn schon als Kind gleich mehrfach umbringen ließ.

Aus seinem noch schlagenden Herz ließ der Sage nach Athene den ersten Rebstock wachsen.

Seit diesem legendären Ereignis besagte die Kultur der griechischen Antike, dass der Mensch durch den Genuss von Wein den Göttern näher komme. Die göttliche Gabe, aus der Erde Reben sprießen zu lassen und aus deren Früchten Weine zu keltern, blieb auch außerhalb der Legende bestehen, und die Göttlichkeit der griechischen Weine lässt sich erahnen, wenn heute ein gut abgelagerter, reifer Wein aus den besten Kellern des Landes geöffnet wird. Wer allerdings mit griechischem Wein vor allem den geharzten Retsina verbindet, der auch sehr gut sein kann und besonders gut zur deftigen Küche passt, verkennt die Qualitäten griechischer Weine.

Hervorragende Weine kommen vom Peloponnes, von den südlich und östlich davon gelegenen Inseln und vom griechischen Festland. Die griechischen Reben für die Weinerzeugung wachsen über das gesamte Land und die Inseln verstreut auf insgesamt 74.000 Hektar Land - weitere knapp 80.000 Hektar sind für die Ernte von Tafeltrauben und Rosinen kultiviert. Die Vinifizierung der Trauben ist ganz nach französischem Vorbild streng nach unterschiedlichen Anbaugebieten, den so genannten Appellations d'Origine Contrölee (AOC), eingeteilt. Obwohl dieses Herkunftssystem sehr danach klingt, als sei es dem französischen Vorbild einfach nachgeahmt, blickt es auf eine lange Geschichte zurück und verwendet die französischen Bezeichnungen lediglich, weil das griechische Alphabet und die Sprache außerhalb des Landes nicht jedem Weintrinker verständlich sind.

Weinregionen auf dem griechischen Festland

Bereits im fünften Jahrhundert vor Christus sollte jeder bestraft werden, der einen

beliebigen einfachen Wein als einen Thasos-Wein verkaufte. Siegel auf den Originalfässern aus Thasos sollten jeden Versuch eines Missbrauchs und Etikettenschwindels verhindern. Die Qualitätsweine werden heute selbstverständlich auch mit den griechischen Bezeichnungen beschriftet Onomasia Proelefseos Anoteras Poiotetos (O.P.A.P.) für trockene Qualitätsweine und Onomasia Proelefseos Elenchomenis (O.P.E.) für die gehobenen Likörweine.

Klima, Böden und Appellation

Die unterschiedlichen geographischen und klimatischen Bedingungen in den verschiedenen Anbaugebieten lassen in Griechenland eine breite Palette unterschiedlichster Weine entstehen.

Das Klima und die Böden sind auch dafür verantwortlich, dass die einzelnen Rebsorten nicht überall die gleichen Ergebnisse erbringen. So ist es im äußersten Süden der griechischen Inselwelt - auf Kreta - sehr heiß und trocken, und die Reben erhalten so viel Sonnenenergie dass die Lese hier bereits im August beginnen kann. lm Norden Griechenlands, der im Vergleich zu den Inseln kühl und feucht ist und im Winter zu tiefen Frösten neigt beginnt die Lese dagegen erst im späten September und zieht sich bis in den Oktober hinein. Trotz dieser großen klimatischen Unterschiede ist ganz Griechenland auf Grund seiner geographischen Lage und geologischen Strukturen bestens für den Weinbau geeignet. Die Böden sind vielerorts vulkanischen Ursprungs und beherbergen Marmor, Kalk und Tuff.

Ein Großteil des Landes ist von bergiger Landschaft geprägt, nur etwa 20 Prozent der Rebfläche befindet sich in

flachen Ebenen. Der Höhenunterschied zwischen denan den Küsten gelegenen Weinbergen und den Rebflächen im Gebirge beträgt bis zu 1000 Meter. Mildes Klima, gute Böden und über 3000 Sonnenstunden im Jahr bieten das ideale Ambiente für die Erzeugung von Weinen aller Qualitätsstufen. Heute gibt es in Griechenland 28 Appellationsgebiete in den zehn Anbauregionen Makedonien/Thrakien, Thessalien, Epirus, Peloponnes, lonische Inseln, Kreta, Kykladen, Agäische Inseln, Dodekanes und Mittelgriechenland. Über die Anzahl der Rebsorten, die in Griechenland angebaut werden, schrieb der Philosoph und Lyriker Vergil, es sei leichter, die Sandkörner am Meeresstrand zu zählen als alle Rebsorten.

