In den Tälern der Alpen
Trotz seiner bescheidenen Größe bietet der Schweizer Weinbau einige Superlative in der Welt des Weins. Zwar sind alle Schweizer Weinberge zusammengenommen noch kleiner als allein das deutsche Anbaugebiet Baden, doch die Schweiz besitzt die schönsten und spektakulärsten Weinberge der Welt und die am höchsten gelegenen Europas noch dazu. Die Schweiz ist ein sehr vielfältiges Land. Sie zerfällt in vier Sprachgebiete, in denen jeweils Deutsch, Französisch, ltalienisch und in geringem Umfang das alte Rätoromanisch gesprochen wird.
Vielerorts wird hier alles in zwei verschiedenen Sprachen bezeichnet, seien es Orts-, Verkehrs- und Werbeschilder, Speisekarten oder sonstige Hinweise. Die Schweiz als reines Hochgebirgsland ist von märchenhafter landschaftlicher Schönheit. Es ist klar, dass dieses zerklüftete Land dem Weinbau keine Flächen zur Verfügung stellen kann, wie man sie beispielsweise aus Rheinhessen, Bordeaux, Südfrankreich oder der Neuen Welt kennt. In der Schweiz hat sich der Weinbau auf klimatisch ganz besonders günstige Nischen zurückgezogen. Manche Anbaugebiete sind nur wenige Hektar groß.
Die Weinrebe gehört zur natürlichen Vegetation der engen Schweizer Flusstäler - die ältesten archäologischen
Zeugnisse bestehen aus 5000 Jahre alten Traubenkernen. So fanden die Römer an den günstigsten Lagen bereits Wildreben vor, als sie im Rahmen der Eroberung Galliens im Jahre 51 vor Christus zunächst die Westschweiz und im Jahre 15 vor Christus die Provinz Raetia und damit die Ostschweiz besetzten. Wie überall in den besetzten Gebieten, wo Klima und Böden dies zuließen, kultivierten sie die vorgefundenen Reben und begründeten damit den Weinbau in der Schweiz.
Heute stehen knapp 15.000 Hektar unter Reben und liefern Jahr für Jahr ziemlich konstant mehr als eine Million Hektoliter Wein. Dabei handelt es sich in aller Regel um fruchtige, leichte Weißweine, die nur in geringen Mengen in den Export gelangen. lm Gegenteil: Die Schweizer Produktion vermag noch nicht einmal die Inlandsnachfrage zu decken, deshalb führt die Schweiz auch größere Mengen an Wein ein - insbesondere aus Frankreich. Die Knappheit der Schweizer Weine vermag gemeinsam mit dem enormen Aufwand, der zur Bewirtschaftung der teilweise halsbrecherisch steilen Lagen erforderlich ist, die hohen Preise der Gewächse aus dem Alpenland zu erklären. Der Schweizer Weinbau ist frei von dem Regelungsdickicht der EU, das den Winzern der Nachbarstaaten die Grundlagen ihrer täglichen Arbeit genau vorschreibt.
Das eidgenössische Weingesetz erlaubte beispielsweise traditionell das Mischen von einheimischen mit ausländischen
Rotweinen, um den heimischen Kreszenzen mehr Farbe, Körper und Alkohol zu verleihen. Heute hat das Weingesetz diese Praxis allerdings weitgehend eingeschränkt, sie ist nur noch in geringem Umfang für Rotweine zulässig, wenn der fremde Wein von besonders hoher Qualität ist. Verbesserung ist zulässig und auch allgemein gängige Praxis, wobei Schweizer Wein um bis zu drei Volumenprozent Alkohol chaptalisiert werden darf. Ausbau in Eichenfässern findet nur bei den besten Weinen statt, da die überwiegende Anzahl der leichteren Gewächse davon nicht profitieren würde.
