Weinbau am Bosporus

Die Türkei ist ein Land mit einer der größten Rebflächen der Welt, 600.000 Hektar der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind mit Weinreben bestockt. Doch nur rund drei Prozent der jährlichen Traubenernte werden zu Wein weiterverarbeitet, der Rest dient der Tafeltrauben und Rosinenproduktion. In der Erzeugung von Tafeltrauben ist die Türkei führend in der Welt, und bei der Herstellung von Rosinen wird das Land am östlichen Mittelmeer nur noch übertroffen von Kalifornien, wo riesige Rebflächen im Central Valley der Rosinenproduktion gewidmet sind.

Die türkischen Anbaugebiete für Weintrauben, also solche Trauben, aus denen Wein vergoren wird, befinden sich vor

allem im Nordwesten rund ums Marmarameer, weiter südlich an der Agäis im Hinterland von lzmir, in Zentralanatolien bei Ankara und in Ostanatolien. Die klimatischen Bedingungen zwischen den Anbaugebieten können sich stark unterscheiden. Während die westlichen Weinbauregionen mediterranen oder gemäßigt kontinentalen Einflüssen ausgesetzt sind, müssen die Reben in Anatolien mit denr extrem harten Wintern kämpfen, in denen die Temperaturen bis zu -25°Celsius absinken können.

Neben den türkischen Rebsorten Oküzgözü, Bogazkere, Narince, Yapincak und Papazkarasi werden die internationalen Sorten Pinot Noir, Gamay, Grenache, Carignan, Clairette, Riesling und Semillon angebaut. Aus ihnen entsteht eine breite Palette an Rot-, Rose- und Weißweinen. Auf Grund der geringen Niederschläge liegen die Durchschnittserträge bei nur 35 Hektoliter pro Hektar Rebfläche.

Ein Viertel der jährlichen Weinproduktion wird zu Raki destilliert, einem klaren Branntwein mit Anisaroma.

Der Rest wird in den türkischen Urlaubsgebieten abgesetzt oder exportiert, vornehmlich nach Deutschland. Bedeutendste Erzeugerin der Türkei sind das staatliche Weingut Tekel, das mehr als 20 Weinkellereien besitzt. sowie die Privatkellereien Doluca und Kavaklidere. Die Türkei ist altes Weinbauland: Ganz im Nordosten an der Grenze zu Georgien und Armenien ist der Weinbau durch archäologische Zeugnisse bereits für die Zeit um 3000 vor Christus nachgewiesen.