Denn bis heute stehen in dem Land von Dionysos und Zeus über 300 Sorten im Anbau, viele von ihnen heimischen Ursprungs und mit langer Tradition - sie wurden bereits in den antiken Schriften erwähnt und ihre Namen sind seit jener Zeit überliefert. Unter den zahlreichen in Griechenland angebauten Rebsorten gehört die weiße Assyrtiko zu den edelsten. Sie erbringt vor allem auf Santorini aromatische, frische Weißweine mit angenehmer Säure, und obwohl sie besonders in den heißen Gegenden gut gedeiht, wird sie in letzter Zeit auch zunehmend im nördlich gelegenen Chalkidiki angebaut.

Aus der weißen Athiri, die in ganz Griechenland angebaut wird, werden duftige, fruchtige und weiche Weine erzeugt.

In Zitsa ist die weiße Sorte Debina vorherrschend. Auch aus ihr werden säurefrische Weine gekeltert, die zum Teil halbtrocken ausgebaut werden. Malagousia ist eine sehr alte, zeitweise aus der Mode gekommene weiße Sorte, auf die von den Winzern in den letzten Jahren wieder verstärkt zurückgegriffen wurde. Mossato oder Moscato entspricht der edlen französischen Muscat Blanc ä Petits Grains und findet sich vor allem auf den Weinbergen von Samos, Lemnos, Patras und Kefallinia. Aus ihr werden die bekannten aromatischen Likörweine und liebliche Weißweine hergestellt.

Moschofilero ist ebenfalls eine sehr aromatische Sorte, deren Beerenrosefarben sind und dem Gewürztraminer ähnliche Weine hervorbringen, insbesondere im Anbaugebiet Mantinia auf dem Peloponnes. Robola ist eine früh reifende weiße Sorte und herrscht auf den lonischen Inseln und auf Kefallinia vor. wo sie einen der besten griechischen Weißweine hervorbringt. Roditis ist die weiße Sorte des Peloponnes.

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Aus ihren ebenfalls rosefarbenen Trauben werden die berühmten Patrasweine hergestellt, die nur aus dieser Sorte bestehen dürfen. Die Roditis-Rebe gedeiht aber auch in den Höhenlagen Nordgriechenlands. Der Savatiano bildet die Grundlage für den Retsina und ist daher auch die häufigste Sorte Griechenlands. Er besetzt rund 15 Prozent der Gesamtrebfläche des Landes und steht vor allem auf den Weinbergen Mittelgriechenlands, insbesondere in Attika. Neben den geharzten Weinen werden aus ihm auch trockene Landweine erzeugt. Vilana ist die bedeutendste Sorte Kretas. Unter den roten Rebsorten finden sich außer den international bekannten Cabernet Sauvignon, Merlot und Pinot Noir in Griechenland vor allem Mavrodaphne, Agiorgitiko und Xinomavro.

Mavrodaphne bedeutet soviel wie "schwarze Lorbeer", wird im ganzen Land angebaut und bildet die Grundlage

sowohl für gute Rotweine als auch für die gleichnamigen Likörweine von Patras. Wie der Name der Rebsorte bereits ahnen lässt, gibt sie dem Wein eine tiefrote, fast schwarze Farbe. Agiorgitiko (auch St.-Georgs-Rebe) findet für den sehr fruchtigen, samtigen und ausgezeichneten Nemea-Wein vom Peloponnes Verwendung. Die besten Weine aus dem Agiorgitiko stammen von den auf den höheren Lagen gelesenen Trauben.