Nach dem Schweizer Weingesetz, das in allen Kantonen Geltung hat, sind die Erträge von weißen Trauben auf 1,4 Kilogramm je Quadratmeter oder 14 Tonnen je Hektar, von roten Trauben auf 1,2 Kilogramm je Quadratmeter Ertragsfläche (12 Tonnen je Hektar) begrenzt. Das entspricht relativ hohen Hektarerträgen von 105 Hektolitern pro Hektar beim Weißwein und 85 Hektolitern pro Hektar beim Rotwein. In einzelnen Kantonen gibt es darüber hinaus regionale Regelungen, die zum Teil weit engere Grenzen setzen. lm Gesamtdurchschnitt liegen die Hektarerträge denn auch nur bei moderaten 70 Hektolitern pro Hektar Anbaufläche.
In den letzten Jahren hat man ein System der Herkunftsbezeichnungen eingeführt, das sich stark am französischen System der Appellation d'Origine Contrölee orientiert und auch so heißt.
Geographie und Klima
Die Weinberge in der Schweiz finden sich am Genfersee (Lac Leman), entlang des oberen Rhönetals, rund um den Lac de Neuchätel, im Tal der Aare, im Tessin, rund um den Zürichsee sowie im Rheintal. Die bedeutendsten Rebanlagen liegen in den Kantonen Valais (Valais), der über mehr als ein Drittel der gesamten Schweizer Rebflächen beheimatet, sowie im Vaud (Waadt) mit einem weiteren Viertel der Anbaufläche.
Genf (Genöve) verfügt über knapp ein Zehntel der Gesamtrebfläche.
Das restliche knappe Drittel verteilt sich auf die vielen kleineren Weinbaugebiete. Auf Grund der Lage in den Alpen ist der Weinbau auf besondere kleinklimatische Nischen angewiesen, die er insbesondere an den großen Alpenseen und in den Flusstälern findet, durch die die warme Föhnluft fließt. Die Hänge sind vor allem im Süden und Westen der Schweiz teilweise so steil, dass alles in Handarbeit gemacht werden muss - ein äußerst aufwändiges und nicht ungefährliches Unterfangen, denn Hangneigungen von 90 Prozent sind an einigen Stellen keine Seltenheit. Das größte Problem ist hier die Erosion. Nicht selten müssen nach starken Regengüssen die Böden von Hand wieder in die steilen Rebterrassen eingebracht werden.
lm Nordosten der Schweiz sind die Lagen oder Terrassen meist flacher, sodass in begrenztem Umfang Maschinen eingesetzt werden können. lm Schnitt liegen die Weinberge in der Schweiz in bis zu 750 Metern Höhe. Einer der höchst gelegenen Weinberge Europas befindet sich bei Visperterminen in 1100 Metern Höhe. Die Nachteile der Höhenlage werden jedoch durch die intensive Sonneneinstrahlung ausgeglichen, die bis zu 2500 Stunden im Jahr erreichen kann. Probleme gibt es vor allem im Südwesten durch Dürre, denn die Alpenmassive im Süden und Westen lassen einfach keine Regenwolken passieren. Deshalb ist hier in begrenztem Umfang Bewässerung zulässig.
Die Rebsorten
Unter den weißen Reben ist der Chasselas - im badischen Markgräflerland als Gutedel bekannt - die verbreitetste Sorte. Der Chasselas kommt auf fast 45 Prozent der Gesamtrebfläche und liefert rund 60 Prozent aller Schweizer Weine. Er überwiegt insbesondere in der Westschweiz. ln der Ostschweiz dominiert dagegen der Müller-Thurgau, hier Riesling x Sylvaner genannt -ein Name, der auf Grund neuerer gentechnischer Untersuchungen ampelografisch auf Dauer wohl nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Neben diesen Hauptsorten gibt es eine breite Palette von Rebsorten, die sich in den Weinbergen der Schweiz wohlfühlen und gut gedeihen.
Im Valais, der größten und bedeutendsten Weinbauregion der Schweiz, werden über 30 verschiedene Rebsorten
angepflanzt, vor allem der Sylvaner, der hier als Johannisberg bezeichnet wird, der Grauburgunder, den die Schweizer Malvoisie nennen, die Marsanne von der Rhöne Septentrional (auch Ermitage genannt) sowie die einheimischen Sorten Petite Arvine und Amigne. Darüber hinaus besitzen Muscat du Valais (Muscat Blanc ä Petits Grains), Petit Rhin (Riesling), Pinot Blanc, Chardonnay, Gewürztraminer, Sauvignon Blanc, Semillon und Aligote regionale Bedeutung. Unter den Rotweinen überwiegt der Spätburgunder, der in fast allen Anbaugebieten mit Ausnahme des Ticino die meisten Rotweine stellt.
Einige andere rote Rebsorten finden dagegen nur regional den richtigen Boden, das geeignete Klima und das Interesse der Winzer. So wird etwa der Gamay ausschließlich in der Westschweiz angebaut. Dies allerdings im großen Stil, denn im Sortenspiegel der gesamten Schweiz liegt er ander Spitze. Im Ticino hingegen wird fast ausschließlich Merlot angebaut. Lokal wichtige einheimische Rotweinsorten sind der feine Cornalin und der kräftige Humagne Rouge, beide aus dem Valais.
Genf
Das Weinbaugebiet ist das südwestlichste der Schweiz und grenzt direkt an die französische Region Savoyen. In Genf wachsen Chasselas, Gamay, Chardonnay, Aligote und Pinot Noir auf steilen Terrassen am See, an der Rhöne und am linken Ufer des Flusses L'Arve.
Das Gebiet beginnt am südlichen Ende des Genfersees und zieht sich an der Rhöne nach Süden und an der Arve nach
Südosten. Am rechten Ufer der Rhöne wachsen die Reben auf den Ausläufern des Jura, am linken Ufer gedeihen sie auf parzellierten Terrassen über dem Fluss. Damit wird Genf in drei Untergebiete eingeteilt: Mandement nördlich der Rhöne und am Genfersee, das linke Ufer der Rhöne und die Weinbauflächen an der Arve. Als Ursprungsbezeichnungen gelten die Namen der Rebsorten in Verbindung mit dem Namen des Kantons, beispielsweise AOC Chasselas de Genöve. Diese umfasst die Weingärten zwischen den Orten Satigny, Peissy, Chouilly, Russin, Dardagny, Lully, Choulex und Jussy.
Oft wird auch noch die traditionelle Ursprungsbezeichnung Perlan für Chasselas aus Genf benutzt. Zudem werden hier folgende AOC-Weine angeboten: Gamayde Genöve, Riesling x Sylvaner de Genöve, Chardonnay de Genöve, Aligote de Genöve, Pinot Gris de Genöve, Pinot Blanc de Genöve. Pinot Noir de Genöve und Gewürztraminer de Genöve. Darüber hinaus werden einige Weine zusätzlich mit den Gemeindenamen bezeichnet, aus denen sie stammen. Im Anbaugebiet Genf gelten Jaques und Christoph Dupraz, Claude Ramu, die Domaines des Balisiers und das Weingut Les Perriöres als zuverlässige Erzeuger.
Vaud
Das Vaud erstreckt sich von den südlichen Ausläufern des Neuenburgersees bis zum nördlichen Ufer des Genfersees, das es vollständig umfasst. Hier liegen auch die bedeutendsten Rebflächen des Vaud.
Der Chasselas spielt die herausragende Rolle unter den Rebsorten.
Das an Wein- und Schlossgütern reiche Vaud bietet dieser Traube die geeignetsten Lagen. Die stellenweise halsbrecherisch steilen Hänge am Ufer des Genfersees mit ihren spektakulären Terrassen sind nur ein Beispiel für die landschaftlich reizvolle Gegend. Das Vaud zeichnet sich durch das gebirgige Umland aus: Alpen und Jura begrenzen es im Osten und Westen, die Seen bilden seine natürlichen Grenzen im Norden und Süden. Das Vaud ist in vier Weinbauregionen unterteilt, die eine eigene Ursprungsbezeichnung tragen dürfen: Bonvillars, La Cöte, Lavaux und Chablais. Diese Appellationen gelten ausschließlich für Weißweine. Für Rotwein wurde die AOC Salvagnin geschaffen.