Sie altern sehr gut auf der Flasche. Xinomavro (auch Xynomavron) ist dagegen die Sorte des Nordens, wo sie in Makedonien/Thrakien und insbesondere in Naoussa und Goumenissa zu robusten, tanninreichen Rotweinen vergoren wird, die in der Jugend herb wirken, in der Flasche aber sehr gut heranreifen. Darüber hinaus bringt Mandilari fast schwarze, sehr tanninreiche Trauben hervor und wird hauptsächlich auf Kreta, Rhodos, Paros und Santorini angebaut. Außerdem steht noch Kotsifali, die würzige und weiche Rotweine hervorbringt, im Anbau. Mandilari und Kotsifali werden oftmals miteinander verschnitten. Die Rebsorte Limnio hat ihren Namen von der Insel Lemnos, findet sich heute aber eher auf den Weinbergen des Nordens. insbesondere auf der Halbinsel Chalkidiki.

Qualitätswein mit Herkunfrabezeichnung

AOC-Weine müssen aus einem der 28 bestimmten Anbaugebiete stammen, aus den zugelassenen Rebsorten erzeugt und nach den regionalen und traditionellen Methoden ausgebaut sein. Trockene Qualitätsweine (O.P.A.P) werden mit einer roten Banderole über dem Korken, die süßen Likörweine (O.P.E.) durch einen blauen Streifen gekennzeichnet. Diese beiden Qualitätssiegel werden vom Landwirtschaftsministerium denjenigen Flaschen zugeteilt, deren Echtheit und Qualität überprüft wurde.

Nach drei Jahren im Fass und auf der Flasche erhält der griechische Qualitätswein das Prädikat Reserve

(griech. "Epilegmenos"), nach vier Jahren Reifezeit Grande Reserve (griech. "ldika Epilegmenos").Neben den Stufen Qualitätswein, Reserve und Grand Reserve gibt es noch die Kategorie Topikos Oinos. Sie definiert die griechischen Landweine, die unter Angabe der Region, eines Bezirks oder einer Gemeinde - aus den Landweinregionen Makedonien, Thessalien, Attika, Peloponnes und Kreta - etikettiert werden.

Zudem gibt es noch die so genannten Cava Weine, die allerdings keine Schaumweine wie die aus der gleichnamigen Region in Spanien sind. Griechische Cava sind Tafelweine ("Epitrapezios Oinos") gehobener Qualität, die mindestens zwei (Weißwein) bis drei Jahre (Rotwein) im Fass gealtert werden müssen, bevor sie abgefüllt werden. Sie stehen qualitativ weit über den normalen Tafelweinen und sind oft die Spitzencuvee eines Handelshauses, vergleichbar am ehesten mit den portugiesischen Garrafeira-Weinen. Da die üblichen Tafelweine, insbesondere Retsina, den überwiegenden Teil der griechischen Weine ausmachen, wird auch nach Deutschland hauptsächlich griechischer Tafelwein exportiert, insgesamt etwa 164.000 Hektoliter pro Jahr, davon weiße und rote ungefähr zu gleichen Anteilen.

Weinregionen in Zentral und Nord-Griechenland

Unter den pro Jahr insgesamt knapp 7000 Hektolitern nach Deutschland exportierten Qualitätsweinen sind gut zwei Drittel Rotweine.

Garanten für den relativ stabilen Absatz griechischer Weine in Deutschland sind vor allem die in Deutschland lebenden knapp 400.000 Griechen und die griechischen Restaurants, von denen es etwa 10.000 gibt.

Retsina

Angeblich kannte schon der Weingott Dionysos das Verfahren zur Herstellung von Retsina: In der Antike wurden die Weine in offenen Behältern - Amphoren oder Krügen - gelagert. Zum Abdichten wurden diese innen mit Harz ausgestrichen.

Verschlossen wurde das Ganze mit einer Mischung aus Gips und dem Harz von Pinien, die den Wein haltbar machte. Und der nun luftdicht verschlossene Wein hielt sich tatsächlich über Jahre. Also glaubte man, das Harz sei maßgeblich an der Konservierung des Weines beteiligt und fügte den fertigen Weinen direkt Pinienharz zu. Seither - dies geschah vor knapp 2800 Jahren - ist der geharzte, frische und fruchtige Retsina eine Spezialität des Landes, die zu jedem Essen fast wie Wasser gereicht wird. Das Herstellungsverfahren für den Harzwein ist nicht anders als das der anderen trockenen Weißweine Griechenlands:

Während der Gärung wird der Wein lediglich noch einmal "retsiniert", also mit bis zu einem Prozent Harz von der Aleppo-Pinie versetzt, was gesetzlich geregelt und in der Europäischen Union ausschließlich griechischen Winzern erlaubt ist. Der Retsina ist der einzige Wein, der die Bezeichnung "Appellation Traditionelle"tragen darf. Nach der Gärung wird das Harz wieder aus dem Wein herausgefiltert. Die Rebsorten, aus denen der Retsina erzeugt werden darf, sind zu 85 Prozent die weißen Savatiano und Roditis. Die etwa 25.000 Hektar Rebflächen, auf denen diese Trauben für die Herstellung von Retsina zu finden sind, liegen traditionell im Südosten des Festlandes und östlich der Hauptstadt Athen.

Die Anbauzonen für den Retsina-Wein heißen Attika. Böotien und Euböa. Neben diesem international bekannten Harzwein gibt es aber auch einen roten geharzten Wein namens Kokineli, der in Griechenland ebenfalls sehr beliebt ist, aber nur selten exportiert wird. Alle großen Handelshäuser und Kellereien erzeugen Retsina, besonders empfehlenswert sind Tsantalis, Boutari, Kourtaki und Malamatina.

Makedonien/Thrakien

Im Norden erstreckt sich rund um die Großstadt Thessaloniki die Weinbauregion Makedonien/Thrakien. Sie wird unterteilt in die vier Appellationen Aminteon (Athos), Goumenissa, Naoussa und Cötes de Meliton. In dem an Niederschlägen reichen und relativ kühlen Klima werden trockene Rotweine, Perlweine und in den Cötes de Meliton auch trockene Weißweine unter den AOC der Region erzeugt. Unter den vorherrschenden und für Qualitätsweine zugelassenen Rebsorten sind Xinomavro, Negosca, Assyrtiko, Limnio, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. In drei von vier makedonischen Appellationen ist der Xinomavro die dominierende Rebsorte. In Naoussa, Goumenissa (hier in Verbindung mit der Negosca) und in Aminteon bringt die Sorte trockene, charaktervolle Rotweine hervor, in Aminteon zudem einen roten Perlwein.

Unter den Weinen aus Makedonien sind besonders die Naoussa hervorzuheben, deren Traubengut auf etwa 700 Hektar

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in Höhen von 200 bis 350 Metern an den Südosthängen des Vermio-Gebirges wächst. Die roten Naoussa sind sehr langlebig und gewinnen im Alter an Feinheit und Ausdruckskraft. Besonders zu erwähnen ist die Grande Reserve von Boutari, dem Weingiganten aus Thessaloniki, der kürzlich die Kellerei Cambas übernommen hat.

Boutari füllt neben großen Mengen von Tafelwein und den AOC-Weinen aus Naoussa auch Weine aus Goumenissa, Nemea, Paros, Santorini und den Landwein Kretikos ab. Die besten Rotweine werden bis zu zehn Jahre lang gelagert, bevor sie in den Handel kommen. Das meistverkaufte Produkt von Boutari ist der weiße Markenwein "Lac de Roches", von dem das Unternehmen über 10 Millionen Flaschen pro Jahr abfüllt. Ein weiterer Gigant in der griechischen Weinproduktion hat seinen Firmensitz ebenfalls nahe der Stadt Thessaloniki: Tsantali. Mit seinem Ouzo bekannt geworden, baute das Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten auch zunehmend auf den Weinbau.

Insgesamt produziert Tsantali etwa 18 Millionen Liter Wein pro Jahr, darunter den im Fass und auf der Flasche

gelagerten Cava Tsantali. Allein für diesen Wein stehen Lagerkapazitäten in Form von Eichenholzfässern mit einem Fassungsvermögen von 4,5 Millionen Litern zur Verfügung. Unter den verschiedenen Weinen, die von Tsantali abgefüllt werden, ist der süße lmiglykos der beliebteste. Neben diesem Markenwein und Retsina gibt es gute Qualitätslikörweine zwischen der AOC Mavrodaphne und Samos.

Sehr erfolgreich ist auch der Agiorgitikos von Tsantalis, sowohl als Weiß- als auch als Rosewein, dessen Trauben auf den Hängen des Berges Athos wachsen. Bekannte Naoussa-Weine werden darüber hinaus von der Genossenschaft Vaeni Naoussa erzeugt, einem Zusammenschluss von 300 Winzern, die insgesamt über 3200 Hektar Rebfläche verfügen. In den Cötes de Meliton auf der Halbinsel Chalkidiki erzeugt allein die Domaine Carras weiße und rote Appellationsweine aus den griechischen Sorten, dem Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Das in den 1960er-Jahren von dem Briten John Carras gegründete gleichnamige Weingut gehört mit 500 Hektar Rebflächezu den größten Weingütern Europas.