Zur kleinen AOC Bonvillars gehören die Weinbaugebiete Cötes de l'Orbe und Vully im Einzugsbereich des Neuenburgersees. La Cöte umfasst die Städte und Gemeinden zwischen Morges und Nyon am Genfersee. Der Chasselas aus dieser Gegend ist trocken, ebenso blumig wie zart und elegant. Der beste stammt aus der Gemeinde Morges. Die AOC Lavaux gilt für die Gemeinden Lutry bis Vevey-Montreux am Genfersee. Hier läuft der Chasselas zur Höchstform auf und liefert seine vielleicht besten Weine überhaupt.
Dezaley Grand Cru und Calamin Grand Cru von den weltberühmten Steilterrassen über dem See sind höchst
substantielle Weine, die einige Jahre Flaschenreife mit Komplexität und Tiefe vorweisen. Die AOC Chablais erstreckt sich von Villeneuve am Ostende des Genfersees bis Bex, einem kleinen Ort 20 Kilometer die Rhöne aufwärts. Hier stehen die Reben an den Abhängen am rechten Ufer der Rhöne. Rebsorte Nummer eins ist auch hier der Chasselas. Unter der AOC Salvagnin kommen höherwertige Rotweine auf den Markt. Sie bestehen aus Gamay, Pinot Noir oder aus beiden Sorten und sind fruchtig und geschmeidig.
Zudem stehen Sylvaner, Chardonnay, Pinot Gris und Pinot Blanc im Anbau. Die bekanntesten Erzeugerin der Waadt sind die Weingüter Schenk, Henri Badoux, Chevalley, Hammel SA, Louis Bovard SA, Henri Cruchon, Fonjallaz, Luc Massy, Chäteau la Tour Marsens und Jean & Pierre Testuz.
Valais
Das Valais ist das bedeutendste Anbaugebiet der Schweiz. Seine Weinberge umfassen einzelne Lagen auf dem linken Ufer der Rhöne gegenüber dem Chablais und erstrecken sich von Martigny aus, wo die Rhöne einen scharfen Knick macht, beiderseits flussaufwärts über Sion bis zu den Hochlagen bei Visperterminen am Oberlauf der Rhöne.
Hier liegen sie in atemberaubenden Steilterrassen hoch über dem noch nahezu quellreinen Fluss, der 50 Kilometer weiter nordöstlich am Fuße des St. Gotthard in den Hochalpen entspringt. Das Klima im Valais ist das trockenste in der gesamten Schweiz. Die Böden sind karg und damit ideal für die hier kultivierten Reben. Hier werden die Ursprungsbezeichnungen wieder auf die Rebsorten bezogen, beispielsweise AOC Fendant du Valais für Weine aus dem Chasselas, der hier im Valais als Fendant bezeichnet wird.
Darüber hinaus stehen noch eine ganze Anzahl weiterer Rebsorten im Anbau, aus denen eine breite Palette von Weinen
erzeugt wird - von leichten trockenen Weißweinen bis zu dunkelgoldenen süßen Spätleseweinen, den Fletriweinen, und von leichten, süffigen Rotweinen bis hin zu konzentrierten, kräftigen Gewächsen. Dazu stehen beiden weißen Sorten Johannisberg (Sylvaner), Malvoisie (Grauburgunder), Muscat Blanc ä Petits Grains, Chardonnay, Ermitage (Marsanne) sowie die lokalen Heida, Humagne Blanche, Petite Arvine und Amigne zur Verfügung, aus denen komplexe Weißweine erzeugt werden. Bei den roten Sorten stehen im Valais Pinot Noir, Gamay, Syrah und die Lokalsorten Humagne Rouge und Cornalin im Vordergrund.