Die Domaine mit Sitz auf der Halbinsel Sithonia bei Thessaloniki verfügt mit den Cötes de Meliton praktisch über eine

eigene Appellation und baut Weißweine fast ausschließlich aus den lokalen griechischen Rebsorten aus. Unter den Rotweinen von Carras dominieren die internationalen Sorten Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Von insgesamt etwa 1,1 Millionen Flaschen, die Carras pro Jahr durchschnittlich produziert, sind 60 Prozent mit Weißwein gefüllt. lm Lager von Carras liegen weitere 3,5 Millionen Flaschen und 2000 Fässer. Die Spitzenweine von Carras sind die weißen Blanc de Blanc und Melissanthi sowie die roten Limnio und Chäteau Carras. In besonders guten Jahrgängen bringt Carras eine tiefgründige, samtige und überaus elegante Tete de Cuvee heraus.

Thessalien und Epirus

Im südlich von Makedonien anschließenden Thessalien heißen die beiden Anbaugebiete mit Appellationsrang Anchialos und Rapsani und liegen in unmittelbarer Nähe des Berges Olymp. In Thessalien finden sich auf etwa 10.000 Hektar Land Rebkulturen. In Anchialos, auch Nea Agchialos genannt, gedeihen nahe der Ostküste Griechenlands am Pagassitischen Golf auf einer Fläche von 600 Hektar die weißen Sorten Roditis und Savatiano, aus denen der trockene weiße AOC-Wein erzeugt wird. lm Vorgebirge des Olymp stehen im AOC-Gebiet Rapsani Xinomavro, Krassato und Stavrota im Anbau, deren Weine sich gut für den Ausbau in Holzfässern eignen.

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Im nur 1000 Hektar großen Anbaugebiet Epirus gibt es nur die AOC Zitsa, die für ihre

trockenen Weißweine aus der Debina-Traube bekannt ist. Darüber hinaus kommt aus Epirus der herausragende Tafelwein Katoi de Metsovo, der aus dem Cabernet Sauvignon bereitet wird und zu den besten Rotweinen Griechenlands zählt. Das Traubengut für den Katoi wächst in 1000 Metern auf den höchsten Weinbergen Griechenlands.

Mittelgriechenland

Kantza heißt das einzige AOC-Gebiet Mittelgriechenlands. Hier werden trockene Weißweine aus der Savatiano-Traube gekeltert, deren Ertrag hier aber zu 90 Prozent zu Retsina verarbeitet wird. In Mittelgriechenland finden sich auch die großen und bekannten Erzeuger des Landes: Insbesondere die Giganten Kourtakis und Cambas sind vielen Weintrinkern ein Begriff. Kourtakis ist der führende Produzent von Retsina-Weinen - 50 Prozent aller geharzten Weine Griechenlands werden von dem unangefochtenen Marktführer vermarktet.

Insgesamt füllt Kourtakis, dessen Hauptsitz sich in Attika befindet, 470.000 Hektoliter Wein pro Jahr ab. Die Kellerei erreicht einen Absatz von jährlich 65 Millionen Flaschen, darunter auch die AOC-Weine lmiglikos Limnios, lmiglikos Nemea, Samos Muscat und Mavrodaphne sowie Landweine aus Kreta.

Peloponnes

Der Peloponnes teilt sich in zwei klimatisch unterschiedliche Regionen: Der Westen ist reich an Regen, während im Osten eher Trockenheit vorherrscht. Auf der großen "lnsel", die durch den Kanal von Korinth vom griechischen Festland getrennt ist, gibt es sechs Anbaugebiete mit Appellationsstatus:

Mantinia, Nemea, Patras, Mavrodaphne von Patras, Patras-Muscatund Rion-Muscat. Bis auf die Rebflächen von Nemea und Mantinia, die beide in den bis zu 450 Meter hohen Bergen im Inland des Peloponnes liegen, befinden sich die Weinbaugebiete entlang der Küste des Golfs von Korinth und am lonischen Meer. Wie die Namen bereits verraten, beziehen sich die Herkunfts- und Qualitätssiegel in den beiden letztgenannten Anbaugebieten auf Muscatweine aus dem Gebiet rund um die Stadt Patras am nordöstlichen Rand des Peloponnes. Patras selbst ist mit 3500 Hektar Rebfläche das größte Untergebiet auf dem Peloponnes.

Aus diesem stammt der Appellationswein aus der Roditis-Rebe, ein trockener Weißwein. Darüber hinaus gilt die AOC Patras auch für Wein aus der Rebsorte Mavrodaohne und für Muscatweine. lm Anbaugebiet Nemea werden unter der Herkunftsgarantie gut strukturierte, kräftige Rotweine aus Agiorgitiko (St. Georg-Rebe) erzeugt, etwas Cabernet Sauvignon steht ebenfalls im Anbau. Gute Nemea-Weine erzeugen Papagiannou sowie die gleichnamige Winzergenossenschaft, die das Traubengut von 1600 Hektar verarbeitet. Die Etiketten vieler Nemea-Weine zeigen Herkules, der den Nemeischen Löwen bezwungen haben soll.

Einer der besten Weine der Region ist der Meden Agen aus dem jungen, dynamischen und aufstrebenden Weingut

Papantoni, das etwas außerhalb der AOC-Zone liegt. Der gut lagerfähige, zu großer Eleganz heranreifende Wein ist im Barrique ausgebaut, darf aber nur als Tafelwein etikettiert werden. ln Mantinia ist der AOC-Wein ein trockenes Erzeugnis aus der Moschofilero-Traube. Peloponnes ist das größte Anbaugebiet in Griechenland, und einer der alteingesessenen Erzeuger in Peloponnes ist die Kellerei Achaia Clauss. 1861 von dem Bayer Gustav Clauss gegründet, füllt Achaia Clauss heute unter anderem den bekannten Demestica ab.

Weinregionen auf dem Peloponnes

Von diesem Markenwein werden im Jahr durchschnittlich etwa 12 Millionen Flaschen im In- und Ausland verkauft. Die Rotweine, deren Traubengut auf den direkt der Kellerei gehörenden etwa 10 Hektar Weinbergen wächst, werden als Chäteau Clauss etikettiert. Das restliche Lesegut stammt von den Weinbergen rund um Patras, die von kleinen Winzern bearbeitet werden. Mehr als die Hälfte aller Clauss-Weine werden außerhalb Griechenlands verkauft, und 70 Prozent dieser Exporte gehen nach Deutschland.

Ionische Inseln

Die lonischen Inseln umfassen die AOC-Gebiete Robola, Mavrodaphne und Muscat de Kefallinia. Die Hekunftskategorien beziehen sich auf die verwendeten Rebsorten, aus denen auf der Insel Kefallinia der trockene weiße Robola, der rote Mavrodaphne und der weiße Muscat gekeltert werden. Zudem gibt es auf den Nachbarinseln Zakynthos, Korfu und Lefkas Weinbau. Auf Zakynthos wird etwa der bekannte weiße Verdea erzeugt.

Kreta

Kreta ist die südlichste und größte der griechischen Inseln. Sie ist unterteilt in die Appellationsgebiete Archanes, Daphnes, Peza und Siteia. Lediglich fünf Prozent der auf Kreta erzeugten Weine sind aber auch als Appellationswein klassifiziert. Vorherrschend ist die Liatiko-Rebe, aus der in Daphnes und Siteia sowohl rote Tisch- als auch Likörweine erzeugt werden. ln den Anbaugebieten Archanes und Peza entstehen elegante trockene Rotweine aus den Sorten Kotsifali und Mandilari, in Peza ist außerdem ein trockener Weißwein, der aus der typischen kretischen Rebsorte Vilana gekeltert wird, als AOC-Wein anerkannt.