Eine Spezialität des Valais ist der Döle, ein Verschnitt aus überwiegend Pinot Noir, etwas Gamay und anderen roten Sorten. Die Anforderungen an das Mindestmostgewicht sind hoch, sodass der Döle ein fruchtiger, hochwertiger Rotwein ist, dessen Spitzen zu den besten Weinen der Schweiz gezählt werden müssen. Wird der Döle weiß gekeltert und nach Weißweinart bereitet bezeichnet man ihn als Döle Blanche. Ein reinsortig aus Pinot Noir hellgekelterter Wein mit blassrosa Farbe wird dagegen als Gil-de-Perdrix (franz. "Reb-huhnauge") bezeichnet. Einige Gemeinden im Valais sind besonders klassifiziert, sodass sie ihren Namen an die Stelle der Region setzen dürfen.
Der bekannteste dieser Orte ist Sierre, von der der wohl beste Döle-Wein kommt, der AOC Döle de Sierre.
Die bedeutendsten Erzeuger im Valais sind die mächtige Genossenschaft Provins Valais, die Domaine du Mont d'Or sowie die Weingüter Charlens Bonvin, Caves Imesch, Simon Mayeet Fils, Michel Clavin, Rouvinez Vins, Gillard, Varone und die Oscar Chanton AG.
Neuchatel, Fribourg und Bern
Die Stadt und der See Neuchätel (Neuenburg) waren für die gesamte Region die Namensgeber. Die Weinberge von Neuchätel finden sich am nordwestlichen Ufer des Neuenburgersees, wo sie sich in idealer Exposition zur Sonneneinstrahlung befinden.
An einigen Stellen beeindrucken steile Hanglagen, an anderen Orten liegen die Rebflächen auf sanften, von den Bergen
bis zum Ufer heranreichenden Arealen. Im 600 Hektar großen Anbaugebiet Neuchätel werden vorwiegend Weißweine aus Chasselas und Rotweine aus Pinot Noir gekeltert. Zudem ist Neuchätel die eigentliche Heimat des Gil-de-Perdrix, der wie im Valais aus roten Spätburgundertrauben ohne Maischegärung gewonnen wird und dadurch seine helle Rosefarbe erhält. Die Bezeichnung bezieht sich darauf dass dieser Wein die Farbe des hellroten Auges eines Rebhuhns hat. In Neuchätel pflegen die Winzer zudem Pinot Gris, Chardonnay und Riesling xSylvaner.
Bekannte Erzeuger sind die Caves Chatenay-Bouvier, Chäteau d'Auvernier und die Domaines de Montmollin sowie de l'Höoital Pourtales. Östlich des Lac de Neuchätel liegen die Weinberge des Anbaugebietes Fribourg. 110 Hektar stehen unter Reben. Die größten Rebflächen liegen rund um den Mont Vully zwischen Neuenburger- und Murtensee, einige kleinere Areale weiter südlich am Neuenburgersee. Der Chasselas, der mehr als drei Viertel der Gesamterzeugung ausmacht, wird hier als AOC Vully etikettiert, gegebenenfalls unter Hinzufügung eines Ortsnamens.
Der Rest entfällt auf Rotweine aus dem Pinot Noir und dem Gamay, vereinzelt stehen auch Riesling x Sylvaner,
Pinot Blanc, Pinot Gris und Gewürztraminer im Anbau. Bern ist ein recht kleines Anbaugebiet, das nur 250 Hektar Rebflächen umfasst, die zudem auch noch weit voneinander entfernt liegen. Die meisten Reben stehen auf Terrassen rund um den Bielersee. Der Rebsortenmix besteht aus 80 Prozent Chasselas, ein wenig Riesling x Sylvaner, etwas Chardonnay. Pinot Gris und Gewürztraminer. Schließlich gehören zu Bern auch noch die Weinberge am Thunersee zwischen Thun und Interlaken etwa 50 Kilometer weiter östlich. Hier stehen vor allem Pinot Noir und Riesling x Sylvaner im Ertrag. Wichtigster Erzeuger ist das Rebgut der Stadt Bern.