Ein bedeutender Erzeuger auf Kreta ist die Agrargenossenschaft lraklion mit Sitz in der gleichnamigen Hauptstadt

der Insel (zu deutsch: Heraklion). Die Weine der Genossenschaft werden als "El Greco" in Erinnerung an den spanischen Künstler griechischer Herkunft vermarktet und aus den typischen kretischen Sorten Vilana, Mandelari und Kotsifali gekeltert. Neben trockenen weißen und roten Weinenproduziert lraklion auch Süßweine aus Malvasia und Retsina-Spezialitäten. Insgesamt füllt die Genossenschaft jährlich etwa 32.500 Hektoliter Wein ab, von denen gut zwei Drittel exportiert werden.

Kykladen

Die Kykladen - etwa sechs bis acht Fährstunden südöstlich von Athen gelegen - weisen zwei AOC-Bereiche auf: Paros und Santorini (Thira). Auf der Vulkaninsel Santorini ist unter den AOC-Weinen die Erzeugung weißer Assyrtiko-Weine vorherrschend, auf Paros werden ein trockener roter Wein aus Monemvasia und ein weißer Mandelaria als AOC-Weine abgefüllt. Zudem wird auf Santorini die Sorte Assyrtiko mit Aedani und Athiri zu einem weißen Likörwein verschnitten. Die Insel ist auch für den Vinsanto bekannt, einen süßen Wein, der aus sonnengetrockneten Trauben gekeltert wird.

Eine Besonderheit des Weinbaus auf Santorini sind die nahe am Boden "geflochtenen" Ranken und Reben.

Durch diese niedrige Erziehung der Pflanzen können sie den starken Winden trotzen, die über die 300 Meter hoch gelegenen Ebenen fegen. Auch auf den anderen Kykladen-lnseln wird Wein erzeugt, insbesondere auf Naxos, der größten Insel, doch gelangen diese Weine kaum über die Kykladen und Griechenland hinaus, da sie in den Ortschaften der lnseln von den vielen Touristen getrunken werden.

Ägäische Inseln

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Lemnos, Muscat und Samos heißen die Appellationsgebiete der ägäischen Inseln. Sämtliche AOC-Definitionen beziehen sich auf Muscat-Weine, die von den Inseln kommen: Auf Lemnos sind es trockene Weißweine, in den beiden anderen AOC bezieht sich die Herkunftsgarantie auf Likörweine. 95 Prozent der Anbaufläche von Samos bedeckt die Muscatrebe, aus der die unterschiedlichen süßen Likörweine gekeltert werden. Es gibt einen "Samos Doux", der aus unvergorenem Traubensaft und Wein destillat erzeugt wird, einen "Samos Vin Doux", der aus sonnengetrockneten Trauben gekeltert wird, und einen "Samos Vin Doux Naturel Grand Cru", bei dem die Gärung durch die Zugabe von Weindestillat abgestoppt wird. Die besten Vins Doux aus Samos reifen in Holzfässern.

Außerdem findet man auch auf den lnseln Lesbos und Chios Weinbau, doch bleibt Samos nicht nur auf Grund seines AOC-Status, sondern auch wegen seiner 2300 Hektar Rebfläche das bedeutendste Gebiet in der Agäis. Auf Lesbos sind 1150 Hektar mit Reben bepflanzt, auf Lemnos 730 Hektar. Der Muscatwein von Lemnos wird aus der Rebsorte Muscat de Alexandria gekeltert und zeichnet sich durch seinen goldenen Farbton aus. Aus der gleichen Rebsorte werden auf Lemnos auch trockene und liebliche, fruchtig-frische Weißweine hergestellt, die unter dem Namen lmiglykos Lemnos bekannt sind.

Dodekanes

Rhodos ist das Zentrum der Dodekanes-lnseln am Ostrand Griechenlands, die in Sichtweite der türkischen Westküste liegen. Die beiden für die Dodekanes definierten AOC-Gebiete beziehen sich auf die Hauptinsel: Rhodos und Muscat de Rhodos. Als AOC Rhodos dürfen ein trockener Weißwein aus der Athiri-Rebe und ein trockener Rotwein aus der Mandelaria-Rebe etikettiert werden.

Ein bedeutender Weinerzeuger auf Rhodos ist die Genossenschaft Compagnie Agricoleet lndustrielle de Rhodes

(C.A.|.R), die das Traubengut ihrer auf 1500 Hektar arbeitenden Mitglieder vinifiziert. Unter den AOC-Weinen sind der Chevalier de Rhodes, der weiße llios und der Markenwein Moulin auch bei uns bekannt.