Ticino
Das Ticino, benannt nach dem gleichnamigen Fluss, erstreckt sich von Giornico und Malvaglia über Biasca und Bellinzona bis nach Locarno am Lago Maggiore und setzt sich südöstlich rund um Lugano und den Lago di Lugano bis Chiasso fort. Hier befindet man sich in der italienischsprachigen Schweiz. Folglich heißt die AOC hier Denominazione di Origine Ticino. In den Weinbergen dominiert - im Gegensatz zu den anderen Anbaugebieten in der Schweiz - der Merlot.
In mediterranem Klima und bei ausreichender Wasserversorgung entstehen durchweg samtige, vollmundige und elegante Weine mit dezenten Tanninen, deren bessere durch den Ausbau im Eichenfass noch verfeinert werden, sodass ein paar Jahre Lagerung auf der Flasche ihnen sehr zugute kommt. Einige der Merlotweine tragen auf ihrem Etikett das Qualitätsmerkmal VlTl, das eine amtliche Garantie für die Güte des enthaltenen Gewächses darstellt. Die Auszeichnung VlTl erhält ein Wein nur dann, wenn er von einer amtlichen Prüfungskommission 61 von 85 möglichen Bewertungspunkten zugesprochen bekommt.
Die besten Merlots aus dem Ticino können sich international mit den größten Weinen aus dieser Rebsorte messen. Die 900 Hektar werden von 6000 Winzern bearbeitet. Folglich ist das Genossenschaftswesen straff organisiert. Neben der lokalen Winzergenossenschaft Vinattieri Ticinesi sind die Weingüter Eredi Carlo Tamborini, Angelo Delea, Daniel Huber und die Fratelli Valsangiacomo von Bedeutung.
Ostschweiz
Die deutschsprachige Ostschweiz umfasst acht Weinbaugebiete. Von Westen nach Osten sind dies:
Jura, Basel, Aargau, Zürich, Schaffhausen, Thurgau, St. Gallen und Graubünden. Einige dieser Gebiete sind winzig und umfassen nur wenige Hektar die größten sind Zürich mit rund 630 Hektar, Schaffhausen mit ca. 500 Hektar, Aargau mit 400 Hektar, Graubünden mit sehr verstreut liegenden knapp 380 Hektar und Sankt Gallen mit ca. 22O Hektar, von denen einige auf dem Gebiet des benacnbarten Liechtenstein liegen. Die AOC-Regelung scheint hier noch nicht überall so recht gegriffen zu haben, denn die Anbaugebiete sind weiterhin in einzelne "Weinbaue" aufgegliedert, und die besten Weine werden wie in Deutschland üblich unter der Angabe eines Lagennamens etikettiert.
Ein zuverlässiges Gütesiegelist die Prüfplakette "Attestierter Winzer-Wy", die höhere Qualität garantiert.
Hauptrebsorten sind Riesling x Sylvaner, der, obwohl er in Geisenheim im Rheingau entstanden ist, hier doch seine eigentliche Heimat hat, sowie der vielfach als Clevner bezeichnete Blauburgunder (Pinot Noir). Der Blauburgunder kann in guten Jahren samtige, körperreiche Rotweine erbringen, deren Spitzen gut auf den Ausbau in Barriques ansprechen. Unter der Bezeichnung "Süßdruck" produzieren die Ostschweizer Winzereine breite Vielfalt an Roseweinen, die wie der Gil-de-Perdrix aus Blauburgundertrauben hell gekeltert werden.
Sie sind zart und fruchtig und sehr beliebt unter den Freunden von Weißherbstweinen deutscher Prägung. Zudem werden an den Ufern des Zürichsees, des Bodensees und am Rhein Grauburgunder, Gewürztraminer sowie als Spezialität der lokale Räuschling kultiviert, der herbe Weißweine mit typischem Ananasbukett erbringt. Zu den bekannteren Erzeugern in der Ostschweiz zählen die Weingüter Schlossgut Bachtobel, Ruedi Honegger, Ruedi Baumann, Urs Picher, Rutishauer Weinkellerei, Schloss Salenegg, Andreas Meier - Zum Sternen, Gian-Battista von Tscharner, Peter Wehrli, Nussbaumer in Aesch und Hans Schlatter.